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Dinorcrl ober die Wallfahrt in Hembärmcln.

Und ist dabei geborgen,

D'rum vivat hoch der Morgen!

(ab.)

Melodram.

Corentin: Wie ihr lebt noch?

Hoel: Nein. Doch jetzt helfe mir, 's Dinorerl auf einen Rasen
niederlegen.

(Sic bringen sie, welche um und um voll Syrup ist, auf einen Rasen.)

Corentin: Aber herrje, was ist denn mit der da?
Die ist ja voll von Fliegen, wie der Fliegenstock, der in
meiner Großmutter Stube hinter dem Ofen steht! Und ganz
pappig! A ha, jetzt begreif' ich es, die ist in ein Syrupfaß
gefallen. Wie Schade um den Syrup!

Hoel: Unvorsichtiger Schwätzer! Mußt Du schon wieder
Alles vor der Zeit ausplaudern? Siehst Du denn nicht, wie
ich gerade nach dem tiefen 6 suche, um dem verehrlichen
Publikum die ganze Affaire in einer Romanze vorzutragen?
Halte Dein Maul und spiele die Drehorgel dazu.

Romanz e.

(Corentin begleitet auf der Drehorgel.)

Hört ihr Christen, laßt euch sagen,

Was heut Nacht sich zugetragen;

Auf Parole und ohne Spaß,

Mein Schatz, der fiel in's Syrupfaß.

So was muß im Allgemeinen
Jedem schon fatal erscheinen,

Doch am Aergsten ist es schon,

Wenn's passirt der Primadonn'.

Weinet nur ihr im Parterre
Ihr auch in den Logen sehre;

Doch jetzt putzt die Augen aus,

Denn ich zog sie wieder 'raus.

Und mir war die G'schicht sehr nütze,

Weil ich kam in große Schwitze.

Drob der Rheumatissimaus
Wupp dich, fuhr zum Stiesel 'naus.

! Hoel (zu Dinorerl geneigt):

So wach' doch endlich auf! Es ist schon recht,

In Ohnmacht mal zu fallen, doch ich dächt,

Fünf Stunden wären auch genug,

(horcht.) Aha, schon hör' ich ihren Athemzug,

Vielleicht ist sie mit Singen
Vollends zum Leben zu bringen.

Duett und Finale.

- Hoel: Mädl bist stolz oder kennst mi nit,

Oder bist du mein Dinorerl nit?

Dinorerl: I hin net stolz und i kenn di schon,

Singt ja kein Anderer so Bariton.

Hoel: Lo sieh mich von der Leber weg,

Recht freundlich an, du lieber Sebneck.

Dinorerl: Ich Hab' ja verpappte Augen,

Mein Liebster, was willst du noch mehr?

Hoel: Dann kannst du mich freilich nicht schaugen,

Jetzt begreif' ich es a In bonheur.

Beide: Bei solch' bewandten Sachen,

Da ist ja nichts zu machen,

Als man gibt dich (mich) flink und rasch
In die Wasch.

(Dinorerl geht ab und kommt alsbald gewaschen wieder.)

Hoel: Hut ab, sagt der Volksbot.

Dinorerl: O sie Schlimmer!

Doch sieh, hier im Cvstüme stecken
Noch ein paar garst'ge Syrup-Flecken,

Du hast Fleckseife wohl bei dir?

O bitte, applieir' sie mir!

Hoel: Was fällt dir ein,

'S ist schon halb neun,

Und d'rum nicht mehr der Mühe werth,

Daß man sich um die paar Flecken scheert.

Die Oper würde ja, ich denk's mit Schauern,

Sonst länger als die Unglinger dauern.

Dinorerl: Ganz nach Befehl.

Doch, wie ist mir denn, sag' 'mal mein Lieber,

Geht's denn da nicht zu Sankt Crispinus hinüber?

Und wollten wir beide nicht heute Morgen
Dort unsere Verehelichung besorgen?

Ich glaub', ich Hab' geträumt und die Hochzeit verschlafen!
Oder fiel ich wirklich in einen Syruphafen?

Hoel: Du bist verrückt nicht mehr, nicht dämlich?

Bei Gott, das freut mich sehr vernehmlich!

Dinorerl: Und hatt'st du nicht in Hand und Fuß
Den dummen Rheumatissimus?

Hoel: Du träumtest nur, das war im vor'gen Jahr,

Als ich noch nicht Verwalter war.

(vor sich hin)

Doch halt, das muß ich mir notiren:

Willst die Verrücktheit du kuriren,

Usoipe, das ist probat:

Im Kellerloch ein Syrupbad.

(zu Dinorcrl)

Und wir, mein liebes Jüngferlich,

Wir thun nun nicht mehr zimpferlich;

Wir lassen uns einsegnen,

Es möcht' sonst wieder regnen.

Corentin: Mit Verlaub:

Die Lösung will mir gar nicht taugen,

Was thu' dann ich mit meinen Hühnerauge» ?
j Hoel: Hier nimm von dieser Nymphe
Dieß Pärchen grüner Strümpfe;

Die Färb' so sehr den Augen gut,

Dein liebet sicher lindern thut.

Doch vorher mußt du — mach' dich aus die Sohlen
Noch für 'neu Sechser erst bengalisch Feuer holen.

(Gibt Corentin einen Sechser. Corentin ab.)
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