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Es sind in letzter Zeit so viel Neue und überraschende
Erfindungen und Entdeckungen auf dem Gebiete der Naturwis-
senschaften gemacht worden, daß sich dem menschlichen Auge die
Triebfedern unseres Weltsystems immer klarer und deutlicher
offenbaren.
Nichtsdestoweniger liegen noch manche, unserem Auge fast
täglich gebotene Thatsachen vor, deren Grund und Ursache, so
eigenthümlich und außerordentlich ihre Existenz auch sein mag,
doch noch nicht erforscht ist, und auch wohl noch lange dem
Scharfsinn unserer tüchtigsten Gelehrten verschlossen bleiben mag.
Hieher gehört die folgende Frage, auf die zu ergründen der
Schreiber dieser Zeilen schon fast ein Lebensalter verwandt hat,
ohne den geringsten augenscheinlichen Erfolg, und die er jetzt
der Welt an's Herz legen möchte, um endlich einmal die ge-
heimen Triebfedern dieser in jeder Hinsicht interessanten und
merkwürdigen, aber nicht abzuleugnenden Natur-Erscheinung zu
erforschen.
Es betrifft diese Frage nämlich nichts weniger, als das
unendlich zarte Leben der Statisten und Choristen auf
den Brettern, die wir die Welt nennen, im Gegensatz zu dem
entsetzlich zähen Leben der sonst an und für sich scheinbar
schwächsten Menschen, der Tenoristen und ersten Sängerinnen.
Ein Chorist, und wenn auch dem Aussehen nach sonst ein
baumstarker Mensch, dem man die riesigste Lebenskraft zutrauen
sollte, bekommt kaum den leisesten Stich mit einem zwei Zoll
langen Dolch, oder selbst nur einen Hieb auf sein Pappschild,

und er stürzt um, ist mausetodt und muß von vier Mann weg-
getragen werden. Der schwächste Tenorist dagegen, die zartest
gebaute erste Sängerin oder Liebhaberin bekommt von dem Bas-
sisten gar nicht selten einen Stich mitten in's Herz hinein, und
ist nicht umzubringen. Sie stirbt allerdings zuletzt, leistet aber
vorher noch den außerordentlichsten Widerstand.
Auch der Tenorist — nicht selten mit einer Stimme wie
ein Zwirnsfaden — stößt sich sein Schwert in den Leib, fällt
um, setzt sich wieder in die Höhe, und wenn er nicht die Hand
auf den getroffenen Theil hielte, wüßte man gar nicht, daß er
lebensgefährlich verwundet ist.
Woher jetzt diese Lebenskraft in anscheinend so schwachen
Wesen? diese Lcbensschwäche in so starken? Die einzige erklär-
liche Möglichkeit solcher auffallenden Erscheinungen wäre viel-
leicht -— in der Gage zu suchen — in dem enormen Unter-
schiede des Gehalts, der beiden Theile. Ein armer Statist oder
Chorist, mit 200 Thalern Gage und einer großen Familie, kann
unter keiner Bedingung die Lebenskraft haben, die ein Tenorist
oder erste Sängerin mit 4—6000 Thalern und einer kleinen
Familie besitzen. Schon die Nahrung erlaubt das nicht.
Das Alles ist jedoch immer nur annähernde Vermuthung
und cs wäre sehr zu wünschen, wenn dieser wichtigen Frage
endlich einmal die Aufmerksamkeit geschenkt würde, die sie wirk-
lich verdient. Ich will mich dann gerne mit dem frohen Stolz
begnügen, wenigstens die Anregung dazu gegeben zu haben.
Ein Naturforscher.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Preisfrage"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Dolch
Schwert <Motiv>
Verwundbarkeit
Sänger <Motiv>
Sängerin <Motiv>
Bühne <Motiv>
Karikatur
Ritter <Motiv>
Burgfrau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 24.1856, Nr. 558, S. 47
 
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