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Cremoneser-Geigen.

und als Beide ihre Pfeifen angebrannt, begann er folgender-
maßen :

„Mein lieber Sohn! Da Du mir versprochen hast, mein
Geschäft so fortzuführen, wie ich es bisher betrieb und dabei
in Ehren alt und wohlhabend geworden bin, so muß ich Dir
zu allererst, was die von mir hergestellten alten Cremoneser-
Geigen betrifft, mittheilen, daß ich diese alle selbst mache."

„Wie können das aber dann Cremoneser-Geigen sein?"

„Das ist sehr einfach" — und er wies ihm seine Pfeife
— „was ist das?"

„Das ist ein Ulmerkopf."

„Richtig — hat aber Ulm nie gesehen; weil er indeß
in Form und Holz den in Ulm erzeugten Pfeifen vollkommen
gleich ist, so heißt und ist er ein Ulmerkopf, und weil meine
Geigen den Cremonesern vollkommen in allen Stücken gleichen,
so sind sie eben auch Cremoneser. Das muß Dir wohl schon
längst aufgefallen sein, daß zum wenigsten jede dritte Geige,
die man in die Hand bekömmt, einen Cremoneser-Taufschein
hat; bei vielen sicht man's wohl auf den ersten Blick, daß
der Scherben anderswo her ist, bei vielen aber auch nicht —
so viel ist gewiß, daß es mehr Geigen auf den Namen
Amati, Straduari und Guarneri gibt, als alle die so ge-
heißenen Meister je Hobelstöße gemacht haben. Woher kommt
dies? Weil die Leute den geschicktesten Geigenbauer verhun-
gern ließen, wollte er von neuen Instrumenten seinen Unter-
halt erwerben, nun so macht er eben alte — sie wollen an-
geschmiert sein — so thut man ihnen den Gefallen; da gibt's
an verschiedenen Orten in Italien und auch anderswo Geigen-
bauer, die unter ihrem eigenen Namen gar kein Instrument,
sondern blos Cremoneser verfertigen; so habe ich in meiner
Jugend beim Meister Federigo Pifsicone in Padua gearbeitet;
der baute nach Straduarius, und gab kein Instrument aus
der Hand, bis es nicht seiner echten Straduarius so täuschend
ähnlich war, daß man's ohne das geheime Zeichen zu wissen,
denn es gibt ein solches, woran man die echten Instrumente
sicher erkennen kann — von ihr gar nicht zu unterscheiden
war — dort Hab' ich das Handwerk gründlich gelernt. Als
ich mich nun hier niederließ, hatte ich die Wahl bei Verfertig-
ung von neuen Geigen von allen Jnstrumentcnliebhabcrn und
Kennern geringschätzig über die Achsel angesehen zu werden
und zeitlebens am Hungertuche zu nagen, oder aber, auf ihre
Narrheit eingehend, sie tüchtig zu foppen und dabei mein ge-
deihliches Auskommen zu finden — sie wollen's eben nicht
anders — da war die Entscheidung nicht schwer zu treffen.
Jetzt will ich Dir aber in Kurzem auch die Art meines Ge-
schäftsbetriebes klar machen;" — er war, während dem zum
Kasten gegangen und hatte aus einer Lade ein ganz neues
Instrument hervorgeholt — „jetzt schau — wie die Geige da
neu und sauber ist, krieg ich mit Mühe dafür höchstens zwanzig
Gulden — ich werde sie aber gleich hundert werth machen."
Dabei schmetterte er sie an die Ecke der Hobelbank, daß die
Spähne davonflvgen — „so — siehst, jetzt schick' ich sie nach
: Cremona" — dabei ging er in die Ecke der Stube und öffnete
hoch oben eine dem Nichteingeweihten unbemerkliche Thüre,

welche einen dunkeln Raum verschloß, der offenbar ein Theil
des Schornsteins war und in dem bereits mehrere Instrumente
hingen; innerhalb der Thüre war mit großen Buchstaben:
Cremona zu lesen. Da bleibt sie hängen, bis alles gehörig
braun gebeizt ist — dann kommt die Nachhilfe der Apotheke"
und er wies auf eine Reihe von Firnißflaschen, „und zuletzt
die Taufe" — er wies ihm einen Vorrath gedruckter Zettel

— „und dann hat, der sie kauft, eine Cremoneserin und ich,
was ich für meine Arbeit verdient habe."

„Ja," meinte der Schwiegersohn, „jetzt begreif'ich schon,
warum die Splitter alle so genau zum Instrumente pasien,
wenn Ihr eins rcparirt habt, und das mit dem Cremona an
der Thür ist nicht übel — das ist so eine Art msnäatio j
reservalis oder wie es heißt, was bei den großen Herren in
der Politik ganz gebräuchlich sein soll, aber das möcht' ich
doch wißen, was das für ein Zeichen ist, woran man die echten
Cremoneser sicher erkennen kann?"

„Du Narr!" meinte der Alte schmunzelnd — „das
möcht' ich selber wissen — denn dann machte ich's bei meinen
eigenen Geigen ganz gewiß auch nach, nachher wären sie erst

— aber erst recht — Cremoneserinnen."

Ob Schachtelmanns Tochtermann das Geschäft im Sinne
seines Schwiegervaters fortgeführt, ist mir unbekannt geblieben

— ebenso, ob dasselbe von Anderen betrieben wird — ich
aber kann mir nicht helfen — sobald ich so einen rechten
Geigenkenner mit emporgezogenen Brauen ein Instrument nach
allen Seiten drehen und wenden und beklopfen sehe — da
denke ich immer an masotro Federico Pifficone in Padua,
Anton Schachtelmann und Cremona im Rauchfange.

_ Crassus.

Bestimmung des Kopfes.

Oberwachtmeister: „Kerl, Er hat seinen Kopf auch
blos deßhalb, damit Ihm d' Cravatte nicht oben 'raus rutscht."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Bestimmung des Kopfes"
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Anspielung
Polizeibeamter
Polizei <Motiv>
Schwert <Motiv>
Karikatur
Uniform <Motiv>
Beleidigung
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 50.1869, Nr. 1235, S. 82
 
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