Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
lg Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- . Erscheine» wöchentlich ein Mal. Subscriplions- ^ »jh

Handlungen, sowie von allen Postämtern |^yro-~j ■/jj ^ preis für dmBand von 26 Nummern 3 fl. 54 kr.
und Z c it n n g s exped i t i o ne n angenommen. od. 2 Rthlr. 5 Sgr. EinzelneNummern 9 kr. odcrL^Sgr.

Car n c v a l s - Abenteuer.

lFortsetzung.)

„Allerdings kenne ich dieselbe genauer und ich will Sie
auch nicht lange Hinhalten, mein Kind. So erfahren Sie
denn, daß der Mann, der bisher als Ihr Vater gegolten,
cs in der That nicht ist; Sie sind nur sein Pflegekind, das
sonderbare Umstände in sein Haus brachten. Zu Ihrem
wirklichen Vater kann ich Sie leider nicht führen, denn der ist
längst tobt, aber meint Sic meinen Worten Vertrauen schenken
und mir folgen wollen, so werde ich Sic zu Ihrer Mutter
geleiten, einer Frau, die wegen ihres verlorenen Kindes
trauert und sich härmt, und unterwegs werde ich Ihnen er-
zählen, durch welche glückliche Fügung ich Ihre Herkunft er-
fahren."

Der Eindruck, den diese Mittheilung auf das arme
Mädchen machte, ist schwer zu beschreiben. Einen Augenblick
betrachtete sie den jungen Mann mit Blicken, die sich in sein
Inneres zu bohren schienen, um die Wahrheit seiner Worte
zu ergründen; als sie aber dann sein ernstes Gesicht sah, das
die wahrgefühlte innere Erregung abspiegeltc, da zweifelte sie
nicht länger.

Sie stieß einen lauten Schrei aus, und die Thräncn, die
ihren Augen entquollen, machten dem armen Herzen Luft.
Dann eilte sie zu dem kleinen Nebenzimmer und im Nu
daraus mit einem Shawlc, den sie schnell umknüpfte, zurück-
kchrend, faßte sic den Arm des jungen Mannes und rief
niit tiefer leidenschaftlicher Stimme: „Kommen Sic schnell,

kommen Sie, die Mutter , soll nicht länger um ihr Kind
trauern!"

Sic eilte zur Thüre hinaus, Stcinberg folgte, und die
jungen Leute betraten die dunkle Straße.

Steinberg rief eine Droschke an, die ihnen in der Neben-
straße begegnete und die Beiden wurden so schnell dem Ziele

entgegengeführt. Unterwegs erzählte der junge Mann mit
kurzen Worten, was wir bereits wissen, und das Mädchen
mußte laut weinen, als er des Leides der armen Frau ge-
dachte. Ihr kindliches Gefühl flog bereits der Unbekannten
entgegen und ihr Herz klopfte sehnsüchtig, als der Wagen vor
dem Hause hielt.

Steinberg bat das Mädchen noch eine kurze Zeit im
Wagen zu verweilen, da er die Mutter vorbereiten wollte,
mit Recht befürchtend, daß eine so plötzliche Ueberraschnng

ihr sehr schädlich sein könne.

Er bezwang so viel >vie möglich seine eigne Bewegung

und zog endlich gefaßten Muthes die Klingel. Ein ältliches

Frauenzimmer, wahrscheinlich die Trine, öffnete die Thür.
Als sie den Wagen halten sah, aus dem sich jetzt gerade

der Kopf des Mädchens vorbeugte, trat sie betroffen einen
Schritt zurück, aber schon stand Steinberg in der Thüre.

„Entschuldigen Sie," sagte er, „wäre cs mir vielleicht
möglich, die Madame zu sprechen? Ich habe ihr eine wichtige
Mittheilung zu machen."

„Allerdings," erwiderte die Alte, die, sie wußte selbst
nicht weßhalb, plötzlich i»i' Herzen erbebte, „ist Madame zu
Hanse, aber sie ist nicht ganz wohl und deßhalb —".

„Oh, sorgen Sie nicht," unterbrach sic der junge Mann,
ich bringe, so viel ich vermuthen kann, eine sehr angenehme
Nachricht, und dann bin ich Arzt; im Falle ich sehe, daß
ihr das, was ich ihr mittheile, nicht zuträglich ist, so werde
ich sicher schweigen."

„Nun, wenn das ist," sagte die Trine, „so gehen Sie
in Gottes Namen mit, aber, lieber Herr, haben Sie Erbarmen
mit mir, sagen Sie mir, bringen Sie ihr Nachrichten von
unserm Kind?"

19
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen