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Von der Neustadt und der Levenau haben
sich die Wege Petrosilienstraße und Neu-
stadt erhalten. Allerdings wurde das
gesamte Gebiet in einem Sanierungsprozeß
in den siebziger Jahren unseres Jahrhun-
derts neu beplant, so daß die historische
Parzellenstruktur und die Fluchtlinien voll-
ständig verloren gingen. Bis auf wenige Bau-
ten, z. B. Neustadt 35, Mitte des 17. Jh., und
das alte Stadttor der Neustadt, das das
Untergeschoß für den im frühen 15. Jh. auf-
gestockten Glockenturm der Marienkirche
bildet, stehen hier nur Neubauten.
Der deutsche Orden baute westlich der
Straße Neustadt einen Hof und östlich am
Leinekanal die Marienkirche. Von der Hofan-
lage (Groner Tor Straße 30) steht noch ein
langgestreckter, zweigeschossiger Kalk-
bruchsteinbau mit einer im Winkel angebau-
ten westlichen Durchfahrt aus dem 14. Jh.
(der östliche Abschnitt bis zum Eingang von
1318), der im 18. Jh., 1923 und 1981 erneuert
wurde. Möglicherweise sind die Außen-
mauern und die beiden außermittigen
Haupteingänge - auf der Straßenseite ein
breiter Spitzbogen am Erdgeschoß, auf der
Hofseite eine über eine zweiarmige Frei-
treppe erreichbare Tür im Obergeschoß -
ursprünglich, während die Fensterachsen
und -formen aus dem 18. Jh. stammen.
Marienkirche
Die gotische Marienkirche entstand nach
1312 zunächst als Saal, der noch in derzwei-
ten Hälfte des Jahrhunderts zu einer drei-
schiffigen, dreijochigen, weiten Halle mit
einschiffigem, platt geschlossenem Chor
erweitert wurde. Die Kreuzrippengewölbe
ruhen auf achtseitigen Pfeilern; das Maß-
werk der drei- und zweibahnigen Fenster
setzt sich aus Vierpässen zusammen. Der
heutige Aufsatz des Glockenturms, der
ursprünglich wohl ein pyramidenförmiger
Helm war, entstand vermutlich im 18. Jh. In
der 2. Hälfte des 19. Jh. erhielt die Kirche eine
neue Ausstattung und 1888/89 durch Um-
bau nach Plänen von C. W. Hase den polygo-
nal geschlossenen neugotischen Chor.
Im 14. Jh. hatte sich hier eine Kirchenge-
meinde gebildet, die zunächst der Albani-
kirche unterstellt war. Bis 1980 stand neben
der Kirche an der Neustadt 21 das Küster-/
Schulhaus; das Pfarrhaus befindet sich an
der Angerstraße 14.
ANGERSTRASSE
Von der Groner Tor Straße zweigt in südli-
cher Richtung die Angerstraße ab, die seit
etwa 1900 bis zur Bürgerstraße durchläuft.
1328 genehmigte Herzog Otto der Milde die
Besiedlung des Angers, doch durfte hier
weder ein religiöses Haus entstehen noch
eine geistliche Korporation Häuser erwer-
ben.
Zunächst war die Straße als Weg mit dem
Namen „uppe denne angere”, später „der
Anger” vorhanden. Sie hatte eine Furt durch
die Kuhleine (Seitenarm der Leine, in der
1. Hälfte des 19. Jh. trockengelegt), die süd-
lich von Nr. 4 und zwischen Nr. 8 und 9 ent-
langfloß, wo das trockene Bachbett noch
sichtbar ist.


Um 1800 war die Straße auf beiden Seiten
bebaut, was an den Häusern Nr. 4 und 5-11
noch deutlich wird. Hervorragend erhalten
ist das Pfarrhaus der Mariengemeinde
(Nr. 14), ein zweistöckiger Fachwerkbau mit
Schopfwalmdach und originalem Eingang
aus der 2. Hälfte des 18. Jh.

Nachhaltig verändert wurde der Charakter
der Straße am Ende des 19. Jh. durch die
Anlage der Gartenstraße und die darauf fol-
gende Bebauung der Kreuzung mit spät-
gründerzeitlichen Mietwohnhäusern. Der
letzte massive Eingriff erfolgte um 1980
durch den Bau zweier Wohnanlagen an der
Südost- und Nordwestecke.

Groner Tor Straße (16), 17 ff



Angerstraße/Gartenstraße, Südwestecke


Angerstraße 14, Pfarrhaus der Mariengemeinde,
2. Hälfte 18. Jh.


Angerstraße/Gartenstraße, Nordostecke

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