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Plaudereien. 63

Jahreszeiten.

Frühling.

Lcrchentrillcr, Sonnenblicke,
Veilchcnsträußchen, linde Lust,
Saatcnsprießcn, Baumausschlagcn,
Düngerwagen, Blumenduft.

Fichtennadelschwitzbadcurcn,

Amaranthenmärchcnfein,

Calculatorbaumblutgehen,

Trinken süßen Maienwein.

Sommer.

Sonnenstcchcn, Kirschcncssen,
Erndtcwagen, Erndtckranz,
Heimchenzirpeu, Baden-Baden,
Sonnenhelle, Schnittertanz.

Kurze Nächte, lange Tage,
Sonnenaufgang, Abendroth,
Jtaljcnsche Sommernächte,

Schönste Zeit zum Liebcstod.

Herbst.

Stoppel laufen, Berge steigen
Und Pistolenknallerei,
Wcinabschneide», Winzcrmädchen,
Apfelwcinausprefserei.

Traubencurcn, Kirmesjubcl,
Wunderschöner Oktober;

Alte Wcibersommcrfaden,

Herbstes Ende — Alles leer.

Winter.

Zähncklappcn, Händersrieren,
Pelzcsuchen, Wintcrgraus,

Holz- und Licht- und Oclvertilger,
Husten, Schnupfen, Karpfenschmaus.

Weihnachtsjubel, Vatcrsorgcn,
Fastnachtsscherzc, Schlittenfahrt;
Schneegestöber, Frühlingssehnen,
Sudelwetter, weißer Bart.

(Kurze Abfertigung.) Kutscher: „Gnä Herr, —
\&j hält a Bitt!" — Herr: „Nun heraus damit." —
Kutscher: „Ja ich thät halt um a Zeugniß und um mein'
Entlassung bitten." Herr: „So! und warum denn?" —

Kutscher: „No schen's, — da is das Evcrl-Sic

Wissens schon, — ich könnt's jetzt hcirathen." — Herr:
„Wo denkt Er hin? Everl — hcirathen! ist Er denn
ganz vernagelt? — Dumm war Er zwar von jeher, aber
jetzt glaube ich, schnappt er über und wird zum ganzen Esel."
— Kutscher: „Vcrzcihens Ihr Gnaden, ich will's halt doch
probircn, — haben der Herr Baron schon die dritte Frau
und san's Gnä-Herr blieben, werd' ich doch das erste Mal
nicht gleich zum Esel wcrd'n."

(Unterschied zwischen Esclsstreich und Schreib-
fehler. Wahrhaftige im Amtsgerichte Thansen passirte Hi-
storie.) Assessor: „Hört, Vorsteher, wer hat denn den ge-
strigen Bericht wieder gemacht, da steht dreimal nach einander,
daß der Strich am 27. Februar 1859 abgchalten werden
solle, ich meine doch wahrlich, wir schrieben lange genug schon
1860. Das sind doch wahrlich wieder rechte Eselsstreiche!"
— Vorsteher: „Herr Assessor, nichts für ungut, ich hab's
selber gethan; aber wcnn's »erlaubt ist, wissen Sie denn auch,
was für ein Unterschied ist zwischen einem Esclsstreich und
einem Schreibfehler?" — Assessor: „Nun!" — Vor-
steher: „Ja, sehen Sie, wenn wir draußen so cn'Bock schießen
und 'reinschreibcn, nachher ist's ein Eselsstreich; wenn aber
von da hier so, was 'naus zu uns kommt, nachher ist's ein
Schreibfehler."

(Französisches Gramen in der Kriegsschule.)
Lehrer: „Fahren Sie weiter fort, zu zählen, v. Eimbcck!"
— v. Eimbcck: „Quarante-un, quarante - deux, quarante-
trois, quarante-quatre.“ — Lehrer: „Folgender!" — v.
Billard: „Quarante-cinq, quarante-six, quarante -sept,

parti —“

(Heirathsaufmuntcrung.) Oberst: „Nun Louis bist
Du Gardelicutenant, jetzt nehme eine Frau." — N effe:
„Recht gerne, wenn ich nur wißte wessen."

(Die guten Seiten.) Bilderhändler: „Hören Sie, :
Herr Förschtcr, ich mein' nach Ihrer Schprach, Sie sei'n aus
der Palz; wie kommen Sie denn darüber in's Altbayern?"

— Förster: „Sind ja in der Pfalz auch Altbayern als
Forstleute angestellt!" — Bilderhändler: „Nun da haben
Sie schon recht; Hab' nur g'meint, Sic möchten nit in Alt- ,
bayern sein; wissen Sic, uns sind die altbayrischen Förschtcr
schon recht, die sein nit so pfiffig wie unsere!"

(Der Surrogatkaffeeliebhaber.) Ein Ressender
kommt in einem einsamen, vom nächsten Dorfe eine Stunde

entfernten Wirthshausc an und verlangt eine Tasse Kaffee.

„Aber", setzte er hinzu, „purer Kaffee ist mir nicht zuträg-
lich; eö muß mindestens die Hälfte Surrogatkaffce bcigcmischt
sein. Sie haben doch Cichorien-, Eichel-, Gerstenkaffee oder
dergl. vorräthig?" — „I ja," meinte die Wirthin, „cs sind
einige Gattungen da." — „Ei nun", rcplicirtc der Fremde,
wollten Sic nicht die Gefälligkeit haben, diesen Vorrath an-
schen zu lassen? Die Fabriken erzeugen nicht von gleicher

Güte; ich kann dann jene Sorte auswählen, die mir am be- |

sten behagt." — Die Wirthin bringt sofort dienstfertig meh- !
rere Päckchen herbei. Der Fremde besieht und prüft sie ge-
nau, dann frägt er: „Ist das Alles?" — Die Wirthin be-
jaht. — „Sonst haben Sic nur noch echte Kaffeebohnen im
Hause?" Abermalige Bejahung. „Gut", sagt der Fremde
phlegmatisch, indem er die Päckchen an sich schiebt und mit
Beschlag belegt, „lassen Sic das Alles hier, und jetzt ,
bitte ich, mir eine Tasse Kaffee zu kochen."
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