1 j Bestellungen werden in allen Buch- und Sunst-
handl ungen, sowie von allen Postämtern und
ZeitungScrpcditioncn angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal. SubseriplionS- v u 11 |a>.
preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 lr. AAA1I« -
od. 2 Nthlr. 5 Sgr. Einrclnc Nummer» kosten 12 lr. cd. 4 Sgr.
Das künstliche Bein.
I.
ES wurde heftig an der Hausthürc des berühmten Chirurgen,
Professor Dr. von Eichcnbcrg in Wien, geschellt. Da cs bereits
gut über Mitternacht war, so schlief der Bediente schon so fest,
daß das Geklingel inchrmals wiederholt wurde, bevor Leopold
aus dem ersten Schlafe cinportaumcltc. Als er rasch in seine
Pantoffeln fahren wollte, öffnete sich die Thüre seines Herrn,
und der Professor trat, noch völlig angckleidct, mit brennendem
Licht heraus, um selbst Einlaß zu geben. Nachdem
geöffnet worden, zeigte sich ein schmucker ungarischer
Bedienter, der sehr höstich, doch mit gebrochenem
Accent nach dent Herrn Professor srug, indem er
ihn zu bitten habe, ihm zu seinem Herr», dem
Grafen Anastas Bütorfi, zu folgen; jedoch sogleich
und gütigst versehen mit allen chirurgischen Znstru-
mcntcn, um ein krankes Bein abzunchmen. Der
Wagen des Grafen warte vor dem Hausthor. Zu-
gleich übergab der Diener eine Visitenkarte seines
Gebieters.
Der Professor beschaute eine Weile sinnend die
Karte, dann srug er: „Und wo wohnt der Herr
Graf?" — „Nah an der Favoritenlinic, allein in
einem Hause, das er nebst Garten gcmicthet," cr-
wicdertc der Diener. — „Ist er schon lange in
Wien?" srug der Arzt weiter. — „Wir sind erst
die vorige Woche von der Herrschaft in Zcmpleny
heraufgckommcn," lautete neuerdings die Antwort.
Der Professor ging hierauf in seine Gemacher, rief
aber nach einigen Sekunden dem fremden Diener nach,
und, indem er seine Instrumente ordnete, stellte er
neue Fragen. „Was fehlt denn dem Herrn Grafen
am Bein und hatte er nicht einen eigenen Arzt bis-
her, unk> überhaupt, wie kommt er zu einer Operation um
Mitternacht? Ist ihm vielleicht so eben jetzt erst ein Unfall
zugestoßen?" — „Das weiß ich nicht, Herr Professor," cr-
wicdcrtc der Huszar, „ich erhielt blos durch den Kammerdiener
den Befehl flugs mit dem Wagen um Euer Gnaden zu fahren
und dringendst zu bitten, sogleich mitzukommcn." Der Arzt^
müde weiterer Vorreden, ordnete nun emsig feine Instrumente
in eine Kassette, und ließ sich dieselbe von seinem Diener
11
handl ungen, sowie von allen Postämtern und
ZeitungScrpcditioncn angenommen.
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preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 lr. AAA1I« -
od. 2 Nthlr. 5 Sgr. Einrclnc Nummer» kosten 12 lr. cd. 4 Sgr.
Das künstliche Bein.
I.
ES wurde heftig an der Hausthürc des berühmten Chirurgen,
Professor Dr. von Eichcnbcrg in Wien, geschellt. Da cs bereits
gut über Mitternacht war, so schlief der Bediente schon so fest,
daß das Geklingel inchrmals wiederholt wurde, bevor Leopold
aus dem ersten Schlafe cinportaumcltc. Als er rasch in seine
Pantoffeln fahren wollte, öffnete sich die Thüre seines Herrn,
und der Professor trat, noch völlig angckleidct, mit brennendem
Licht heraus, um selbst Einlaß zu geben. Nachdem
geöffnet worden, zeigte sich ein schmucker ungarischer
Bedienter, der sehr höstich, doch mit gebrochenem
Accent nach dent Herrn Professor srug, indem er
ihn zu bitten habe, ihm zu seinem Herr», dem
Grafen Anastas Bütorfi, zu folgen; jedoch sogleich
und gütigst versehen mit allen chirurgischen Znstru-
mcntcn, um ein krankes Bein abzunchmen. Der
Wagen des Grafen warte vor dem Hausthor. Zu-
gleich übergab der Diener eine Visitenkarte seines
Gebieters.
Der Professor beschaute eine Weile sinnend die
Karte, dann srug er: „Und wo wohnt der Herr
Graf?" — „Nah an der Favoritenlinic, allein in
einem Hause, das er nebst Garten gcmicthet," cr-
wicdertc der Diener. — „Ist er schon lange in
Wien?" srug der Arzt weiter. — „Wir sind erst
die vorige Woche von der Herrschaft in Zcmpleny
heraufgckommcn," lautete neuerdings die Antwort.
Der Professor ging hierauf in seine Gemacher, rief
aber nach einigen Sekunden dem fremden Diener nach,
und, indem er seine Instrumente ordnete, stellte er
neue Fragen. „Was fehlt denn dem Herrn Grafen
am Bein und hatte er nicht einen eigenen Arzt bis-
her, unk> überhaupt, wie kommt er zu einer Operation um
Mitternacht? Ist ihm vielleicht so eben jetzt erst ein Unfall
zugestoßen?" — „Das weiß ich nicht, Herr Professor," cr-
wicdcrtc der Huszar, „ich erhielt blos durch den Kammerdiener
den Befehl flugs mit dem Wagen um Euer Gnaden zu fahren
und dringendst zu bitten, sogleich mitzukommcn." Der Arzt^
müde weiterer Vorreden, ordnete nun emsig feine Instrumente
in eine Kassette, und ließ sich dieselbe von seinem Diener
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das künstliche Bein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)