90
Der Burggeist auf Geicrfels oder Freundschaft und Liebe.
Daß mir ihm keiner ein Härlcin krümmt" — herrschte
Wendelin — „ich will diesen Strolch lebendig haben!" —
Kaum gesagt, riß er den ganz entkräfteten Kuno nebst Zu-
behör auf sein Roß (vicke Bild, Nr. 11) und dieses weidlich
ausgreifen lassend, galoppirte er auf den Gcierstein zu.
Zn dem Schatten tausendjähriger Buchen lag ein Trupp
der verwegensten Räuber mit dem Erzählen ihrer letztverübten
Schandthatcn beschäftigt (viele Bild Nr. 12). Einer der-
selben, der rothe Balher, gab eben den Ueberfall eines
Nonnenklosters zum besten und immer bei den herzzer-
reißendsten Stellen wälzte sich ein gellendes Gelächter durch
den Kreis. -— Der Hauptmann lag einige Schritte ab-
wärts an den Ufergeländen eines murmelnden Baches! —
„Guido, bringe mir die Laute!" (viele Bild Nr. 13) —
winkte er seinem Lieblingsräuber lautlos zu; und bald ver-
kündete ein heftiges Schnarchen der ganzen Bande, daß ihr
Anführer, um seinen Gedanken besser nachhängen zu können,
tiefes Schweigen geboten hatte.
Kaum hatte indcß der furchtbare Geronimo, so hieß
er, die ersten Klänge dem süßen Instrumente entlockt, als
ein leiser Pfiff des wachthabenden Unterräubers erscholl.
Hochauf sprang Geronimo und in seiner Hand verwandelte
sich die Laute, wie durch Zauberei, in ein Paar scharfgeladene
Doppelpistolen.
Jetzt wurde ein Geharnischter hereingeführt (viele Bild
Nr. 14), dem man aber bei den Vorposten das Schwert und
das Versprechen abgenommen, nichts zu verrathen, was er
sehen würde und dem dann die Augen verbunden und ein
Knebel in den Mund gesteckt worden war.
„Was begehrt Ihr!" donnerte der Räuberhauptmann
mit unterdrückter Stimme, und da der Ritter nicht antwortete,
schickte er sich eben an, ihn auf die gräßlichste Art zu vier-
theilen, als ein Oberräuber ihn noch rechtzeitig auf die münd-
liche Verstopfung Hunds von Schreckcnsteins hinwies, den
der Leser gewiß schon in dem Geknebelten entdeckt hat.
Das erste Wort, welches der schurkische Hund hervor-
brachte, war ein Beutel mit' Zechinen, den er dein zufrieden
lächelnden Räuber in die Hand drückte. Auf den Wink des
Letzteren zogen sich die Wachthabenden wieder auf ihre Posten
! zurück und nun begann ein Gespräch, dessen höllischer Inhalt
das Herz des Lesers, wie das meinige empören wird.
| „Ich biete Euch 20,000 Zechinen," begann Hund,
j „wenn Ihr mir die Tochter Wendelins von Gcierstein raubet !
! und zu dem Eremiten Bruno nach der Todesciche bringt!"
„Wohl," höhnte der Hauptmann, „aber wer bürgt mir
! für das Geld?"
Der Burggeist auf Geicrfels oder Freundschaft und Liebe.
Daß mir ihm keiner ein Härlcin krümmt" — herrschte
Wendelin — „ich will diesen Strolch lebendig haben!" —
Kaum gesagt, riß er den ganz entkräfteten Kuno nebst Zu-
behör auf sein Roß (vicke Bild, Nr. 11) und dieses weidlich
ausgreifen lassend, galoppirte er auf den Gcierstein zu.
Zn dem Schatten tausendjähriger Buchen lag ein Trupp
der verwegensten Räuber mit dem Erzählen ihrer letztverübten
Schandthatcn beschäftigt (viele Bild Nr. 12). Einer der-
selben, der rothe Balher, gab eben den Ueberfall eines
Nonnenklosters zum besten und immer bei den herzzer-
reißendsten Stellen wälzte sich ein gellendes Gelächter durch
den Kreis. -— Der Hauptmann lag einige Schritte ab-
wärts an den Ufergeländen eines murmelnden Baches! —
„Guido, bringe mir die Laute!" (viele Bild Nr. 13) —
winkte er seinem Lieblingsräuber lautlos zu; und bald ver-
kündete ein heftiges Schnarchen der ganzen Bande, daß ihr
Anführer, um seinen Gedanken besser nachhängen zu können,
tiefes Schweigen geboten hatte.
Kaum hatte indcß der furchtbare Geronimo, so hieß
er, die ersten Klänge dem süßen Instrumente entlockt, als
ein leiser Pfiff des wachthabenden Unterräubers erscholl.
Hochauf sprang Geronimo und in seiner Hand verwandelte
sich die Laute, wie durch Zauberei, in ein Paar scharfgeladene
Doppelpistolen.
Jetzt wurde ein Geharnischter hereingeführt (viele Bild
Nr. 14), dem man aber bei den Vorposten das Schwert und
das Versprechen abgenommen, nichts zu verrathen, was er
sehen würde und dem dann die Augen verbunden und ein
Knebel in den Mund gesteckt worden war.
„Was begehrt Ihr!" donnerte der Räuberhauptmann
mit unterdrückter Stimme, und da der Ritter nicht antwortete,
schickte er sich eben an, ihn auf die gräßlichste Art zu vier-
theilen, als ein Oberräuber ihn noch rechtzeitig auf die münd-
liche Verstopfung Hunds von Schreckcnsteins hinwies, den
der Leser gewiß schon in dem Geknebelten entdeckt hat.
Das erste Wort, welches der schurkische Hund hervor-
brachte, war ein Beutel mit' Zechinen, den er dein zufrieden
lächelnden Räuber in die Hand drückte. Auf den Wink des
Letzteren zogen sich die Wachthabenden wieder auf ihre Posten
! zurück und nun begann ein Gespräch, dessen höllischer Inhalt
das Herz des Lesers, wie das meinige empören wird.
| „Ich biete Euch 20,000 Zechinen," begann Hund,
j „wenn Ihr mir die Tochter Wendelins von Gcierstein raubet !
! und zu dem Eremiten Bruno nach der Todesciche bringt!"
„Wohl," höhnte der Hauptmann, „aber wer bürgt mir
! für das Geld?"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Burggeist auf Geierfels oder Freundschaft und Liebe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 43.1865, Nr. 1054, S. 90
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg