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^‘ Handlungen, sowie von allen Postämtern und /D m preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. ™

Z eitungserv cdition en angenommen. od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/, Sgr.

Car nevals-Abenteuer.

(Fortsetzung.)

Sie glaubten zu träumen, wären sie nicht von Zeit zu
Zeit durch gelegentliche Püffe sehr praktisch au die Wirklich-
keit erinnert worden.

An dem einen Ende des Saales befand sich eine kolos-
sale Tribüne und auf diese begaben sich die beiden jungen
Leute, um von dort aus einen vollkommenen Eindruck des
Balles zu erhalten.

Erst in später Stunde begaben sie sich in ihr Hotel zu-
rück, im Schlafe Ruhe von den Strapazen der Nacht suchend.

Des Nachmittags machte Steinberg der Madame Saal-
feld einen Besuch, und Winter sah sich dcßhalb auf sich selbst
angewieseg. Seine schöne Unbekannte kam ihm wieder in den
Sinn und er richtete seine Schritte nach dem Lokale, in wel-
ches er gestern seine Begleiterinnen geführt, in der gewagten
Hoffnung, dort vielleicht Einiges von ihnen zu erfahren. Er
saß jedoch schon eine geraume Zeit einsam an einem Tische,
und diese Hoffnung schien nicht in Erfüllung gehen zu wollen.

Inzwischen erhielt er, ohne es zu merken, an seinem
Tische Gesellschaft. Ein junger Mensch hatte sich mit drei
Mädchen daran niedergelassen. Das nngenirte laute Gespräch
derselben erweckte ihn aus seinen Grübeleien. Er wollte, un-
angenehm berührt, schon seinen Platz verlassen, als ihn einige
Worte der Unterhaltung frappirten und zum Sitzenbleiben
nöthigtc».

Er nahm, um verdachtloser zuhören zu können, eine
Zeitung zur Hand und that, als ob er ganz vertieft in die
Lektüre wäre. Die Drei schienen Dienstmädchen zu sein
und Eine erzählte der Andern eben von ihrer Herrschaft;
das hatte die Aufmerksamkeit Winters gefesselt. „Ja, ja," >
sagte sie, „solche Damen haben oft eigene Ideen; gebt 'mal
Acht. Da hat unser Fräulein Besuch von einer Freundin er-

halten. Denkt Euch, die bekömmt gestern die Idee, sich ein-
mal den Kölner Carneval auf den Straßen anzuschen. Zum
Unglück konnten ihr und unseres Fräuleins Vater nicht mit-
gehen, aber meint Ihr, das hätte sie abgehalten? 'Nicht im
Geringsten. Kaum erlaubt sie, daß der Kutscher, um sie zu
beschützen, hinter hergchen darf, sie packt unser Fräulein i
unterm Arm, die erst nicht recht den Mnth hat, mitzugehen,
sich aber endlich doch überreden läßt und Beide gehen richtig
ab. Wir denken nun, sie sind in einer halben Stunde wie-
der zurück, aber Prosit die Mahlzeit, wer nicht kommt, sind
die Beiden. Wir warten eine Stunde, sie kommen noch
immer nicht, da werden wir besorgt. Jetzt kehrt auch noch
der Kutscher zurück, aber zum Unglück allein, er hat die Fräu-
lein im Gedränge verloren. Wir, in größter Unruhe, schicken
überall hin Leute aus, die aber natürlich keine Spur finden.
Da endlich, nach ungefähr drei Stunden, kommen die Fräu-
lein ganz gemüthlich herangezogen, erzählen ein Langes und
Breites, schließlich auch von einem freundlichen Herrn, der
sich ihrer, als sie von Masken auf der Straße bedrängt ge-
wesen seien, angenommen, kurz Beide freuen sich, beson-
ders das fremde Fräulein, ungeheuer über den erlebten Spaß.
Nun denkt Euch 'mal, wenn Unsereinem so etwas passirt wäre?
Gleich hätte cs geheißen: das Mädchen taugt nichts, treibt
sich auf der Straße herum, so Eine können wir nicht be-
halten! — aber bei so vornehmen Damen wird das nur eine
Laune genannt, die können das ungestraft thnn. Und wenn
wir erst laut von einem Herrn erzählen wollten, der uns be-
gleitet hat, das würde ja Mordspektakel gebe»; unsere Fräu-
lein geniren sich aber gar nicht, in einemfort davon zu plau-
dern, das fremde Fräulein noch am meisten."

Winter hörte diese Auseinandersetzungen mit Herzklopfen

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