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Eine Künstlersahrt.

(Fortsetzung.)

Der junge Mann wandte sich aufmerksam nach dem
Floßmcister und fragte: „Der Mittwochsfloß? — Geht denn
jeden Mittwoch ein Floß nach Wien?"

„Versteht sich," sprach der Floßmeister.

„Und da kann man in einer Tour von hier aus bis
Wien fahren?"

„Vom grünen Baum hier, wo wir sitzen, bis zur Leopold-
stadt. Sie können hier einen Nicrcnbraten essen, auf'n Floß
steigen und wenn Sie 's nächstemal den Fuß an's Land
setzen, das heißt wenn Sie nit vom Floß 'runter gehen wollen,
können S' in Wien Schnitzel essen."

„Ah! Und was kostet die Fahrt?" fragte der Jüngling.

„Auf dem Ordinari - Floß drei Gulden. — Wenn S'
aber a Hütten zum Schlafen und Untcrkricchen haben wollen,
sechs Gulden."

„Sechs Gulden," sprach der Musiker sinnend. — „Und
es geht immer auf dem Wasser fort, erst in der Isar, dann
in der Donan?"

„Ah, und wie ist's mit dem Donauwirbel, da sollen
ja die Flöße immer untergchn und Menschen und Balken erst
im schwarzen Meer wieder 'raus koinmen? — I dank recht
schön," warf Herr Krempelhnbcr ein.

„Unsinn," rief der Floßmeister. „Es ist wohl vorge-
kommen, daß ein Donaufloß in: Wirbel verunglückt ist, weil
die Flößer besoffen waren und so selbst Schuld hatten, aber
der Münchner Floß ist noch niemals zu Schaden gekommen,
wenigstens in der Donau nicht, denn unsere Gefahr liegt in
der Isar, wo alte Treibstöcke und Bäume im Rinnsal liegen,
auf die man aufsährt. Aber Gefahr ist nicht dabei, höch-
stens Aufenthalt."

„Wie ist es des Nachts?" fragte der Musiker.

„Wird angelegt und da können die Passagiere ins Wirths-
haus gehen oder auf dem Floß bleiben, wie sie wollen.
Sind's viele, daun nehmen sie sich a Faßl Bier mit. In
Passau ist a Hauptstation, da kauft knan sich a 'bratues
Gausel, kost' dort vierundzwauzig Kreuzer, a 'bratnc Tauben
vier Kreuzer. Ist spottbillig in dem Nest. Hat man sich
da bis Wien versorgt, so kaust man über der Grenze drüben
a Maß Wein um ein' Zwanziger. Kriegt auch einen um ein'
Zehner — und lebt dann wie Gott in Frankreich. — I
sag' Jhna, es gibt nix Schöneres als so a Fahrt. Es geht
schnell und doch langsam genug, daß man alles am Ufer
betrachten kann. Die Felsen, Berg', Burgen und Klöster ziehen
vorbei und man sitzt in der schönen frischen Luft, hat sein
Maß Bier oder Wein vor sich und haut in a Gansel oder
a Hendel ein. Dabei gehts immer weiter. Und dann erst
gar in Wien, in der Kaiserstadt, wo d- Backhcndcl und d'
Schnitzel einem ins Maul fliegen. Den Speiszettel unten
müssen S' sehn! Da hcißt's nit, wie bei uns hier: Brust-,
Schlegel-, Nicrenbraten, saure Leber — Kalbshirn — abge- j
bräunten Kalbskopf — Kalbsharen — Kalbscottelets —
kurz man möcht' selber a Kalb werd'n, oder wenn mau in
unseren Jahren steht, gleich a Ochs — O nein! in Wien
da gibt's vor allen Dingen Backhendel — Brathendel — Ka-
paune — Indian. Dann kommen d' Schnitzeln — O i
sag' Jhna, d' Schnitzel; dös geht eigentlich über Alles. — A
Fleisch, was auf der Zung' zergeht, in einer Rinde von Ei
und Semmel! — Ah!" — hier sandte der Floßmeister einen
eben solchen Handkuß nach Wien, wie ihn Herr Krempel-
huber kurz vorher nach Hesselohe aufwärts geschickt, dann fuhr
er fort: „Nun kommt dös Rostbrat'l mit Zwiebeln. A rich-
tiges Wiener G'richt, delicat und so groß, daß d' Enden

Sck
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