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Carnc vals-Abenteuer.

(Fortsetzung.)

„Aber so gebt mir doch Antwort", rief sie wieder, als
ich noch immer zögerte.

Liebe Madame, sagte ich da mit weinerlicher Stimme,
wie freue ich mich, daß ich Sie endlich aufgefunden, Jahre
lang habe ich nach Ihnen gesucht, ohne eine Spur zu ent-
decken, bis ich endlich heute erfuhr, daß Sie hier in Köln
wohnten. Ach, es hat mir auch — sie unterbrach mich hier
abermals.

Macht mich doch nicht wahnsinnig, rief sie, habt Er-
barmen und sagt mir, wo mein Kini> ist, das ich Eurer Frau
einst übergeben.

Ach ja, Ihr Kind, das brave Mädchen, ja, liebe Ma-
dame, wo es jetzt ist, kann ich Ihnen nicht genau sagen, aber
ich bin auf seiner Spur.

Bei diesen Worten sank sie auf ihren Stuhl zurück,
während ich so treuherzig, als ich nur konnte, fortfuhr: Ich
bin eigentlich hierhergekommen, um Ihnen das zu sagen, dann
Ihnen aber auch mitzutheilen, wie ich das Kind verloren
habe, denn meine arme Frau ist auch tobt; lebte die noch,
dann könnte ich die Elise Ihnen sicher frisch und gesund zu-
führen. Ich fing nun an, ihr zu erzählen, was wir Beide
uns vorher überlegt hatten. Ich begann damit, wie wir,
meine Frau und ich, vom Gute Finkensteg fortzogen und sie
mir das Kind darauf übergab. Dann erzählte ich, daß die
Arme gestorben und daß mir das Unglück in der Brauerei
passirte, worauf ich das Kind an eine Frau übergeben, weil
ich während meiner Krankheit nicht für dasselbe sorgen konnte.
Die Frau wäre eines Tages Wäsche auf dem Speicher auf-
hängen gegangen und als sie wieder heruntergekommen, sei
das Kind fort gewesen. Ich hätte mir darauf die größte
Mühe gegeben, um zu erfahren, wo es hingekommen, ohne

aber lange Zeit etwas zu hören. Endlich hätte ich gehört,
daß eine Kunstreitergesellschaft mit einem kleinen Kinde ge-.
sehen worden sei. Es wäre damals aber leider schon zu spät
gewesen, sie zu verfolgen, da dieselbe nämlich schon längst,
wer weiß wohin, mit der Bahn gefahren sei. Jahre lang
hätte ich vergeblich nach ihr und dem Kinde gesucht, bis ich
kürzlich eine schwache Spur von dein Mädchen entdeckt und
auch ihren, der Madame, Aufenthalt heute erfahren."

„Nun," fragte das Gegenüber, „hat sie Dir denn Alles
so auf's Wort geglaubt?"

„Natürlich," lachte Hannes, „während meiner ganzen
Erzählung, die mindestens eine halbe Stunde dauerte, saß
sie rein wie todt da, kein Glied bewegte sich an ihr. Als
ich fertig war, bat sie mich flehentlich, ihr ihre Tochter wie-
der zuzuführen, ich solle kein Geld, Nichts sparen. Das
wollte ich nur hören.

Ich sagte ihr, daß ich ganz arm wäre, sie möge nur
etwas Geld hiezu geben. — Hier ist es," lachte der Strolch
auf, und warf einen Beutel auf den Tisch.

Der Andere wog ihn gierig in der Hand: „Na, so
fünfhundert Thaler werden wohl drin sein."

„Und noch etwas mehr," grinste Hannes, „Du sollst
Deinen Theil schon haben, warte nur noch ein wenig, bis
wir hier ganz sicher sind."

Der Lauscher hinter dem Schirm hatte mit Herzklopfen
der Erzählung zugehört. Er hatte, ohne sich vorzubeugen,
jetzt auch in der bekannten Stimme den alten Säufer von
der Restauration entdeckt und ahnte auch, wer die Tochter der
armen Frau sei, welche die Strolche ausbeuten wollten; er
sollte hierüber bald Gewißheit hoben.

„Was das Schönste bei der Sache ist," begann Hannes

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