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GRONER TOR STRASSE/NEUSTADT
Die Groner Tor Straße umfaßt heute den
historischen Bereich des inneren Westtores
(vgl. auch Groner Straße) und des äußeren
Westtores (vgl. auch: Die westlichen Stadt-
gebiete). Sie besitzt in ihrem östlichen
Abschnitt die überkommene trichterförmige
Verengung mit Richtung auf das innere Tor
(Leinebrücke) und auf der Südseite eine
planartige Erweiterung, die sich aus der
topographischen Situation, dem mittelalter-
lichen Wegesystem und der historischen
Nutzung des Bereichs erklärt: An dieser
Stelle floß die „Alte Leine” oder „Kuhleine”
über die Straße (vgl. Angerstraße); sie war
immerhin so stark, daß sie die verschwun-
dene „Steinmühle” - ehemals südlich von
Nr. 16 - , die 1366 als Lehen der Herren von
Plesse an die Stadt und Ende des 15. Jh. als
Walkemühle an die Wollenwebergilde kam,
antrieb. Sie bildete die Grundstücksgrenze
zwischen Nr. 16, das an der Straßenflucht
liegt, und Nr. 14/15, das zurückspringt und
die südliche Grenze des „Platzes” abgibt.
Direkt westlich daneben zweigte nach
Süden der alte Weg nach Rosdorf ab, der


nach der Aufschüttung des Walles und der
Schließung der Pforte (vgl. Die äußere Befe-
stigung) den Zugang zu einem Turm ermög-
lichte. Häufig entstanden an Weggabelun-
gen kleine Plätze (z. B. Rote Straße/Burg-
straße; Papendiek/Johannisstraße; Hospi-
talstraße/Düstere Straße usw.), es ist daher
wahrscheinlich, daß dieser „Plan” relativ alt
ist. Nach der Überlieferung nutzten ihn
durchziehende Kaufleute bereits vor der
Errichtung der äußeren Befestigung als
„Parkplatz”; entsprechend sollen sich hier
Herbergen bzw. Ausspannwirtschaften
befunden haben.
Die aktuelle Bebauung der Groner Tor Stra-
ße/Südseite besteht aus einer Gruppe von
z. T. veränderten Fachwerkhäusern aus dem
18. und frühen 19. Jh. (Nr. 11-15,16-22, 24)
mit einem Ersatzbau von ca. 1900 (Nr. 23)
und weiteren Ersatzbauten von ca. 1905
(Nr. 9/10), die die traditionellen Grund-
stücksgrenzen und Fluchtlinien in etwa bei-
behalten haben.
Das Gebiet westlich des Leinekanals, nörd-
lich der Groner Tor Straße war welfischer
Besitz; auf ihm legte Herzog Albrecht der


Feiste um 1290 die „Neustadt” an, die man
als Gegengründung zur aufstrebenden
Stadt Göttingen ansehen darf. Damit setzte
um diesen Bereich ein Machtkampf zwi-
schen Stadt und Landesherrn ein, der den
Sohn Otto den Milden 1319 zur Aufgabe der
Neustadt zwang. Um die Entwicklungsmög-
lichkeiten der Neustadt zu beschneiden,
schloß der Rat sie durch zwei Ansiedlungen
im Westen und Norden ein: Auf der Ostecke
Geiststraße/Groner Tor Straße, westlich der
„Kuhleine”, baute man 1293 auf dem Besitz
der „Gesamtheit der Bürger in Göttingen”
und des Ratsherrn Heidenreich Bernard das
Hospital St. Spiritus (die letzten Gebäude
aus dem 18. Jh. mußten unter anderem
einem Parkhaus weichen), und 1299 gestat-
tete der Rat dem Mitbürger Hildebrand
Lange auf der Levenau (Neustadt zwischen
Petrosilienstraße und Goetheallee) 12 Haus-
stellen einzurichten.
Bevor der Herzog die Neustadt an die Alt-
stadt verkaufte und für alle Zeiten auf sämt-
liche Rechte überdas städtische Gebiet ver-
zichtete, überließ er dem Deutschen Orden
einen Teil des Areals für den Bau einer befe-
stigten Commende.


Groner Tor Straße nach Westen, Nr. (28), 29 ff



Groner Tor Straße nach Osten mit Commende und Marienkirche

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