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22 Plaudereien.

[9lug den populären Vorlesungen des Profes-
sors Dr. Regenpfeifer.) „Meine Herren! Es wird all-
gemein behauptet, durch Erschließung je mehrerer Steinkohlen-
gruben müssen sich die Holzpreisc vermindern. Nichts falscher
als dieß. Was bestimmt den Preis eines Gegenstandes? die
von ihm vorhandene Menge und die Nachfrage darum, kurz
Angebot und Begehr. Daß nun Holz enorm theucr ist, kömmt
natürlich daher, weil cs an manchen Orten noch ausschließlich
den Brennstoff liefert; dieß macht es so kostspielig, daß viele
ärmere Leute sich selbes gar nicht verschaffen, gar nicht cinheizen
können; gesetzt nun, es kämen dort Steinkohlen auf den Markt, so
wäre damit freilich billigeres Brennmaterial vorhanden, aber
glauben Sie meine Herren, daß damit die Nachfrage um
Holz, folglich der Holzpreis vermindert wird? Weit gefehlt;
im Gegcnthcil muß sich Beides noch steigern. Warum? Weil
man mit Steinkohlen allein nicht einheizen kann, man braucht Holz
zum Anfeuern; cs müssen nun folglich auch die ärmeren Leute,
die früher kein Holz kauften, weil sie gar nicht einheizten,
jetzt aber einheizcn, weil sie Steinkohlen haben, sich nach
Holz umschen. Es vermehrt sich somit durch die Heranziehung
einer ganz neuen Classe der Bevölkerung zum Holzvcrbrauch
die Nachfrage, und damit der Preis des Holzes in dem Maße,
als Steinkohlen mehr und billiger werden, daher es äußerst
wünschenswerth ist, daß die Steinkohlen immer einen honet-
ten Preis behalten. Innigen Dank also jenen edlen Menschen-
freunden, die im allgemeinen Interesse auf die Verteuerung
derselben hinwirkcn."

(Im Gasthauses Gast (zum Nachbar): „Ne seh'n
Se, hier im Pozdam müssen sogar die Speiszettel zur Ccnsur."
— Nachbar: „Wie e so?" — Gast: „Nu seh'n Se nicht?
das Beste ist schon gestrichen."

(Merkwürdiges Testament.) Sterbender Guts-
besitzer (zum Advokaten): „Nun vermache ich noch die beiden
gestern verlorenen Schafe meinem Sohne Jobst, wenn sie ge-
funden werden, wo nicht, so sollen sie meinem Bedienten
Christoph gehören!"

(Bauer und Amtsdiener.) Bauer: „Aber was
ich Ihne schon lang Hab' frag'n wollen, wcils als Amtsdiener
doch was studirt haben müssen, warum denn unser Herrgott
die Himmelskörper alle rund g'mach hat, wie uns unser Herr
Pfarrer immer derzählt?" — Amtsdiener: „DummeFrag'!

wie soll cr's denn gemacht haben?" — Sauer: „No,-

zum Beispiel würflich." — Amtsdiencr (hitzig): „Weiß
er nicht, daß Würfel polizeilich verboten sind?!"

(Ein Gourmand.) Ein Professor in Quebek hatte sich
in einer Gegend Canadas verirrt. Die zu seiner Aufsuchung
ausgeschickten Leute stießen auf einen Trupp wilder Indianer,
welche sie fragten, ob sic den Professor irgendwo gesehen hät-
ten. „Nein," antwortete ein's dieser liebenswürdigen Individuen,
„wenn wir ihn gefunden hätten, so hätten wir ihn gegessen,
— Professoren schmecken gut."

Neueste Anwendung des Fcldtelegraphcn.

(Durch den Augenschein.) Richter: „Also Ihr,
Rapshubcr, behauptet, dem hier gegenwärtigen Spitzvogcl fünf
Gulden geliehen zu haben. Habt Ihr darüber etwas Schrift-
liches, einen Schuldschein, oder sonst einen Beweis?" —
Rapshubcr: „Nein, Herr Richter, aber er wird nicht leug-
nen, daß ich ihm die fünf Gulden auf sein ehrliches Ge-
sicht geliehen habe." — Richter: „Was habt Ihr dazu zu
sagen, Spitzvogcl?" — Spitzvogcl: „Mit Verlaub, gnä-
diger Herr Richter, ich will durch einen Eid beschwören, daß
dieß augenscheinlich gelogen ist."

Weiser Spruch.

Schweige nicht zu viel, sonst bclchr'st du nicht;
Brumme nicht zu viel, sonst bckchr'st du nicht;
Liebe nicht zu viel, sonst bcglück'st du nicht;
Singe nicht zu viel, sonst cntzück'st du nicht;
Schwätze nicht zu viel, sonst crhell'st du nicht;
Spotte nicht zu viel, sonst gefällst du nicht;
Trinke nicht zu viel, sonst gedeih'st du nicht;
Sündige nicht zu viel, sonst vcrzcih'st du nicht!

(Der gute Rath.) Fürst (zum Minister): „Ich habe
mit Verwunderung ersehen, daß Euer Erccllcnz den Rath Gitz
höher besolden, als die übrigen Herren." — Minister:
„Durchlaucht, cs ist einer der besten Räthc im Ministerium."
— Fürst: „Das ist doch aber durchaus kein Grund für sei-
nen hohen Gehalt." — Minister: „Durchlaucht geruhen zu
bedenken, guter Rath ist theuer."

Neueste Anwendung des Feldtelegraphen.


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Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Neueste Anwendung des Feldtelegraphen"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Soldat <Motiv>
Pickelhaube
Karikatur
Telegrafie
Leitung <Technik>
Feld <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 32.1860, Nr. 759, S. 22

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