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Lufen, Peter Ferdinand [Oth.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0117
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In unmittelbarer Nähe des ehemaligen Reitstalls
liegt an der Straßenfluchtlinie die Pestalozzi-
schule (früher Mädchenschule, auch Bürger-
schule genannt) von 1897, die aufgrund ihrer
eigenwilligen äußeren Gestaltung treffend als
„Krematorium“ bezeichnet wird. Der dreige-
schossige, blockhaft wirkende, hoch auf-
schießende Backsteinbau (Neutorstraße 6) mit
symmetrischem Fassadenaufbau wird durch ri-
salitartig vortretende, die Traufe durchbrechen-
de markante Schornsteinausbauten, die als ge-
stalterisches Mittel eingesetzt sind, bestimmt. In
ihren schmalen Blendnischen sind ornamentale
Putzreliefs eingelassen, die zur Auflockerung
der Fassade beitragen. Gegliedert wird sie
durch ein die Mittelachse betonendes, dem
Baukörper vorgelegtes Sandsteinportal und
durch schlichte Gesimsbänder sowie durch
Säulen oder Halbsäulen, die Fenstergruppen
unterteilen.
Mit dem ehemaligen „Hospital zum Heiligen
Geist“ (Neutorstraße 10) hat sich ein weiterer
exponiert gelegener Bau erhalten, der trauf-
ständig, unmittelbar an der Straßenfluchtlinie,
den südlichen Abschluß der kurzen Fachwerk-
zeile bildet und heute als Altersheim genutzt
wird. Sein Vorgängerbau lag einst außerhalb
der schützenden Stadtmauer, vor dem äußeren
Steintor. Im Jahre 1670 erfolgte der Neubau in
der Nähe der Liebfrauenkirche. 1725 wurde die
Einrichtung in das Eckhaus Neutor/Kardinal-
Kopp-Straße verlegt. Der doppelgeschossige,
stockwerkweise abgezimmerte Fachwerkbau
schließt mit hohem Satteldach ab. Der in Bal-
kenstärke vorkragende Oberstock zeigt in der
Gebälkzone zeittypische Zierformen, bestehend
aus floraler beschlagwerkartiger Ornamentik auf
den Füllhölzern.
Nicht unerwähnt bleiben soll der gegenüberlie-
gende doppelgeschossige Fachwerkbau Neu-
torstraße 13 wohl aus dem frühen 17.Jh. (die
Inschrift und Datierung auf der Oberstock-
schwelle beziehen sich nicht auf die Bauzeit
des Hauses). Akzentuiert wird der doppelge-
schossige Fachwerkbau unter flachem abge-
walmten Satteldach mit Aufschieblingen durch
Fächerrosetten auf den Winkelhölzern in den
Brüstungszonen des Oberstocks, die den be-
merkenswerten Bau auszeichnen.
Bahnhofstraße (innerhalb der Umwallung)
Die ergänzte Königl. Preuss. Landesaufnahme
aus den neunziger Jahren des 19. Jh. zeigt erst-
mals die Lage des Empfangsgebäudes mit der
erschließenden, geradlinig geführten Bahnhof-
straße, die eine tiefgreifende Veränderung des
Duderstädter Stadtgrundrisses bewirkte. Der
Bau der Bahnlinie leitete zugleich gegen Ende
des 19.Jh. mit der Ansiedlung von Industriebe-
trieben eine verstärkte Bautätigkeit ein, die die
Nähe des Bahnanschlusses nutzten. Für die
Projektierung der Bahnhofstraße mußten
zunächst einige Bauten abgetragen, Stadtmau-
er und Wall durchbrochen und zwei Brücken
über Sandwasser und Hahle gebaut werden.
Den Charakter der geradlinig verlaufenden, al-
leeartig ausgebauten Bahnhofstraße, die den
ursprünglich unbebauten breiten Grüngürtel im
südwestlichen Teil der Stadt durchbricht, be-



Neutorstraße 10, ehern. „Hospital zum Heiligen Geist“

Neutorstraße 13/Christian-Blank-Straße, frühes 17.Jh.


Neutorstraße 6, Pestalozzischule, von 1897, ehemalige Mädchenschule

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