Ausschnitt Urkataster 1875 mit dem Petersilienwasser (Straße und Wasserlauf) zwischen Münsterstraße und
Wolperstraße, Original Katasteramt Northeim
Petersilienwasser (mit Petersilien-
gasse und Auf dem Zehnthof)
Kirchspiel/Lage: dem verfüllten Petersilienwasser
folgende zur Hohen Münsterstraße abknickende
Straße als Seitenstraße zur Wolperstraße nach
Norden im Münsterkirchspiel
4.500 qm westlich des Petersilienwassers auf
einer Fläche von mehr 2.300 qm bis auf den
gewachsenen Boden sämtliche Nutzungsphasen
eingehend untersucht. Der Schwerpunkt der Gra-
bungen lag beim Brandhorizont von 1540. Es
handelt sich um eine 1,3 bis 2,5 m starke Kultur-
schicht. Die Ergebnisse liegen publiziert mit Bei-
trägen zur Anthropologie und Paläobotanik seit
2009 vor und werden noch durch eine Arbeit zu
den Fundstücken und zur achten Grabungskam-
pagne ergänzt. Damit ist die bauliche Entwicklung
eines ganzen Stadtquartiers vom 13. bis in das
20. Jahrhundert weitgehend nachvollziehbar.
Die Straße Petersilienwasser bildet parallel zum
heute nicht mehr kenntlichen, gleichnamigen
Wasserlauf eine direkte Wegeverbindung zwi-
schen der Wolperstraße im Süden und der Hohen
Münsterstraße im Norden, bzw. abknickend nach
Westen unter der 1996 eingeführten Bezeichnung
Petersiliengasse bis zur Münsterstraße im Nord-
westen. Der seit 1897 mit der Inbetriebnahme
einer modernen Straßenkanalisation zugeschüt-
tete mittelalterliche Flut- und Entwässerungsgra-
ben liegt im heutigen Verlauf überwiegend unter
dem Fußgängerweg an der Westseite, teilweise
auch bis in den Bereich der Fahrbahn. Das Gebiet
ist heute äußerst heterogen von Leerstand, neu
erstellten Garagenhöfen, jüngeren Wohnanlagen,
wenigen Altbauten des 18. und 19. Jahrhunderts
sowie diversen Brachflächen mit wüsten Haus-
stellen geprägt. Nach Abbruch der letzten Alt-
bauten auf der Westseite im Jahr 1996 befindet
sich die geplante Neubebauung derzeit in einem
zweiten Abschnitt. Bis 2005 wurde im ersten Bau-
abschnitt lediglich der nordwestliche Teilbereich
mit dem Gelände des ehemaligen Zehnthofes mit
einer Wohnanlage bebaut, die keinerlei Bezüge
zum historischen Standort aufnimmt. Auf die Frei-
legung des Petersilienwassers wurde ebenso ver-
zichtet wie auf die moderne Fortführung der mittel-
alterlichen Tradition mit einer Reihenbebauung.
Stadtplan Hallensen (1750): Wasserlauf = „das
Petersilgen Waßer“, nördlicher Teil zwischen
Hoher Münsterstraße und Brunnen = „bey dem
Zucken Brunn“
Stadtplan Habermaltz (1814): keine Bezeichnung
Hausnummernplan (1843): Wasserlauf = „das
Petersilien Wasser“, nördlicher Teil zwischen
Hohen Münsterstraße und Brunnen = „bei dem
runden Brunnen“
Hausnummernplan (1873): „Am Petersilienwasser“
Adressbuch (1899/1900): „Petersilienstraße“
Erstmalige Erwähnung in den Schriftquellen: als
„Petersilienstraten“ 1349 in: Wendeborn, 1753,
Bd.1, S. 158 und als „petercillienstrate“ 1472 und
als „Am Petersilienwasser“ 1508 (Feise, 1913,
S. 36; Feise, 1959, Urkunde 1571a, S. 95)
Das Gelände westlich der Straße „Petersilien-
wasser“ wurde so intensiv wie kein zweites Gebiet
innerhalb der Stadtmauern archäologisch bis in
die Anfänge der Stadtwerdung in der Mitte des
13. Jahrhunderts erforscht. In sieben Grabungs-
kampagnen zwischen 1996 und 2005 und einer
achten Kampagne 2016 wurden in dem von aller
Bebauung freigeräumten Sanierungsgebiet mit
Das Petersilienwasser während der Aufweitung der Straßenmündung in die Wolperstraße, Hainski, 1978
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