Briefkasten der Fliegenden Blätter.
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eines Ehebündnisscs mit Ihrem Cousin, dem Herrn Haupt-
mann von M., dürfte Sie nach unserer Meinung am Ge-
schwindesten Herstellen.
Rentier R. I. in Straßburg.
Sic vermissen in allen Ihnen bekannten Kochbüchern eine
rationelleZubereitungsart der Trüffeln, wodurch dieses herr-
liche Gericht auch für Ihren so sehr geschwächten Magen ver-
daulich gemacht werden könnte. Das beste Rcccpt dieser Art,
welches wir ermitteln konnten, ist folgendes: Die Trüsseln
werden zwei Stunden in Salzwasser gelegt, kommen dann in
lauwarmen Essig, bleiben darin zehn Minuten, woraus sie
nochmals mit Salzwaffcr übcrgossen werden. Hierauf schmort
man sie in guter Butter oder ganz reinem Provenceröl, dem
auch ein Eßlöffel voll Burgunderwein zugcsetzt werden kann.
Zuletzt fügt man noch klein geschnittene Zwiebel, Petersilie
oder feine Kräuter hinzu. Ist dicß geschehen, so lassen Sic
die Trüffeln anrichtcn und geben dieselben — Ihrem Bedien-
ten zum Essen, so werden Sic gewiß nicht das geringste
Magendrücken empfinden.
K. W. in Ulm, R. F. in Augsburg, B. D. in Frank-
furt a. M. u. s. w., u. s. w.
Von vielen Seiten hat man bei uns angeftagt, ob es
nicht zuverlässige Mittel geben möchte, durch welche man die
gewinnenden Nummern einer Lotterie mit Sicherheit im Vor-
aus berechnen könne. Es freut uns außerordentlich, daß cs
uns gelungen ist, eine derartige vollkommen untrügliche Be-
rechnungswcisc zu erfahren, deren Zuverlässigkeit uns sogar
jede Bürgschaft dafür übernehmen läßt. Der Mann, dem wir
ursprünglich diese Mittheilung verdanken, ist ein noch leben-
der berühmter Professor der Mathematik, der bereits vier Mal
sehr große Gewinne und zwei Mal sogar das große Loos der
verschiedenen Lotterien durch seine Berechnungen erlangt hat.
Wir theilen, so weit cs uns möglich ist, die genaue Anweisung
zu dieser Berechnung hierdurch mit: Man nimmt die Anzahl
der Jahre, welche man im Leben zurückgclcgt hat, als Grund-
zahl, diese wird mit der dreifachen Summe des Monatstagcs,
an welchem man die Berechnung vornimmt, multiplicirt. Zu
dem nun erlangten Facit addirt man die Nummer des Hau-
ses, in welchem man wohnt; alsdann wird die gewonnene
Zahl bei zunehmendem Monde durch 7 — bei abnehmendem
hingegen durch 13 dividirt, wobei die übrigbleibcndc Bruch-
zahl nicht berücksichtigt wird. Nachdem man diese Summe
mit 3 multiplizirt, braucht man blos noch einmal zu dividiren,
doch ist uns leider die Zahl, mit der dieß geschehen muß, noch
nicht bekannt. Von unserm Gewährsmanne, dem oben erwähn-
ten Professor, haben wir die so überaus wichtige Berech-
nungsart nicht weiter erfahren können, da derselbe, durch seine
gewonnenen Schätze verführt, sich dem Trünke so bedeutend
ergeben hat, daß er gegenwärtig am ckelirium tremens dar-
nicdcrlicgt. Wird dieser Mann, woran wir nicht zweifeln,
bald geheilt, so soll cS uns nicht schwer fallen, auch die so
wichtige letzte Zahl zur Erlangung des goldenen Facits von
ihm zu erfahren und theilen wir dieselbe alsdann sofort im
„Briefkasten" allen unfern geehrten Lesern mit.
L. N. Nr. 3 in Paris.
Wir hatten uns zwar vorgcnommen, anonyme Anfragen
unbeantwortet zu lassen, da Ihre gewerbliche Anfrage jedoch
auch für das übrige auswärtige Publikum wichtig genug er-
scheint, so wollen wir von unserem Grundsätze ausnahmsweise
ein Mal abgehcn. — Sie erkundigen sich in fast ironisch ab-
gefaßten Ausdrücken nach den besten Bezugs-Quellen für
deutsche Wichse. Sonderbar — wollen Sic Ihre Stiefel
für alle Fälle an Geschmeidigkeit gewöhnen, oder bewährt sich
das Fabrikat nicht, welches man aus den Knochen der im
Krimfeldzuge gefallenen Krieger sowohl in Frankreich als in
England so vielfach bereitet? Oder wolle» Sic deutscher In-
dustrie spotten, die ihre Erzeugnisse immer nur unter engli-
schen oder französischen Namen auszugeben gewohnt ist? Dem
möge nun sein, wie ihm wolle — wir geben Ihnen offenen
und ehrlichen Bericht. Wirklich gute Niederlagen der echten
deutschen Wichse befinden sich in Aspern, Großbecrcn,
Leipzig, an der Katzbach u. s. w. u.s.w. Sollten ihnen nähere
Bezugsquellen annehmbarer erscheinen, so müßten sie sich an
die deutschen Zweiggeschäfte in der Nähe von Brüssel wen-
den. Ihre Familicnvorfahrcn sind von genannten Orten aus
stets vortrefflich mit deutscher Wichse bedient worden.
D. H. in Cassel.
Die jetzt so beliebten patriotischen Nationalitätsbehälter
mit durchlöcherten oder drehbaren Rcchtsbodcn finden Sic für
Ihren Gebrauch ganz geeignet in der neuerlich gegründeten
Fabrik von Scirrob u. Comp, in Hannover.
Baron St. in Wien.
Wir sind noch nicht im Stande gewesen, Fräulein von E.
über den Grad ihrer Herzensncigung für Sie zu erforschen.
Sie haben uns überhaupt damit eine ziemlich dclicate Auf-
gabe gestellt. Ihre für diese Dame bestimmten Gedichte haben
wir jedoch noch nicht übergeben, da uns einige Abänderungen
oder Kürzungen nothwcndig schienen. Dergleichen Verse, wie
z. B. Ihr
An Sic.
Reiß ich,
Zeisig,
Dreißig
Kiele
Dir aus Deinen Flügclcin,
Prciß' Dich
Fleißig,
Weiß ich,
Spiele
Ich mich in Dein Herz hinein —
sind zwar recht kunstvoll, machen jedoch oft eine Ihren Abück
tcn ganz entgegengesetzte Wirkung.
191
eines Ehebündnisscs mit Ihrem Cousin, dem Herrn Haupt-
mann von M., dürfte Sie nach unserer Meinung am Ge-
schwindesten Herstellen.
Rentier R. I. in Straßburg.
Sic vermissen in allen Ihnen bekannten Kochbüchern eine
rationelleZubereitungsart der Trüffeln, wodurch dieses herr-
liche Gericht auch für Ihren so sehr geschwächten Magen ver-
daulich gemacht werden könnte. Das beste Rcccpt dieser Art,
welches wir ermitteln konnten, ist folgendes: Die Trüsseln
werden zwei Stunden in Salzwasser gelegt, kommen dann in
lauwarmen Essig, bleiben darin zehn Minuten, woraus sie
nochmals mit Salzwaffcr übcrgossen werden. Hierauf schmort
man sie in guter Butter oder ganz reinem Provenceröl, dem
auch ein Eßlöffel voll Burgunderwein zugcsetzt werden kann.
Zuletzt fügt man noch klein geschnittene Zwiebel, Petersilie
oder feine Kräuter hinzu. Ist dicß geschehen, so lassen Sic
die Trüffeln anrichtcn und geben dieselben — Ihrem Bedien-
ten zum Essen, so werden Sic gewiß nicht das geringste
Magendrücken empfinden.
K. W. in Ulm, R. F. in Augsburg, B. D. in Frank-
furt a. M. u. s. w., u. s. w.
Von vielen Seiten hat man bei uns angeftagt, ob es
nicht zuverlässige Mittel geben möchte, durch welche man die
gewinnenden Nummern einer Lotterie mit Sicherheit im Vor-
aus berechnen könne. Es freut uns außerordentlich, daß cs
uns gelungen ist, eine derartige vollkommen untrügliche Be-
rechnungswcisc zu erfahren, deren Zuverlässigkeit uns sogar
jede Bürgschaft dafür übernehmen läßt. Der Mann, dem wir
ursprünglich diese Mittheilung verdanken, ist ein noch leben-
der berühmter Professor der Mathematik, der bereits vier Mal
sehr große Gewinne und zwei Mal sogar das große Loos der
verschiedenen Lotterien durch seine Berechnungen erlangt hat.
Wir theilen, so weit cs uns möglich ist, die genaue Anweisung
zu dieser Berechnung hierdurch mit: Man nimmt die Anzahl
der Jahre, welche man im Leben zurückgclcgt hat, als Grund-
zahl, diese wird mit der dreifachen Summe des Monatstagcs,
an welchem man die Berechnung vornimmt, multiplicirt. Zu
dem nun erlangten Facit addirt man die Nummer des Hau-
ses, in welchem man wohnt; alsdann wird die gewonnene
Zahl bei zunehmendem Monde durch 7 — bei abnehmendem
hingegen durch 13 dividirt, wobei die übrigbleibcndc Bruch-
zahl nicht berücksichtigt wird. Nachdem man diese Summe
mit 3 multiplizirt, braucht man blos noch einmal zu dividiren,
doch ist uns leider die Zahl, mit der dieß geschehen muß, noch
nicht bekannt. Von unserm Gewährsmanne, dem oben erwähn-
ten Professor, haben wir die so überaus wichtige Berech-
nungsart nicht weiter erfahren können, da derselbe, durch seine
gewonnenen Schätze verführt, sich dem Trünke so bedeutend
ergeben hat, daß er gegenwärtig am ckelirium tremens dar-
nicdcrlicgt. Wird dieser Mann, woran wir nicht zweifeln,
bald geheilt, so soll cS uns nicht schwer fallen, auch die so
wichtige letzte Zahl zur Erlangung des goldenen Facits von
ihm zu erfahren und theilen wir dieselbe alsdann sofort im
„Briefkasten" allen unfern geehrten Lesern mit.
L. N. Nr. 3 in Paris.
Wir hatten uns zwar vorgcnommen, anonyme Anfragen
unbeantwortet zu lassen, da Ihre gewerbliche Anfrage jedoch
auch für das übrige auswärtige Publikum wichtig genug er-
scheint, so wollen wir von unserem Grundsätze ausnahmsweise
ein Mal abgehcn. — Sie erkundigen sich in fast ironisch ab-
gefaßten Ausdrücken nach den besten Bezugs-Quellen für
deutsche Wichse. Sonderbar — wollen Sic Ihre Stiefel
für alle Fälle an Geschmeidigkeit gewöhnen, oder bewährt sich
das Fabrikat nicht, welches man aus den Knochen der im
Krimfeldzuge gefallenen Krieger sowohl in Frankreich als in
England so vielfach bereitet? Oder wolle» Sic deutscher In-
dustrie spotten, die ihre Erzeugnisse immer nur unter engli-
schen oder französischen Namen auszugeben gewohnt ist? Dem
möge nun sein, wie ihm wolle — wir geben Ihnen offenen
und ehrlichen Bericht. Wirklich gute Niederlagen der echten
deutschen Wichse befinden sich in Aspern, Großbecrcn,
Leipzig, an der Katzbach u. s. w. u.s.w. Sollten ihnen nähere
Bezugsquellen annehmbarer erscheinen, so müßten sie sich an
die deutschen Zweiggeschäfte in der Nähe von Brüssel wen-
den. Ihre Familicnvorfahrcn sind von genannten Orten aus
stets vortrefflich mit deutscher Wichse bedient worden.
D. H. in Cassel.
Die jetzt so beliebten patriotischen Nationalitätsbehälter
mit durchlöcherten oder drehbaren Rcchtsbodcn finden Sic für
Ihren Gebrauch ganz geeignet in der neuerlich gegründeten
Fabrik von Scirrob u. Comp, in Hannover.
Baron St. in Wien.
Wir sind noch nicht im Stande gewesen, Fräulein von E.
über den Grad ihrer Herzensncigung für Sie zu erforschen.
Sie haben uns überhaupt damit eine ziemlich dclicate Auf-
gabe gestellt. Ihre für diese Dame bestimmten Gedichte haben
wir jedoch noch nicht übergeben, da uns einige Abänderungen
oder Kürzungen nothwcndig schienen. Dergleichen Verse, wie
z. B. Ihr
An Sic.
Reiß ich,
Zeisig,
Dreißig
Kiele
Dir aus Deinen Flügclcin,
Prciß' Dich
Fleißig,
Weiß ich,
Spiele
Ich mich in Dein Herz hinein —
sind zwar recht kunstvoll, machen jedoch oft eine Ihren Abück
tcn ganz entgegengesetzte Wirkung.