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Agnes, zur weißen Rose.

(Schluß.)

Gewaltig war der Zusammenstoß beider Massen. Löwcn-
"'uthig kämpften die Vasallen des Stifts gegen die Reichs-
llädtcr, kein Theil wich. Stundenlang wütheten Schwert
und Piche, sowie das tödtliche Blei der Donnerbüchsen und
Arquebusen. Grimmig hieb der Stadtfähndrich in die feind-
lichen Reihen und bahnte sich kühn den Weg bis zum Bischof,
welcher auf der Flanke kämpfte.

Der alte Stadthauptmann führte frische Reiterhaufen
in's Gefecht, und warf den linken Theil der Bischöflichen;
auch deren Mitte wich. Noch stand der rechte Flügel, der
seiner Niederlage nicht mehr entgehen konnte. Ganze Haufen
stürzten sich in die Innerst*) um sich durch Flucht zu retten,
os>er zu ersäufen. Da greift des Stadtfähndrichs Faust den
verwundeten Bischof bei der Schulter, — er entwindet sich
dem unsichern Griff des eisernen Handschuh's und nur den
Purpur des Prälaten hielt jener in der Faust. Mit Aals-
glätte war der Kirchenfürst von seinem Pferde gekommen,
und rettete sich im Dunkel der Nacht durch die Flucht.

Das war die Schlacht an der Innerst, welche für lange
Jahre das Schicksal des Stifts in die Hände der Reichsstadt
legte. Den Braunschweigern war der Sieg, obwohl theuer
erkauft. Groß war die Beute, denn nicht ein einzig Stück
lhres Lagers retteten die Flüchtenden.

Der Stadthauptmann hatte bereits die bischöflichen Zelte
mit all' dem reichen Schatz an Geld, Rüstungen und Kostbar-
leiten an sich genommen, er war der Erste, der dort eiugctroffen.

Wiederum feierte man in der Reichsstadt diesen Sieg,

Zu welchem die Stücke auf den Wällen gelöst wurden. Man
mar von dem geistlichen Räuber befreit, das ganze reiche j

^—:—

) Die Innerst ist ein bekanntes Flüßchen.

l Stift befand sich in den Händen der Braunschweiger. Neuen
Glan; verlieh diese Viktorie den städtischen Heerführern, vor-
nehmlich aber dem Stadthauptmann. Auch der Fähndrich
als zweiter Befehlshaber ging nicht leer aus, aber es war
nur ein Abglanz vom Ruhm seines Vorgesetzten. Wohl legte er
den bischöflichen Mantel in die Hände des Stadtraths, und
glaubte nicht geringe Ansprüche zu haben durch diesen mit
Hermelin gefütterten Sammetlappcn. — „Ja!" sagte der
Bürgermeister, „hättet ihr uns doch statt dessen den Bischof
gebracht, der uns zu Tort und Verdruß noch am Leben ist."

Wochenlang erzählte man von der neuen Eroberung, cs
war auch kein übel Ding, das reiche Stiftsgebiet unter die
Pranken des rothen Löwen gebracht zu sehen. Stolz und
feierlichst hatten die Braunschweiger Bürgermeister die Huldigung
der Stadt Hildeshcim entgegen genommen.

Christian, der rüstige Brauer, schaffte während dessen an
einem Ankerfäßchen von feinem Holz, einem kleinen Meister-
stück von Küferei. Die Vorderseite desselben war mit Schnitz-
werk verziert, welches das städtische Wappenbild zeigte, unter
dem der Krahnen cingetrieben werden konnte. Sechs kupferne
Reife verbanden die Dauben. Es war fertig geworden, als
er eines Tages ein halbes Ohmfaß in die geheimnißvolle Kam-
mer bringen ließ.

Eines Morgens trat der Meister vergnügt aus dem
Gemach; in der Rechten einen schweren Deckelkrug haltend, bot
er seinem ersten Brauer einen Trunk daraus an. Dieser
trank und gab schnell den Krug zurück.

„Meister! — So was lebt nicht mehr! Aber sagt mir
nur, ob ich mich nicht etwa mit diesem Schluck dem Teufel
verschrieben habe? Oder ob's nicht etwa vom Gottseibeiuns j
selber gebraut wurde?"
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