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Der Commerzienrath Ritter Sch nnckel mann.

Stein in der Hand und läppert mit'n Maule den Schlorks
hinunter, legte dann den Stein iveg und nahm einen andern,
bis er fertig ivar. Ich machte es ihm nun nach und auf
meine Ehre die Schlorkse schmeckte gar nicht so übel. Nun
ging das Ding so fort, dann kam Gesottenes und Gebratenes,
Gekochtes und Gedämpftes, Süßes und Saures, Tickes und
Dünnes, aber alles dclicat. Dazwischen 'nein wollte ich
mannichmal so 'n bissel verschnaufen, um dann wieder mit
neuer Kraft zu arbeiten, ja da ivar allemal so 'n verdammter
Levkoi da und raffte mir den Teller mit den schönen Sachen
darauf weg ohne auch nur zu fragen. Das ärgerte inich
denn gottlos und ich konnte mir nicht helfen, ich sagte es
ein' solchen Levkoi, er sollte mir meinen Teller stehen lassen,
bis ich richtig aufgegessen hätte. Von nun an nahmen sie
mir den Teller nicht eher tvicder weg, als bis ich rein anfge-
gessen hatte, daß auch nicht die Spur mehr darauf zu sehen
ivar. Dcrzwischen 'nein wurde nun wieder neuer Wein herum-
gelangt, rother und weißer, Champagner und Burgunder, ich
sage Ihnen vor meinen Teller sah 's aus, wie in einer Glas-
handlung, so viel Gläser hatte ich dort stehen und nun mußte
ich doch auch meine beiden Bonteillen austrinken, denn wissen
Sie, es ist unschicklich, eine Neige übrig zu lassen; endlich
war ich damit fertig und nun ging's an die anderen Weine
in den Gläsern, und so wie ich ein's 'raus hatte, bauz da

schenkte es so 'n Levkoi wieder voll, da habe ich mich mit
den Kerl's wieder ausgesöhnt. Gesprochen habe ich dabei
blutwenig nicht der Rede werth, lieber Gott, dazu war ja
auch gar keine Zeit. Und wenn ich ja so'n bischen Zeit hatte,
da sah ich nach dem Span'schen Gesandten hin, der saß
mir schief ä-vis gegenüber und so viel ich sehen konnte, aß
der arme Mann so viel wie nichts; nur wie das Eomplott kam,
da nahm er sich so ein Klerchen auf den Teller, eine reine
Bankartelle, und daran stockerte er auch nur so mit der Gabel

: rum; der arme kranke Mann dauerte mich in der Seele,
er muß ein Magenleiden haben. So ziemlich zuletzt, da passirte
mir auch noch'» Spaß, den muß ich Sie noch erzählen.
Hören Sie, da kam Sie noch eine mächtige Peremite, roth
und weiß und blau von Farbe, da rissen sie sich mit Löffeln
jeder ein Stück dervon 'runter, na, ich sage Sie, schon voin
bloßen Ansehen lief einem das Wasser im Munde zusammen.
Endlich kam das Ding auch an mich. Der Span'sche Ge-
sandte hatte sich auch einen tüchtigen Fetzen dervon genommen
und da dachte ich mir gleich, das muß was Penetrantes sein.
Von oben 'runter war die Peremite schon ziemlich zerlästert,
ich dachte also, da gehst Tu der Sache hübsch anf'n Grund
und will mir mit meinem Löffel von der untersten Lage ein
ordentliches Stück herunter arbeiten. Ja du lieber Gott, so
schön das Ding anssah, so war's doch wieder der blanke pure
Stein und ich brachte, so herrlich die untere Lage aussah,
auch nicht das Bischen herunter. Das sicht der Levkoi, der
mir das Zeug präsentirte und flüstert: „oben, oben, Herr
Commercienrath, das untere ist von Glas." Na, ich fahre
also mit dem Löffel 'nauf und richtig, da erwische ich noch
ein ganz anständiges Stück, leg's anf'n Teller, sowie ich aber
den ersten Bissen davon in den Mund bringe und davon
kauen will, da fährt mir's doch hinein in die Zähne, daß ich
denke, ich muß närrisch werden, 's war Sie 's Pure blanke
Eis, aber so herrlich mit allen möglichen guten Geschmäckern
vermischt, daß ich mich nicht enthalten konnte, 's mußte hinein,
ich nahm mich aber verteufelt in Acht, daß ich nichts wieder
zwischen die Zähne brachte. Zuletzt kam auch noch Butter
und Käse, Schweizerkäse. Na, das ist mein Leben, wissen Sie
und eben hatte ich mir mein siebentes Treierbrod richtig mit
Butter beschmiert, (so ivic ein's alle war, legte der Levkoi
allemal ein neues hin) Herr Je, da entsteht Sie ein Gc-
! raffet und Gerumore mit den Stühlen, alles steht auf einmal
von der Tafel ans, ich' dachte 's wäre Feuer und ich mußte
j endlich auch aufstehen und das schöne Treierbrod mit dcni
fetten Schweizerkäse, er hatte die fettigen Augen wie die
Knpferpfennige, anf'n Teller liegen lassen. Na, das half
nun weiter nichts, ich sprang auch ans und wünschte rechts
und links eine gehorsamste gesegnete Mahlzeit. Nun ging's
wieder in eine andere Stube. Na, dachte ich, nun wird doch
auch der Kaffee kommen und richtig da brachten die Levkoicn
den Kaffee herein, nach dem ich eine ordentliche Sehnsucht j
hatte. Ich erwische Sie auch bald 'ne Tasse, lhu mir richtigen
Zucker 'nein, wahrhaftig, jedes solche Stück hatte seine zwei
Loth und trink' ihn aus. Ta nahm mir ein Levkoi die Tasse
ab. Ich hätte gerne noch so ein Stücker drei oder vier Tassen
zu mir genommen, da hörte ich wieder so 'n Gescharr mit |
den Füßen, Alles verneigt sich und gleich darauf war ich mit
den Andern außen auf den Vorsaal, ich wußte nicht wie. Ich j
wollte nun noch einmal hinein, ivcil ich mich noch gar nicht
bei Ministers bedankt und empfohlen hatte, aber da kam so ’it
| Levkoi und sagte, der Herr Minister hätte sich so eben mit
seiner Gemahlin zur Ruhe begeben. Na, da sagte ich dem
! Levkoi, er möchte es nur den Herrschaften ansrichten, daß ich J
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Commercienrath Ritter Schnuckelmann"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Weinausschank
Kommerzienrat
Gesellschaftsleben <Motiv>
Wein <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Tischgesellschaft <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 32.1860, Nr. 771, S. 114
 
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