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S a ii c t Niklas-Abend.

(Fortsetzung.)

Heinrich setzte sich seitab an einen leeren Tisch. Alsbald
waren ein paar Kriegsgurgeln an ihn heran mit mancherlei
Fragen über Woher und Wohin. Der Gefragte antwortete kurz
abweisend; die wüsten Gesellen boten ihm ihre Krüge dar, er
solle Bescheid thun. Heinrich wußte zu wohl, wie solch Be-
scheidthun ausgelegt würde, um das Anerbieten nicht a zu-
weisen. Jetzt, da die Gefahr, die er in wilder Berzweis ung
ausgesucht, hart an ihn herangetreten, begann ihm zu grauen,

und der letzte Entschluß deuchte ihm ein widerwärtiger; es
erging ihm wie Einem, der voll finsterer Gedanken an den Rand
des Wassers tritt, oder den Strick schon um den Balken ge-
schlungen hat, und nun, da alles bereit, tritt der bessere Geist
wieder hervor und warnt und mahnt mit eindringlicher Stimme.
Sollte er, weil ihm wilde Horden zerstört und vernichtet, was
das Leben ihm wünschenswerth gemacht, nun selbst zum Leut-
fresser und Martialischen werden und über Andere herfallen,
um der Verwüster ihres Glücks zu werden? Lieber wollt' er
doch trost- und rathlos weit hinaus in die öde Welt und
wandern und fliehen bis der Tod ihn ereilte.

Da der Kriegsgeselleu Versuch, den Fremden zu fangen,
au dessen Vorsicht scheiterte, versuchte es Einer auf anderem
Wege. Ein freundlich Zureden hilft vielleicht! Wie es ihm
| gehe, fragte er, gewiß nimmer gut; sehe er doch aus, als
habe der Teufel ihn geritten! Da solle er nur unter die
Fahne, das wäre ein Leben! Alle Tage herrlich und in Freu-
den; volle Tische, volle Kannen, und was sonst das Herz
wünsche! Aber der Fremde hatte für solch' verlockende Reden
kein Ohr. Das Kriegsvolk merkte, wie der kräftige Bursche !
auf solche Weise nicht zu fangen sei; es mußten andere Netze
ausgeworfen werden, ein Streit mußte die Veranlassung geben,
den Widerstrebenden zu zwingen. Sie fühlten alle, die Lär- !
inenden, die von einem freien herrlichen Leben Prahlenden, j
wie elend, wie geknechtet sie seien, und so ist leider des Men-
schen Sinn, daß, wenn er selbst elend, sich eines Jeden freut,
den er in gleiche Noth bringen kann. Das ist die stärkste
Waffe in der Gewaltherrscher Hand. Die nicht den Muth j
besitzen, wider den eigenen Dränger anfzustehen, lassen sich
geduldig in Gefahr und Tod treiben, um Andere in gleiche
Drangsal zu bringen. Der Mensch gleicht darin dem Ele-

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sanct Niklas-Abend"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Watter, Joseph
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Apathie
Degen
Wanderer <Motiv>
Wanderstock
Nachdenklichkeit
Verzweiflung <Motiv>
Vorschlag
Anwerbung
Tisch <Motiv>
Erschöpfung
Karikatur
Schmerz
Unordnung <Motiv>
Sitzen <Motiv>
Krug <Motiv>
Herberge <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 50.1869, Nr. 1230, S. 41
 
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