Ter Pfingstkönig.
Der Philister und sein Sohn. !!
!
>
Es möge nun, wer cs kann, diesen Kranz sich sür'S nächste
Jahr gewinnen. Viel Aussicht dazu ist nicht vorhanden, denn
der ihn jetzt trägt, der große Bandi, der da das große stark-
knochige, sechzehn Faust hohe Thier reitet, dessen Mähne in
Zwölf mit bunten Bändern durchflochtcnc Zöpfe gctheilt ist,
und der da so locker auf der Satteldecke von Wolfsfcll sitzt,
dcrsclbigc lange Bandi ist nun schon seit sechs vollen Jahren
der alleinige Pfingstkönig, und die anderen Bursche hinter ihm
reiten eigentlich nur als Suite mit, sic wissen, daß dem Bandi |
^incr vorkömmt. Das sechsjährige Psingstkönigthum Bandi's
koitctc der Gemeinde bereits zweinndsicbcnzig Eimer Wein; er
hat schon über hundert Unterhaltungen in derbste Rauferei
aufgelöst und einen Wirth komplct rcick gemacht, indem er bei !
demselben so viele Gläser und Geschirr zerschmiß, welche die
Gemeinde aus der Dotation des seeligen Karpüthy bezahlen
mußte, daß der Wirth mehr an den Flaschen als an all i
feinem Weine prositirte. So sicgcsgewiß ritt denn auch heute
Bandi am Ende des Zuges, als Drdonnanz zwei Bürger
mit gezogenen Säbeln neben sich und hinter sich den ganzen
Troß der Mitkonkurrcnten. Als sic so in die Ebene mitten unter
das viele Volk gelangten, verkündigte im gleichen
Augenblicke Mörscrdonncr, daß der höchste
Patron, der Nabob, Herr Johann von Kar-
püthy, von seinem Castell abgefahren sei. Die
Staubwolke der vielen Equipagen seines Ge-
solgcS nähert sich immer mehr. Zwei eiserne
Mörser sind auch auf der Wiese in die Erde
eingcgrabcn, und mit hineingeschlagenen Holz-
pflöcken verstopft. Ein Invalid nähert sich auf
dem Bauche kriechend mit einer langen Stange
den Geschossen, brennt sic los, und die Holz-
pflöckc fliegen mit donnerndem Geknall in die
Luft. Als die herrschaftlichen Kutschen hcran-
kommen, erschallt allgemeines Vivatrufen,
dann sogleich tausendstimmiges Gelächter, denn
in der vierspännigen Staatskutsche sitzt in pracht-
voll gesticktem Goldkleidc — der Zigeuner Vitra,
dagegen hinterdrein im Baucrwagen der Nabob
selbst. Die braunen Musikanten bliesen dreimali-
gen Tusch, dann maßen die Geschworenen die
Rennbahn aus, postirten Herrn Varga mit
der rothcn Fahne an's Ziel hin, die berittenen
Bursche stellten sich mit dem Psingstkönig in
einer durchs Loos bestimmten Drdnung auf,
und Alles war so geordnet, daß die vornehmen
Zuschauer in den Kutschen das ganze Terrain
gut übersehen konnten. Die Rennbahn maß
tausend Schritte. Eben wollte Herr von
Karpüthy den Stock mit goldncm Knopfe
heben, um das Signal zum Abbrcnncu des
dritten Mörsers, und dadurch zum Beginn
des Rennens zu geben, als von der ander»
Seite der Pufita ein Bursche im gestreckten Ga-
loppe hcrritt, vor den Geschworenen den Hut „Was
lüftete, und mitlaufen zu dürfen bat. Man srug ihn erstaunt, wer
er sei? „werde ich besiegt, so braucht man das nicht zu wissen,"
erwiderte er keck, „als Sieger aber bleibe ich da und will mich
dann nennen". Niemand kannte den Burschen. Es war ein
kaum erst fünfundzwanzigjähriger brauner Junge von schönem
Gesicht, mit leichtem Anflug von Schnurrbart, sein Haar floß
in langen schwarzen Locken ans die Schultern nieder, seine Augen
waren dunkel und feurig, sein Wuchs klein, aber muskulös und
geschmeidig, seine Tracht die der Roßhirten, aber ausfallend
nett, und den Hut mit dem Büschel von langem RcihergraS
trug er so hübsch, wie irgend ein Eavalicr.
Mochte er das Pferd, auf dem er saß, wo immer her
haben, eS ist ein prächtiges Thier; cs ist ein unruhiges sie-
benbürgisches Vollblutpferd mit langen bis zur Erde reichenden
Mähnen und flatternden Schwanzhaarcn; es kann keinen
Augenblick ruhig stehen, fortwährend tanzt eS und bäumt sich.
Man läßt den Burschen ein Loos ziehen und dann mengt er
sich unter die übrigen Reiter. Während er um seine Auf-
nahme bat, besichtigten die herrschaftlichen Roßkänimc sein
Pferd, um den Reiter bekümmerten sic sich nicht, aber das
Roß erregte ihre Aufmerksamkeit.
Herr von Karpüthy und seine Gäste schauten begierig zu.
(Fortsetzung folgt.)
Der Philister und sein Sohn.
Teufel, Patriarch! Was hast denn Du für eine» Sanphilister bei Dir?"
l*
Der Philister und sein Sohn. !!
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Es möge nun, wer cs kann, diesen Kranz sich sür'S nächste
Jahr gewinnen. Viel Aussicht dazu ist nicht vorhanden, denn
der ihn jetzt trägt, der große Bandi, der da das große stark-
knochige, sechzehn Faust hohe Thier reitet, dessen Mähne in
Zwölf mit bunten Bändern durchflochtcnc Zöpfe gctheilt ist,
und der da so locker auf der Satteldecke von Wolfsfcll sitzt,
dcrsclbigc lange Bandi ist nun schon seit sechs vollen Jahren
der alleinige Pfingstkönig, und die anderen Bursche hinter ihm
reiten eigentlich nur als Suite mit, sic wissen, daß dem Bandi |
^incr vorkömmt. Das sechsjährige Psingstkönigthum Bandi's
koitctc der Gemeinde bereits zweinndsicbcnzig Eimer Wein; er
hat schon über hundert Unterhaltungen in derbste Rauferei
aufgelöst und einen Wirth komplct rcick gemacht, indem er bei !
demselben so viele Gläser und Geschirr zerschmiß, welche die
Gemeinde aus der Dotation des seeligen Karpüthy bezahlen
mußte, daß der Wirth mehr an den Flaschen als an all i
feinem Weine prositirte. So sicgcsgewiß ritt denn auch heute
Bandi am Ende des Zuges, als Drdonnanz zwei Bürger
mit gezogenen Säbeln neben sich und hinter sich den ganzen
Troß der Mitkonkurrcnten. Als sic so in die Ebene mitten unter
das viele Volk gelangten, verkündigte im gleichen
Augenblicke Mörscrdonncr, daß der höchste
Patron, der Nabob, Herr Johann von Kar-
püthy, von seinem Castell abgefahren sei. Die
Staubwolke der vielen Equipagen seines Ge-
solgcS nähert sich immer mehr. Zwei eiserne
Mörser sind auch auf der Wiese in die Erde
eingcgrabcn, und mit hineingeschlagenen Holz-
pflöcken verstopft. Ein Invalid nähert sich auf
dem Bauche kriechend mit einer langen Stange
den Geschossen, brennt sic los, und die Holz-
pflöckc fliegen mit donnerndem Geknall in die
Luft. Als die herrschaftlichen Kutschen hcran-
kommen, erschallt allgemeines Vivatrufen,
dann sogleich tausendstimmiges Gelächter, denn
in der vierspännigen Staatskutsche sitzt in pracht-
voll gesticktem Goldkleidc — der Zigeuner Vitra,
dagegen hinterdrein im Baucrwagen der Nabob
selbst. Die braunen Musikanten bliesen dreimali-
gen Tusch, dann maßen die Geschworenen die
Rennbahn aus, postirten Herrn Varga mit
der rothcn Fahne an's Ziel hin, die berittenen
Bursche stellten sich mit dem Psingstkönig in
einer durchs Loos bestimmten Drdnung auf,
und Alles war so geordnet, daß die vornehmen
Zuschauer in den Kutschen das ganze Terrain
gut übersehen konnten. Die Rennbahn maß
tausend Schritte. Eben wollte Herr von
Karpüthy den Stock mit goldncm Knopfe
heben, um das Signal zum Abbrcnncu des
dritten Mörsers, und dadurch zum Beginn
des Rennens zu geben, als von der ander»
Seite der Pufita ein Bursche im gestreckten Ga-
loppe hcrritt, vor den Geschworenen den Hut „Was
lüftete, und mitlaufen zu dürfen bat. Man srug ihn erstaunt, wer
er sei? „werde ich besiegt, so braucht man das nicht zu wissen,"
erwiderte er keck, „als Sieger aber bleibe ich da und will mich
dann nennen". Niemand kannte den Burschen. Es war ein
kaum erst fünfundzwanzigjähriger brauner Junge von schönem
Gesicht, mit leichtem Anflug von Schnurrbart, sein Haar floß
in langen schwarzen Locken ans die Schultern nieder, seine Augen
waren dunkel und feurig, sein Wuchs klein, aber muskulös und
geschmeidig, seine Tracht die der Roßhirten, aber ausfallend
nett, und den Hut mit dem Büschel von langem RcihergraS
trug er so hübsch, wie irgend ein Eavalicr.
Mochte er das Pferd, auf dem er saß, wo immer her
haben, eS ist ein prächtiges Thier; cs ist ein unruhiges sie-
benbürgisches Vollblutpferd mit langen bis zur Erde reichenden
Mähnen und flatternden Schwanzhaarcn; es kann keinen
Augenblick ruhig stehen, fortwährend tanzt eS und bäumt sich.
Man läßt den Burschen ein Loos ziehen und dann mengt er
sich unter die übrigen Reiter. Während er um seine Auf-
nahme bat, besichtigten die herrschaftlichen Roßkänimc sein
Pferd, um den Reiter bekümmerten sic sich nicht, aber das
Roß erregte ihre Aufmerksamkeit.
Herr von Karpüthy und seine Gäste schauten begierig zu.
(Fortsetzung folgt.)
Der Philister und sein Sohn.
Teufel, Patriarch! Was hast denn Du für eine» Sanphilister bei Dir?"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Philister und sein Sohn"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)