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ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/, Sgr.

C a r n c'v a l s - A b e n t e u c r.

(Schluß.)

Leider starb auch mein Mann bald darauf, und jeden-
falls hatte Hannes schon damals den Plan ansgedacht, von
mir zur sogenannten Aufsuchung des Kindes Geld zu er-
schwindeln. Er würde auch wohl früher diesen Plan ausge-
führt haben, wenn er mich nur aufgefunden hätte. Ich war
aber inzwischen auf Anrathen der Aerzte nach Italien gereist,
um dort meine geschwächte Gesundheit wieder herzustellen.
Das milde Klima kräftigte auch dieselbe wieder, aber mein
Geist war durch all' das Unglück, das über mich hereingebro-
chen, ganz niedergedrückt, und alle Mühe meines einzigen Ver-
wandten, meines braven Schwagers, fruchtete nichts, mich aus
dieser Lethargie zu reißen. Schließlich mußte ich mir auf sein
Anrathcn in Köln eine Wohnung nehmen, da er hoffte, daß
die verschiedenen Annehmlichkeiten der großen Stadt mir Zer-
streuung verschaffen würden. Aber auch hier wurde mein
geistiger Zustand nicht besser, und auch meine Gesundheit fing
an durch dieses ewige Brüten über mein Unglück wieder sehr
zu leiden. Da hatte der Himmel denn Erbarmen mit mir
und schenkte mir Dich, mein liebes Kind, wieder. — Das ist
die kurze Erzählung meines Lebens, die ich Ihnen, meine
Herren, als meinen Freunden, nicht vorenthalten wollte."

Winter und Steinberg drückten voll Mitgefühl die Hand
der schwergeprüften Frau und die zärtliche Tochter preßte einen
langen Kuß auf ihren Mund.

„Das Bild dort," sprach Madame Saatfeld, „ist das
des bewährten Arztes, dem ich mein Leben verdanke, und
hier," fügte sie, auf ein drittes Blatt des Albums deutend,
hinzu, „ein anderer treuer Freund, ein Gutsnachbar am Ober-
rhcin; diese Dame hier ist seine Tochter, ein liebes, fröhliches
Mädchen, die Dir, liebe Elise, sicher eine Freundin werden
wird. Hier — aber was ist Ihnen, lieber Herr Winter,

Sie sind ja plötzlich so aufgeregt, Ihre Hand zittert, wird
Ihnen unwohl?"

Der junge Mann war in der Thal bei dem Anblick der
letzten Photographie aufgcfahren, er fühlte, wie ein tiefes
Roth sein Gesicht überzog — er hatte in dem Bilde der
Tochter des Nachbars seine"Carnevalsbekanntschaft entdeckt.

Er bemerkte jetzt die theilnehmenden Blicke Aller und
erwiderte schnell: „Ich danke Ihnen, Madame Saalfeld, ich
fühle mich ganz wohl, ich war nur überrascht, i» dem Bilde
der Dame eine große Aehnlichkeit mit einem Fräulein zu fin-
den, das ich gestern zufällig kennen lernte."

„Es wäre nicht unmöglich," versetzte Madame Saat-
feld, „daß sich Marie mit ihrem Vater hier befindet, da sie
hier eine Pensionsfreundin hat, und in dem Falle werden
mich Dahlheims sicher aufsnchen."

Kaum waren diese Worte gesprochen, als vor dem Hause
ein Wagen vorfuhr, und dann erschien die Trine mit freude-
strahlendem Gesicht an der Thür und rief hastig hinein:
„Madame, da kömmt angenehmer Besuch: Herr Dahlheim
und Fräulein Marie."

Die Beiden traten schon ein.

Es machte dem treuen Freunde der Frau Saatfeld, so-
wie dessen Tochter die größte Freude, als sie das Glück der-
selben erfuhren, und auch Elise wurde herzlichst begrüßt. In
den Mitthcilungen, die nothwendiger Weise gemacht wurden,
gedachte man der jungen Leute, die sich bescheiden zurückhiel-
ten, und Madame Saalfeld stellte dieselben vor. Bisher
hatten die Neuangekommenen dieselben nicht bemerkt. Kaum
hatte dcßhalb Marie ihr Auge auf sie gerichtet, als beim An-
blicke Winters eine tiefe Röthe in ihrem Gesichte aufstieg und
sie ein leichtes Ah der Ueberraschung nicht unterdrücken konnte.

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