Fliegende Blätter (50.1869 (Nr. 1225-1250))

Modebild

für den Monat Februar.

I

S a n c t Niklas-Abend.

(Fortsetzung.)

Es war ein rastlos unstät Hin- und Herwerfen der Ge-
danken, wie er Jahre lang gewandert, der Heimath süße Erin-
nerung im Herzen, wie er manche Stadt gesehen, in mancher
Fährlichkeit gewesen, durch Stätten des Todes gezogen, niemals
aber waren ihm die Gassen und Häuser der Heimath aus dem
Sinn gekommen, nie vor Allem das Haus, darin er die Eltern und
Geschwister, nie das, barin er die Geliebte suchte, er gedachte,
tvie in seiner Seele, als er endlich die Schritte zur Heimkehr
lenkte, die Sehnsucht immer mächtiger emporgewachsen, und ihn
mit jedem Tage, der ihn der Vaterstadt näher brachte, zu hasti-
gerem Eilen getrieben: es war eine verworrene Erinnerung
in ihm von unruhig süßen Hoffnungen, die ihn, als er in
der letzten Nachtherberge sich zum Schlafe niederlegte, nicht
einschlafen lassen wollten, trotz aller Ermüdung, die am Mor-
gen alsbald mit ihm erwachten und ihn noch vor Tage hin-
austrieben, um der Heimkehr Ziel nur bald zu erreichen. Wie
würde er die Stadt finden, so hatte er gedacht, nachdem er
so viel größere und herrlichere gesehen, wie all' die Seinen,
wie würden die Geschwister herangewachsen sein, was mochten
sie erlebt haben in den schweren und bösen Kriegslänften,
wie die Geliebte, deren Bild ihn begleitet in die weite Welt
und durch die langen vielbewegten Jahre der Wanderschaft!
Wie hatte ihm das Herz gepocht in unruhiger Erwartung,
als die Thürme der Stadt vor ihm auftanchten in grauer
Schneeluft, als er mit hastigen Schritten ihr^ entgegeneilte.
Und da war er eingetreten durch das Thor. Ja, klein waren
die Häuser, er erkannte sie aber alle ivieder, er wußte genau,
wie er sich zu wenden habe nach der Spenglergasse. Nun !
noch wenige Schritte, und er war daheim! Noch uni die Ecke
— und da . . . ein öder, leerer Raum! Weiße Schutthaufen,
die des Winters Schnee deckte, ein ragender Schornstein,

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