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6 Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- - Erscheinenwöck>entlichcmMal. I. j@b.

(...I.T..L,. r„u„:„ „„„ r-rrpti Vokamtern und '■ m Im/£m preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 24 kr.

Handlungen, sowie von allm Postamier, U ^ od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzeln-Nummern 9kr. od.2'/,Sgr.

iieitungsexpeditionen angenommen.____t-i-—---

Der Rathskeller von Marienheim.

(Schluß.)

Als Jcan Baptiste fort war, eilte Jesebel zu der Seite
des Gemaches, wo er hinblicktc, als er vom Seufzen sprach.
Aus der Wand trat ihr ein Mann entgegen. Der Amtmann
Wild — höhnisch lächelnd, verbeugte er sich vor der Ebertin.

Wild! schrie sie auf. Sie hier?

Zu Dero Befehlen, Madame, sagte er, ihr die Hand
küssend. Mich haben Sie wohl nicht so nah vermuthet.

Sie haben gehorcht — sich cingeschlichen!

Eingcschlichen, Madame, sagte der Amtmann höhnisch,
indem er aus den Fußspitzen neben der zürnenden Dame hin-
glitt. Waö belieben Sie zu sagen, haben Sie mich nicht
selbsten mit Dero Einrichtungen vertrauet sintemalen Lae
"ür Dero Heimlichkeiten gczeiget, als da sind verborgene
Schlösser, geheime Thüren, Treppen und falsch^ Wandgetäfel.
Was maßen ich mir erlaubte, Sie heutigen «vages aus eine
solch' amüsante Art und Weis' zu besuchen. Wozu also dies
Etonncment, das sich so erschreckend auf ihren Mienen erprimirct!

Ich war eine Thörin, als ich Sie zu meinem Ver-
trauten wählte. Die Zugänge sollen vermauert werden.

Ihre Liebe ist schnell verflogen und es hat Sic beliebet,
lle an einen Unwürdigen zu vergeuden.

An einen Unwürdigen? Jesebel lachte. Lügner!

Die Benderin, Vcrehrtesie, die Benderin!

Hat er aus seinem Herzen gerisien, seit ich ihn wieder
habe. Sie werdcn's wahrscheinlich mit cig'nen Ohren ge-
hört haben.

Wohl, sagte der Amtmann. Wohl Hab' ich cs gehöret
und unterstehe mich aber ganz unterthänigst, dagegen zu pro-
testiren; deßhalb weil er noch allabendlich zu besagter Person
h'uschleicht. Sie können sich selbst überzeugen, ob ich die
Wahrheit geredet habe oder nicht. Er sprach sicher und fest.

Es ist nicht möglich, stöhnte die Spanierin. Du lügst,
aber ja — ich will mich überzeugen. Wann glauben Sie,
daß er wieder dorten ist.

Morgen Abend um die zehnte Stunde.

Jst's wahr — werden die Zugänge nicht vermauert, !
Amtmann Wild.

Er faßte ihre Fingerspitzen und küßte sie, mit der
andern wollte er sie umschlingen.

Rühr' mich nicht an, rief sie und richtete sich drohend
empor. Erst morgen Abend!

Der Amtmann trat bestürzt zurück. Es war etwas
Dämonisches in dem Weibe. Er machte, daß er fort kam.
Der zweite Tag war vergangen. In seinem Gemache stand
der Maler Jcan Baptiste vor einem großen, venctianischen
Spiegel, eine Kerze in der weißen, spihenbedeckten Hand —
er mustert seinen Anzug. Dann stellte er das Licht auf den
Tisch und sah durch den Spalt der niedergelassenen Vorhänge
auf die Straße. Kein Mensch sichtbar. In der prächtigen
Stube war es düster und ihn fror. AuS seiner Tasche zog
er einen roscnfarbencn Brief, so man Billet doux nennet.
Jesebel bat ihn um ein ßendez-vous nach Mitternacht, wo
die Liebe allein auf den Socken schlüpft. Es war nach
Mitternacht. Er blies das Licht aus und ging. Unten wehte
ihm ein eisiger Wind in's Gesicht, schneidend durchfuhr cs
ihn, er hüllte sich dicht in seinen Mantel und eilte weiter
zu dem Kondor -raus. Trübe, böse Gedanken brüteten in
seinem Innern.

Gestern Abend um die zehnte Stunde hatte er bei Els-
beth gesessen, bei süßem Liebesgerede, wenigstens von ihrer
Seite, denn er war düster und stumm gewesen. Da war sic
plötzlich von feinem Busen aufgefahrcn. Was hast Du?

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