DIE „MASCHGEMEINDE”
Untere und Obere Maschstraße
Als Göttingen Mitte des 15. Jh. die Befesti-
gung ausbaute, siedelten 1452 die Bewoh-
ner der „Steinwegsiedlung” in die umwallte
Stadt auf Maschgebiet nördlich der heuti-
gen Goetheallee um (vgl. Die äußere Befe-
stigung); durch die für den Wallbau notwen-
dige Regulierung der verschiedenen Leine-
arme hatte man die ehemals feuchte Masch
als ausreichend trockenes Siedlungsland
hinzugewonnen. Die Straßen in diesem
neuen Wohngebiet, die in Ost-West-Rich-
tung bzw. konvergierend nach Norden lau-
fen, hießen im 15. Jh. „lange Marktstraße auf
dem Masch” (Goetheallee), „Dieckstraße”
und „obere Dieckstraße” (Untere und Obere
Maschstraße). Der Zugang erfolgte von
Süden über die Geiststraße und durch die
Neustadt, von Osten über die Prinzenstraße
und über die Reitstallstraße auf dem großen
Freudenberg (Festplatz) mit der Brücke über
den Leinekanal aus dem mittleren 15. Jh.;
diese Straße war 1362 als Zuweg zur ver-
schwundenen „Weender Mühle” angelegt
worden. Die Maschgemeinde setzte sich
Reitstallstraße. Brücke über den Leinekanal.
Mitte 15. Jh., verbreitert ca. 1973
zunächst aus einer vermutlich kleinen
Anzahl Ackerbürger zusammen, die anfäng-
lich wohl nur die Eckgrundstücke und die
anschließenden Parzellen bebauten. Im 18.
Jh. änderte sich die Sozialstruktur, als sich
nach der Gründung der Universität auf den
noch freien Bauplätzen Handwerker und
Universitätsangehörige (z. B. an der Goe-
theallee) niederließen. Der gemeinsame, in
der Gemarkung Grone liegende Grundbe-
sitz der ursprünglichen Siedler wurde jedoch
bis zum Verkauf und der Auflösung 1937 in
einer Art Genossenschaft verwaltet.
Die meisten Fachwerkhäuser auf der Masch
stammen aus dem 18. Jh., dazwischen ste-
hen massive Ersatzbauten vor allem vom
Ende des 19. Jh.
Die beiden ältesten Gebäude in diesem
Bereich sind Obere Maschstraße 13 und 14:
kleine, zweistöckige Fachwerkhäuser mit
Vorkragungen auf schmalen Parzellen, ver-
gleichbar den Häusern Nr. 4-6 in der Lan-
gen Geismar Straße, aus der Zeit kurz vor
1700.
Auf der jeweiligen Ostseite der Oberen
Maschstraße (Nr. 6-8) und der Unteren
Waageplatz 7, Osttrakt, Architekt O. Prael, 1854/56
Maschstraße (Nr. 1-7) haben sich zwei ein-
drucksvolle Gruppen von einfachen, zwei-
stöckigen Fachwerkhäusern aus dem späte-
ren 18. Jh. erhalten, die z. T. mittige Zwerch-
häuser tragen, welche in charakteristischer
Reihung die Straße prägen. Untere Masch-
straße3, das von derTheologischen Fakultät
gegründet und erbaut worden war, beher-
bergte von 1750-1921 das Waisenhaus mit
Armenschule (vgl. Nachfolgeeinrichtung am
Kreuzbergring 57). Heute wird es als Wohn-
haus genutzt; im Innern findet sich noch ein
nahezu ungestörtes Treppenhaus wohl aus
der Erbauungszeit.
Nicht zu der Maschgemeinde gehörten die
Grundstücke am „Kleinen Freudenberg”
(Waageplatz) und Untere Maschstraße
13-16, auf denen heute Nachkriegsbauten,
das Haus der Heilsarmee (Nr. 13b, 1902 zur
Zeit des Walldurchbruchs) und gegenüber
das Synagogenmahnmal stehen.
Das Mahnmal von Corrado Cagli, eingeweiht
1973, kennzeichnet den Ort, wo 1869/70 die
Israelitische Gemeinde ihre Synagoge im
neoromanischen Stil errichtete; diese fiel
1938 in der „Reichskristallnacht” dem natio-
Waageplatz 7, Ostfassade, Mittelabschnitt
Waageplatz 7, Westtrakt, Architekt C. F. Rohns, 1836
54
Untere und Obere Maschstraße
Als Göttingen Mitte des 15. Jh. die Befesti-
gung ausbaute, siedelten 1452 die Bewoh-
ner der „Steinwegsiedlung” in die umwallte
Stadt auf Maschgebiet nördlich der heuti-
gen Goetheallee um (vgl. Die äußere Befe-
stigung); durch die für den Wallbau notwen-
dige Regulierung der verschiedenen Leine-
arme hatte man die ehemals feuchte Masch
als ausreichend trockenes Siedlungsland
hinzugewonnen. Die Straßen in diesem
neuen Wohngebiet, die in Ost-West-Rich-
tung bzw. konvergierend nach Norden lau-
fen, hießen im 15. Jh. „lange Marktstraße auf
dem Masch” (Goetheallee), „Dieckstraße”
und „obere Dieckstraße” (Untere und Obere
Maschstraße). Der Zugang erfolgte von
Süden über die Geiststraße und durch die
Neustadt, von Osten über die Prinzenstraße
und über die Reitstallstraße auf dem großen
Freudenberg (Festplatz) mit der Brücke über
den Leinekanal aus dem mittleren 15. Jh.;
diese Straße war 1362 als Zuweg zur ver-
schwundenen „Weender Mühle” angelegt
worden. Die Maschgemeinde setzte sich
Reitstallstraße. Brücke über den Leinekanal.
Mitte 15. Jh., verbreitert ca. 1973
zunächst aus einer vermutlich kleinen
Anzahl Ackerbürger zusammen, die anfäng-
lich wohl nur die Eckgrundstücke und die
anschließenden Parzellen bebauten. Im 18.
Jh. änderte sich die Sozialstruktur, als sich
nach der Gründung der Universität auf den
noch freien Bauplätzen Handwerker und
Universitätsangehörige (z. B. an der Goe-
theallee) niederließen. Der gemeinsame, in
der Gemarkung Grone liegende Grundbe-
sitz der ursprünglichen Siedler wurde jedoch
bis zum Verkauf und der Auflösung 1937 in
einer Art Genossenschaft verwaltet.
Die meisten Fachwerkhäuser auf der Masch
stammen aus dem 18. Jh., dazwischen ste-
hen massive Ersatzbauten vor allem vom
Ende des 19. Jh.
Die beiden ältesten Gebäude in diesem
Bereich sind Obere Maschstraße 13 und 14:
kleine, zweistöckige Fachwerkhäuser mit
Vorkragungen auf schmalen Parzellen, ver-
gleichbar den Häusern Nr. 4-6 in der Lan-
gen Geismar Straße, aus der Zeit kurz vor
1700.
Auf der jeweiligen Ostseite der Oberen
Maschstraße (Nr. 6-8) und der Unteren
Waageplatz 7, Osttrakt, Architekt O. Prael, 1854/56
Maschstraße (Nr. 1-7) haben sich zwei ein-
drucksvolle Gruppen von einfachen, zwei-
stöckigen Fachwerkhäusern aus dem späte-
ren 18. Jh. erhalten, die z. T. mittige Zwerch-
häuser tragen, welche in charakteristischer
Reihung die Straße prägen. Untere Masch-
straße3, das von derTheologischen Fakultät
gegründet und erbaut worden war, beher-
bergte von 1750-1921 das Waisenhaus mit
Armenschule (vgl. Nachfolgeeinrichtung am
Kreuzbergring 57). Heute wird es als Wohn-
haus genutzt; im Innern findet sich noch ein
nahezu ungestörtes Treppenhaus wohl aus
der Erbauungszeit.
Nicht zu der Maschgemeinde gehörten die
Grundstücke am „Kleinen Freudenberg”
(Waageplatz) und Untere Maschstraße
13-16, auf denen heute Nachkriegsbauten,
das Haus der Heilsarmee (Nr. 13b, 1902 zur
Zeit des Walldurchbruchs) und gegenüber
das Synagogenmahnmal stehen.
Das Mahnmal von Corrado Cagli, eingeweiht
1973, kennzeichnet den Ort, wo 1869/70 die
Israelitische Gemeinde ihre Synagoge im
neoromanischen Stil errichtete; diese fiel
1938 in der „Reichskristallnacht” dem natio-
Waageplatz 7, Ostfassade, Mittelabschnitt
Waageplatz 7, Westtrakt, Architekt C. F. Rohns, 1836
54