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Der Pfingstkönig.

hunderttausend Gulden waren bald beisammen, dann gewann
ich gleich mehrere an einem einzigen Abend von den Kava-
lieren; um das andere Geld laß' ich mir ein Prachtkastell auf
dem neuen Gute bauen, und lade auch Sic dahin ein." —
Der Alte begann die Sache vollkommen wohl zu begreifen;
auf den Preßburger Reichstagen pflegte man noch größere
Summen zu gewinnen und zu verlieren. Nur Eines verstand
er nicht. „Wie konntest Du ein Edelgut kaufen? Du bist
doch kein Edelmann?" — „Das ist auch sehr einfach. Die
zwei Wochen, während welcher ich kürzlich nicht hier war,
brachte ich in einem Komitat jenseits der Donau zu; dort ließ
ich kund machen, daß ein Mitglied der edlen Familie von Kisch
da sei, um seine Verwandten aufzusuchen; darum möchten die
Edlen von Kisch, welche sich noch an ihre nach Szaboltsch aus-
gewanderten Verwandten erinnern, und diesen den Antheil an
ihrem Adelsbrief geben wollen, sich bei dem Unterzeichneten
! gegen Uebcrnahme von Tausend Gulden melden. Binnen einer
Woche erinnerten sich ncunundfünfzig Familien Kisch au ihre
Szaboltschcr Verwandten, brachten mir ihre verschiedenen Adels-
bricfe, und ich hatte nichts anderes zu thun, als Denjenigen
auszuwählen, dessen Wappen mir am besten gefiel; hiermit
küßten wir uns, und machten die Genealogie zurecht, ich zahlte
die tausend Gulden, sie nannten mich ihren lieben Verwandten,
ließen das Diplom im Komitat promulgiren, und jetzt bin ich
Edelmann; hier sehen Sie das Wappen an meinem Ring."

Der alte Karpäthy saß noch immer offenen Mundes da.
Zuletzt stieß er ein Gelächter gleich einem Gewieher aus, sprang
auf, umarmte und küßte den Jungen ab, und lachte wieder
unbändig, denn der Spaß, aus dem Mischka so geschickt vor-
trefflichen Ernst gemacht, gefiel ihm nun noch besser als der,
den er ein ganzes Jahr hindurch sich selber ausgehcckt. Zu-
letzt gab und nahm er aber ernsthast das Wort, daß das Ge-
j hcimniß unter ihnen bleiben möge, schon allein, damit er nicht
cingcstchcn müsse, wie genial er abgctrumpft worden sei. Dann
gingen der alte und der neugebackene Edelmann Arm in Arm
zu dem zu ganz anderen Zwecken arrangirtcn Souper, und
Herr von Karpäthy lachte nur noch öfter geheim auf, daß die
uneingeweihten Gäste immer mehr zur Neberzeugung kamen,
der Alte müsse doch im Stillen verrückt sein.

Der große Stein.

Im Feld da liegt ein großer Stein,

Zu viel des Raumes nimmt er ein;

Da denkt der Rath wohl hin und her,

Wie aus dem Feld zu schaffen wär'

Der große, große Stein.

Bewaffnet eilt man aus der Stadt,

Voran der hochwohlwcise Rath.

Die Leute laufen all' herbei,

Mit Brechwerkzeugen allerlei

Zum großen, großen Stein.

Und d'ran mit Riesenmuthe gings.

Kein Kiesel war er schlechterdings.

Neue und sichere Methode re.

Sie schieben und schnauben fürchtcrlicb,
Nur Schade, daß er nimmer wich
Der große, große Stein.

Er rührt sich richtig nicht vorn Fleck,
Zum Teufel wünscht ihn mancher keck.
Es stand der hochwohlwcise Rath;

Zu Schanden ward ihr ganzer Rath
Am großen, großen Stein.

Die Walze brach, das Eisen brach;
Schon kam der Abend allgemach;

Der Fels verrückt nicht einen Schuh,
Da wünscht sich Alles herzlich Ruh
Beim großen, großen Stein.

Da ließ man es wie ehmals sein
Und that sich gut bei Brod und Wein,
Und lachst du drob, so komme Du,

Noch liegt er dort in träger Ruh
Der große, große Stein.

Neue und sichere Methode herauszubringen,
ob ein Student seine Bücher benützt.

Ein Wink für solche Eltern, die den Fleiß ihrer Söhne nicht selbst
überwachen können.

I.

Der Dorfmüllcr und derzeitige Gemeindevorsteher Johann
Jörg Pfiffig hatte einen Sohn, den er auf des Herrn Pfar-
rers Rath studircn ließ, wiewohl cs sein und seiner „Alten"
Wille gewesen war, der junge Michel solle ein tüchtiger Bauer
werden und mit der Zeit das Gütchen und die Mühle über-
nehmen. Da habe er ja zu leben genug, zumal er das ein-
zige Kind sei. Der Herr Pfarrer dagegen äußerte stets, cs
sei ewig Schade um das außerordentliche Talent des Jungen,
der kleine Michel sei der gcscheidcste unter allen Kindern der
Gemeinde. Der alte Pfiffig ließ sich nach und nach durch
solche Gründe überreden. Und wirklich ging cs auch recht
gut. Mit Preisen geschmückt kam alle Herbst-Ferien der
stuckiosus literuruin Michael Pfiffig in das Haus seiner El-
tern zurück. Dem guten Dorfschulzen hüpfte das Herz vor
Freude, wenn er sah und hörte, wie sein Sohn mit dem
Herrn Pfarrer von Dingen redete, von denen er (der „Alte")
kein Wort verstand und wunderte sich über die große Gelehr-
samkeit seines Michel.

Allein jetzt war die Zeit da, daß der junge Pfiffig wieder
nach froh verlebten Ferien von seinen Eltern scheiden und die
Universität beziehen sollte. Da er auch das Gymnasium in
der Universitätsstadt besucht und absolvirt hatte, so hatte der
alte Pfiffig, so oft er seinen Sohn besuchte, Zeit und Gelegen-
heit genug, das Treiben der Hochschülcr zu beobachten und
immer wurde cs ihm bange für das Gedeihen seines guten
Michel, der doch auch einmal aus die Universität kommen sollte
und wollte. Früher war er immer zu den Professoren
gegangen, um sich nach dem Flcißc seines Sohnes zu er-
kundigen; diese hatten ihn stets wohlwollend ausgenommen,
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