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Der Herr Sekretär

tein „Der Mäusler riecht wieder niederträchtig nach Farbe."
Die Frau Sekretärin aber ließ ihren Mann thun und tieiben,
was er wollte, denn sie war eine stille, gute Frau und hatte
ihre Freude daran, wenn er sich so recht in seiner Weise
ainüsirte. Sie lächelte nur still in sich hinein, wenn er ihr
von einer neuen Arbeit erzählte, welche er vor hatte, und
ließ zuweilen ein gedehntes „so. so" oder „ja, ja" hören,
welches eigentlich hieß: „Nur immer zu, Alterchen, es wird
doch nichts," oder „ich kenne Dich, Spiegelberg" u. s. w.

Doch zur Sache!

Der Winter war vor der Thüre, und der Herr Sekretär
hatte sich, wie alljährlich, ein Klafter Buchenholz vor's Haus
fahren lassen. Bei dieser Gelegenheit hatte er bisher immer
den alten Nachtwächter Söffler und dessen Buben, den rothen
Stoffel, in Nahrung gesetzt, und diese hatten ihm gegen die
tarifmäßige Entschädigung von einem Kronenthaler, nebst Käse-
brod und Frühtrunk das Holz klein gearbeitet, so daß die Frau
Sekretärin nur die Stücke in den Ofen zu schieben brauchte,
um eine warme Stube zu erhalten.

In diesem Jahre aber sollte es anders kommen.

Im vergangenen Herbste nämlich hatte der Herr Sekre-
tär, als die Holzhacker gerade unten beschäftigt waren, so
recht gemüthlich zum Fenster hinausgeschaut und dabei folgende
Betrachtungen angestellt:

„Jetzt sieh nur ein Mensch, wie leicht dieses Holzsägen
ist. Die Kerle schneiden die dicksten Bengel entzwei, als ob's
ein Butterbrod wäre. Hm, hm! — Und wie gesund sie aus-
sehen, das muß das Geschäft im Freien und die viele Be-
wegung machen. — Hm, hm! — Ich möchte eigentlich wisicn,
warum ich das Holz nicht selbst säge? Es wäre ja der offen -

und sein Sägbock.

bare Prosit. Erstens spare ich das schöne Geld, und das
kommt mir in der Haushaltung zu gut, und zweitens gewinne
ich an meiner Gesundheit, was auch nicht zu verachten ist.
Ah was, abgemacht, ich säge mein Hol; künftig selbst."

So dachte der Herr Sekretär Mäusler, und als er dem
Söffler dieses Mal den Kronenthaler in die Hand drückte,
that er es. mit dem heimtückischen Hintergedanken: „So,
Alterchen, das ist das letzte Mal, daß Du mir meinen Beutel
schröpfst!"

Denselben Tag noch kaufte er eine starke Säge und be-
stellte beim Zimmermann einen kräftigen Sägbock, den er sich
ordentlich auf den Leib anmessen ließ. Als derselbe fertig
war, strich er ihn grün, die Säge aber gelb an, hing die
letztere an den elftere», so daß das Ganze ein hübsches grün-
gelbes Ansehen hatte und erklärte der Frau Sekretärin, von
jetzt an das alljährliche Klafter selbst schneiden zu wollen.
„Ja, Lisbeth", so schloß er seine Rede, „ich werde uns diese
Ausgabe künftighin sparen und das Holz selbst klein machen!"

„So," gab ihm Frau Lisbeth zur Antwort, wobei sie
den Herrn Gemahl mit etwas zweifelhaften Blicken betrachtete.

Dieses „So" mußte ihm nicht recht gefallen haben.

„Du glaubst es wohl nicht?" fragte er seine Ehehälfte
ziemlich gereizt.

„Ich glaube Alles, was ich sehe," antwortete diese höchst
ruhig, worauf er ausrief:

„Gut, Du sollst es sehen, laß nur das nächste Holz
kommen!"

Freilich dauerte es ziemlich lange, bis dieses geschah und
Sägbock nebst Säge mußte» sich schon noch gedulden, bis sie
ihrer Bestimmung übergeben wurden.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Herr Sekretär und sein Sägbock"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Rauchen <Motiv>
Hof <Architektur>
Anschaffung
Arbeiter <Motiv>
Fenster <Motiv>
Haus <Motiv>
Annahme <Logik>
Nachdenklichkeit
Vorsatz <Psychologie>
Vorfreude
Ungeduld
Leichtigkeit
Werkzeug
Sägen
Körperliche Arbeit <Motiv>
Gesundheit
Karikatur
Holz <Motiv>
Satirische Zeitschrift

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Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 50.1869, Nr. 1236, S. 90
 
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