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Kellmann, Thomas
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,3): Stadt Einbeck — Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2017

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65609#0441
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mauerung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhun-
derts zurück. Anlässlich der Erneuerung der Kana-
lisation 1995 konnte der ehemalige Stadtmauer-
verlauf auf einer Länge von 135 m archäologisch
untersucht werden. Bei der Baumaßnahme wur-
de das vorhandene, bis in die Frühphase der
Stadtwerdung zurückreichende Bodenarchiv
weitgehend zerstört. Die Dokumentation belegt
den Verlauf des Altstadtgrabens um die Markt-
siedlung, der die spätere Straße in Ost-West-Rich-
tung auf Höhe von Rosenthal 7 und 12 auf einer
Breite von 9,0-10,0 m und einer Tiefe von 4,55 m
unter der heutigen Oberfläche querte. Der in der
Mitte des 13. Jahrhunderts verfüllte Graben hat-
te eine Tiefe von rund 2,55 m unterhalb der dama-
ligen Landoberfläche. Seit dieser Zeit wurde die
Flussaue des Krummen Wassers nach und nach
um ca. 2,5 m aufgehöht. Im Zuge der Grabung
wurde deutlich, dass die im Verlauf der östlichen
Bordsteinkante nachgewiesene Stadtmauer nicht
die erste Befestigung der planmäßig nach Süden
um die Neustadt erweiterten Stadt bildete.
Unmittelbar östlich der Stadtmauer konnte der
Nachweis für einen zusammen mit der Neustadt
entstandenen Wall mit einem vorgelagerten Gra-
ben erbracht werden. Die urkundliche Erwähnung
der im Bau befindlichen Stadtmauer mit 1264 wird
durch den Fund eines Mörteltroges gestützt, der
dendrochronologisch auf 1271 +/- 10 Jahre
datiert werden konnte. Die ergrabenen Funda-
mente der vor 1873 abgebrochenen Stadtmauer
hatten eine Stärke von 1,0 m im südlichen Teil und
bis zu 2,0 m im nördlichen Teil im Bereich der ehe-
maligen Flussaue des Krummen Wassers. Zuletzt
auf dem Hausnummernplan von 1843 sind die
beiden Stadtmauertürme verzeichnet. Der südli-
che Turm auf Höhe von Rosenthal 16 entsprach
mit seinem rechteckigen, leicht vorspringenden
Grundriss, den starken Außenmauern in Kalk-
bruchstein und der Eckquaderung aus großfor-
matigen, roten Sandsteinquadern den übrigen
noch aus der Bauzeit der Stadtmauer erhaltenen
Mauertürmen. Der nördliche Turm stand unmittel-
bar vor der Grenze zum Münsterkirchspiel in der
Neustadt mit einem der beiden Mauerdurchlässe
an der Nordseite für die Stadtentwässerung. Die
beiden die Straße von Ost nach West kreuzenden
Dreckgräben haben erst durch die 1893-96 ange-
legte Straßenkanalisation ihre Funktion als Ent-
wässerungsgräben eingebüßt. Der nördliche
Stadtmauerturm auf der Höhe von Rosenthal 8
folgte einem ebenso verbreiteten Typus des Scha-
lenturms, der halbrund vor die Stadtmauer trat
und auf der Innenseite zur Stadt ursprünglich in
Fachwerk geschlossen werden konnte. Von die-
sem zweiten Turm konnten nur geringe Reste
nachgewiesen werden, da schon 1951 im Zuge
einer Baumaßnahme erhebliche Eingriffe in den
Boden erfolgten. In einem Zeitungsbericht der Ein-


Rosenthal nach Norden mit weitgehend unbebauter Ostseite, um 1905, StAE

becker Morgenpost vom 01.09.1951 wurden die
Abmessungen der damals ergrabenen Funda-
mente überliefert. Der Turm mit einer Mauerstär-
ke von 1,65 m hatte demnach einen äußeren
Durchmesser von rund acht Metern. Die Funda-
mente auf der Innenseite nach Westen waren mit
ca. 60 cm Breite für eine Fachwerkkonstruktion
ausgelegt. Im Brandhorizont von 1540 konnte
eine ehemalige Turmeindeckung mit Schiefer
nachgewiesen werden. Für die Stadtmauer- und
Tortürme liegen seit der Mitte des 15. Jahrhun-
derts archivalisch eindeutige Belege für eine dau-
erhafte Wohnnutzung vor. Der ehemalige Wäch-

terstieg vor der Stadtmauer, die heutige Straße
Rosenthal, war zwar frühzeitig gepflastert, aber
zunächst weitgehend unbebaut und frei von
Hausstellen. Als Entwässerung diente ein Stra-
ßengraben entlang der Westseite. 1469, vermut-
lich mit der zunehmenden Bebauung der West-
seite, wurde der Graben nunmehr in Form eines
Kanals auf die Ostseite unmittelbar vor die Stadt-
mauer verlegt. Mit der weiteren Aufhöhung des
Straßenareals insbesondere nach dem Stadt-
brand von 1540 verlor dieser Entwässerungska-
nal seine Funktion. Der große Sammelgraben am
nördlichen Ende des Rosenthals, der noch in den


Entwurfs-Ansicht Rosenthal 11 und 13, von 1909, Bauakte 848

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