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1 Bestellungen werden in allen Buch- Mid ÄUI,st.-—— — Ä Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptions- vivr-r
Handlungen, sowie von allen Postämtern nnd^A ^ «preis für denBandvon 26Nummem3fl.54kr. ÄijV11'
Zeitnngsexpeditioneu angenommen,___ ob. 2 Rthlr.5Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. ob. 2V? Sgr.
Der vcrhängnißvollc Regenschirm.
Es war an einem schönen Maitage des vergangenen
Jahres, als der Dr. phil. und neubestellte Klassenlehrer der
Bürgerschule zu N., Herr Heinrich Süssermann, mit der
liebenswürdigen Tochter des pens. Rittmeisters v. Wallauf in
dem altehrwürdigeu Dome seiner Vaterstadt feierlich getraut
wurde. — Andachtsvoll und tief ergriffen war das bedentungs-
schwere Ja des Brautpaares erklungen, der Geistliche hatte
dem neuen Bunde seinen Segen ertheilt, Gesang und Orgelton
waren verhallt, Brautleute und Hochzcitsgäste fuhren zur
prunkenden Festtafel. — Nach den üblichen Begrüßungen
und Glückivüuschen der Verwandten und Freunde klapperten
die Löffel, rasselten Gabeln und Messer, dazwischen klangen
die Gläser und schon arbeitete mancher ehrenwerthe Gast ini
Schweiße seines Angesichtes. Da knallten die Pfropfen und
mit etwas schwerfälliger Feierlichkeit erhob sich der gestrenge
Rittmeister, Freiherr v. Wallauf. - Nach mehrmaligem Räus-
pern begann er nlfo: „Hochgeehrte Versammlung! Schon
seit einer Viertelstunde zupft meine bessere Hälfte an meinem
schönsten Frackschooße, ivie eine junge Katze an einem Knäuel
Faden und sagt: ich müsse eine Rede halten; denn in längstens
10 Minuten solle unser junges Pärchen abreisen. — Offen
gestanden will ich lieber 10 Stunden ein wildes Roß reiten,
als 10 Minuten eine zahme Rede halten. — Zn was den
zuckerigen Reisbrei von Redensarten, Wünschen und Hoffnungen!
Ihr habt Euch, und das ist recht so; wir aber bleiben Euch
in Liebe zngethan, das ist ganz selbstverständlich. — Du,
mein lieber Sohn, bist ein braver Kerl, und steckst in Ge-
lehrsamkeit, wie ein Pudel in der Wolle; — Du, meine liebe
Tochter, bist ein braves Mädel, und Dein gutes Herz ist
größer als ein Henmagazin. — Ihr werdet ein Leben führen
so süß tvie Gerstcnschlcim und Honigbrod. — Macht mir
nur keine Dummheiten, schaut hübsch um Euch und denkt
daran, daß noch Dinge da sind außer Euch. — Hübsch auf-
gcpaßt auf der Reise, Herr Doktor, sonst lasse ich die alte
Barbara als Kammerjungfer mitgehen, die Euch so oft Buch
und Stock und Taschentuch hat nachtragen müssen. Sorgt
zuerst für Koffer und Rcisesack; denn die junge Frau geht
Euch doch nicht verloren, weil sie an Euch hängt, wie die
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1 Bestellungen werden in allen Buch- Mid ÄUI,st.-—— — Ä Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptions- vivr-r
Handlungen, sowie von allen Postämtern nnd^A ^ «preis für denBandvon 26Nummem3fl.54kr. ÄijV11'
Zeitnngsexpeditioneu angenommen,___ ob. 2 Rthlr.5Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. ob. 2V? Sgr.
Der vcrhängnißvollc Regenschirm.
Es war an einem schönen Maitage des vergangenen
Jahres, als der Dr. phil. und neubestellte Klassenlehrer der
Bürgerschule zu N., Herr Heinrich Süssermann, mit der
liebenswürdigen Tochter des pens. Rittmeisters v. Wallauf in
dem altehrwürdigeu Dome seiner Vaterstadt feierlich getraut
wurde. — Andachtsvoll und tief ergriffen war das bedentungs-
schwere Ja des Brautpaares erklungen, der Geistliche hatte
dem neuen Bunde seinen Segen ertheilt, Gesang und Orgelton
waren verhallt, Brautleute und Hochzcitsgäste fuhren zur
prunkenden Festtafel. — Nach den üblichen Begrüßungen
und Glückivüuschen der Verwandten und Freunde klapperten
die Löffel, rasselten Gabeln und Messer, dazwischen klangen
die Gläser und schon arbeitete mancher ehrenwerthe Gast ini
Schweiße seines Angesichtes. Da knallten die Pfropfen und
mit etwas schwerfälliger Feierlichkeit erhob sich der gestrenge
Rittmeister, Freiherr v. Wallauf. - Nach mehrmaligem Räus-
pern begann er nlfo: „Hochgeehrte Versammlung! Schon
seit einer Viertelstunde zupft meine bessere Hälfte an meinem
schönsten Frackschooße, ivie eine junge Katze an einem Knäuel
Faden und sagt: ich müsse eine Rede halten; denn in längstens
10 Minuten solle unser junges Pärchen abreisen. — Offen
gestanden will ich lieber 10 Stunden ein wildes Roß reiten,
als 10 Minuten eine zahme Rede halten. — Zn was den
zuckerigen Reisbrei von Redensarten, Wünschen und Hoffnungen!
Ihr habt Euch, und das ist recht so; wir aber bleiben Euch
in Liebe zngethan, das ist ganz selbstverständlich. — Du,
mein lieber Sohn, bist ein braver Kerl, und steckst in Ge-
lehrsamkeit, wie ein Pudel in der Wolle; — Du, meine liebe
Tochter, bist ein braves Mädel, und Dein gutes Herz ist
größer als ein Henmagazin. — Ihr werdet ein Leben führen
so süß tvie Gerstcnschlcim und Honigbrod. — Macht mir
nur keine Dummheiten, schaut hübsch um Euch und denkt
daran, daß noch Dinge da sind außer Euch. — Hübsch auf-
gcpaßt auf der Reise, Herr Doktor, sonst lasse ich die alte
Barbara als Kammerjungfer mitgehen, die Euch so oft Buch
und Stock und Taschentuch hat nachtragen müssen. Sorgt
zuerst für Koffer und Rcisesack; denn die junge Frau geht
Euch doch nicht verloren, weil sie an Euch hängt, wie die
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der verhängnißvolle Regenschirm"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Abfahrt
Winken <Motiv>