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( Handlungen, sowie von allen Postämtern und j|[ro' D 'Jj A m preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 fr- J^ °-
t,iT.•»»«mmra. _ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 21/, Sgr.
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.steitungserpcditionen angenommen
Aus dem vorigen Jahrhundert.
ES war im Jahre 1781 an einem prächtigen Sommer-
Borgen, als der Kleinköthner Christian Gebers und seine
hclichc Wirthin Doris, eine gcborne Kreipke, betrübten Sinnes
u der kleinen, dumpfigen Stube ihres im herzoglich - braun-
chweig-wolfcnbüttel'schen Dorfe Vechelde belegenen Häuschens
^saßcn und sich vergebens bemühten, einige Löffel Hafergrütze
~~ ihren Morgcnimbiß — hinuntcrzuwürgcn. In der Be-
bwsung sah cs recht ärmlich aus. Außer einem Stuhle ohne
^hne, einem dicken Hackeklotz - °uf welchen beiden Möbeln
>as Ehepaar Platz genommen — und einem braun angestri-
heien, wurmstichigen Tische war von HauSrath nichts zu er-
blicken. Doch machte diese große Einfachheit eher einen
freundlichen als abstoßenden Eindruck, da das ganze Gelaß
m den Strahlen der Sonne, die durch die kleinen bleicinge-
faßten Fensterscheiben, vor denen das frische Weurlaub im
Morgenwinde lustig spielte, fielen, in der größten Sauberkeit
erglänzte und von der Ordnungs- und Rcinlichkeitsliebc der
Hausfrau ein sprechendes Zeugniß abgab.
„Krischan", sprach diese zu ihrem Manne, der eben fernen
Löffel ärgerlich auf seinen noch gefüllten Holztcller gelegt hatte
U"d, das Haupt in seine beiden Hände gestützt, finster vor
l'ch niederstarrtc, „Krischan, solltest noch ein paar Löffel voll
%»! Mit leerem Magen ist schlecht Geschäfte machen."
„Laß gut sein," lautete die Erwiderung, „laß gut sein,
Doris! Ich hcibc'genug, ich kann nichts mehr hinuntcr-
oringen."
Der Kleinköthner Gebers war eine derbknochige, eckige
^igur. Auf seinem von vielen Falten durchfurchten Antlitz
konnte man deutlich lesen, daß das Leben nicht in allzu großer
Lieblichkeit und Anmuth ihm dahin geflosicn, daß cs im
^egcnthcil ihm die rauhe Seite häufig genug herausgekchrt
hatte. Der ganze Ausdruck seines Gesichts war dabei ein
mißmuthigcr, fast finsterer, wogegen seiner Frau, die nach
ihrem äußern Ansehen schon reichlich ihre sechzig Jahre auf
dem Nacken haben mochte, Güte und ein frommer Sinn aus
den treuen blauen Augen sahen, die heut Morgen freilich ein
wenig trübe blickten.
„Na Krischan," nöthigte sie den Alten noch einmal, in-
dem sie freundlich zu lächeln versuchte, und eine Thräm, die
sich ihr unbemerkt ins Auge geschlichen, rasch zerdrückte,
„Krischan, nimm noch 'ncn Löffel voll! Thu mir's zu Liebe."
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( Handlungen, sowie von allen Postämtern und j|[ro' D 'Jj A m preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 fr- J^ °-
t,iT.•»»«mmra. _ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 21/, Sgr.
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.steitungserpcditionen angenommen
Aus dem vorigen Jahrhundert.
ES war im Jahre 1781 an einem prächtigen Sommer-
Borgen, als der Kleinköthner Christian Gebers und seine
hclichc Wirthin Doris, eine gcborne Kreipke, betrübten Sinnes
u der kleinen, dumpfigen Stube ihres im herzoglich - braun-
chweig-wolfcnbüttel'schen Dorfe Vechelde belegenen Häuschens
^saßcn und sich vergebens bemühten, einige Löffel Hafergrütze
~~ ihren Morgcnimbiß — hinuntcrzuwürgcn. In der Be-
bwsung sah cs recht ärmlich aus. Außer einem Stuhle ohne
^hne, einem dicken Hackeklotz - °uf welchen beiden Möbeln
>as Ehepaar Platz genommen — und einem braun angestri-
heien, wurmstichigen Tische war von HauSrath nichts zu er-
blicken. Doch machte diese große Einfachheit eher einen
freundlichen als abstoßenden Eindruck, da das ganze Gelaß
m den Strahlen der Sonne, die durch die kleinen bleicinge-
faßten Fensterscheiben, vor denen das frische Weurlaub im
Morgenwinde lustig spielte, fielen, in der größten Sauberkeit
erglänzte und von der Ordnungs- und Rcinlichkeitsliebc der
Hausfrau ein sprechendes Zeugniß abgab.
„Krischan", sprach diese zu ihrem Manne, der eben fernen
Löffel ärgerlich auf seinen noch gefüllten Holztcller gelegt hatte
U"d, das Haupt in seine beiden Hände gestützt, finster vor
l'ch niederstarrtc, „Krischan, solltest noch ein paar Löffel voll
%»! Mit leerem Magen ist schlecht Geschäfte machen."
„Laß gut sein," lautete die Erwiderung, „laß gut sein,
Doris! Ich hcibc'genug, ich kann nichts mehr hinuntcr-
oringen."
Der Kleinköthner Gebers war eine derbknochige, eckige
^igur. Auf seinem von vielen Falten durchfurchten Antlitz
konnte man deutlich lesen, daß das Leben nicht in allzu großer
Lieblichkeit und Anmuth ihm dahin geflosicn, daß cs im
^egcnthcil ihm die rauhe Seite häufig genug herausgekchrt
hatte. Der ganze Ausdruck seines Gesichts war dabei ein
mißmuthigcr, fast finsterer, wogegen seiner Frau, die nach
ihrem äußern Ansehen schon reichlich ihre sechzig Jahre auf
dem Nacken haben mochte, Güte und ein frommer Sinn aus
den treuen blauen Augen sahen, die heut Morgen freilich ein
wenig trübe blickten.
„Na Krischan," nöthigte sie den Alten noch einmal, in-
dem sie freundlich zu lächeln versuchte, und eine Thräm, die
sich ihr unbemerkt ins Auge geschlichen, rasch zerdrückte,
„Krischan, nimm noch 'ncn Löffel voll! Thu mir's zu Liebe."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aus dem vorigen Jahrhundert"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)