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L. Üd.

ob. 2 Rthlr.SSgr. Einzelne Iiumnwrn ll kr. od. 2Vs Sgr

Carnevals-Abcntcuel

Wir befinden uns im Jahre des Heils 1852, des Abends
am Donnerstag vor Carneval in Köln, auch Weiberfastnacht
genannt.

In einem der besuchtesten Weinlokale herrschte ein reges,
Munteres Leben. Der ächte Vollblut-Kölner ist zwar stets
eine gemüthliche Haut, aber die Erwartung auf die Freuden
des Karnevals, der so bald bevorstand, trug heute Abend noch
dazu bei, die gesellige und fröhliche Stimmung zu erhöhen.
Wer aus Carnevalsgesellschaften, deren Köln bekanntlich in
der Zeit von Neujahr bis Fastnacht unzählige hat, als Possen-
reißer bekannt ist, sei er auch nur Barbier oder Schneider,
in dieser Zeit steht er hoch im Ansehen, und die Notablen
der Stadt buhlen um seine Gunst. Und diese Leute fühlen
sich auch; sie, die während der Zeit von Carneval bis Neu-
jahr darben und sparen, nur um lvieder in der Zeit von
Neujahr bis Carneval alle Vergnügen mitgenießen zu können,
sie, die es nicht wagen, während jener Zeit ein Lokal zu be-
suchen, das ihre Gönner frequentiren, sie tragen jetzt im Ge-
fühle ihrer Talente den Kopf hoch, und Niemand nimmt ihnen
das übel.

Solche Herren befanden sich auch in diesem Lokale, um-
geben von einem Kreise von Bewunderern. Da konnte man
hören, wie sich Scherze an Scherze und Bonniots an Bon-
mots reihten. Gelächter und Beifallsruf belohnte den Witz-
Mach^ der davon und vom Rebensäfte begeistert, sich selbst
übertraf. Hin und lvieder wagte auch ein fideler Bruder ein
beliebtes Carnevalslied anzustimmen, worein dann Mann für
Dkann einstimmte.

An einem Seitentische des großen und schönen Saales
s^ßen zwei junge Leute, die mit Vergnügen auf das bunte
Treiben sahen. Sie waren anscheinend Beide etwa fünfund-

zwanzig Jahre alt, und ihre feinen Manieren, sowie die ge-
lvählte Kleidung zeigten, daß sie zu den bevorzugten Klassen
der Gesellschaft gehörten. In der That war der Eine, ein
hübscher brünetter Mann, der Sohn eines bedeutenden Fabrik-
besitzers in Westphalen, während der Andere, Blonde mit
dem ernsten Gesichte, Arzt in einem rheinischen Städtchen
war. Beide hatten sich auf der Schule einst Freundschaft
geschworen, und dieses knabenhafte Gefühl war durch die Zeit
zu einer wirklich innigen Freundschaft gediehen.

Nach einer halbjährigen Trennung gaben sie sich zur
Carnevalszeit in Köln ein Rendezvous nnd waren Beide pünkt-
lich eingetroffen.

Bei einem guten Glase Wein tauschten sie nun ihre
Erlebnisse aus und setzten sich dann zurecht, um mit Muße
das muntere Treiben, das um sie herrschte, überschauen zu
können.

„Es ist doch etwas eigenes um diesen kernigen deutschen
Humor," bemerkte jetzt der Brünette, der Karl Winter hieß,
zu seinem Freunde, „da lobt und preiset der Franzose seinen
68prit und doch verhält sich dieser nur, um ein Gleichniß an-
zuwenden, zu dem echten deutschen Witze, wie der Schaum
des französischen Leibgetränks, des Champagners, zu dem des
deutschen, des Bieres. Leicht und flüssig, wie der Champagner-
Schaum, so ist der französische Witz; er wird angehört, be-
lächelt und zwei Minuten daraus denkt kein Mensch mehr
daran; dagegen kernig, wie der Schaum des echten Bieres,
so ist auch deutscher Witz, und oft spricht man noch lange
über ein gutes Wort an guter Stelle."

Der Andere lächelte. „Dein Gleichniß hat nach meiner
Meinung etivas für sich," erloiderte er, „doch läßt sich auch
Einiges dagegen sagen. Auch mir gefallen diese frischen, ge-

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