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W- ' M, 1 • preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. S0

ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/, Sgr.

Hier wurde der Redner durch die Uhr unterbrochen, die
der ehrenwerthen Munizipalität in zwölf dumpfen Schlägen
verkündete, daß ihrer daheim die Suppe warte. Es war aber
Vogelheimer Stadthaus ein heiliges Gesetz, puukt zwölf Uhr
die Sitzung zu schließen, mochte verhandelt werden, was da
wollte, und es war dann keinem Redner möglich, seinen Satz
Zu vollenden, da die Zuhörer mit vielem Geräusch davon
liefen. Ob dieses Gesetz durch die Furcht vor den zu Hause
wartenden Ehehälften diktirt worden, oder ob es dem Egois-
wus des Magens seinen Ursprung zu verdanken hatte, kann
>ch nicht sagen, gewiß aber ist, daß in Vogelheim kein anderes
besetz strenger befolgt wurde als dieses.

Drittes Kapitel.

Erst in der fünften, der Denknialsfrage gewidmeten
Sitzung wurde der Beschluß gefaßt, daß die Stadt Vogelheim
kin Monument haben^ sollte, und dafür die von dem kürzlich
verstorbenen Bürger Theodor König zum Besten der Stadt
hinterlassene Summe von zwei tausend siebenhundert drei
u»d zwanzig Gulden zu verwenden. In der sechsten Sitzung
vber fingen die Verhandlungen darüber an, ob dieses Denkmal
l>em Gründer der Pappel-Allee, oder einem andern großen
vogelheimer Verstorbenen gesetzt werden sollte.

„Ich gehe von meinem Antrag nicht ab," begann
Obermann. „Es ist nicht recht, daß wir Schwierigkeiten er-
hebe», wo keine Schwierigkeiten sind. Ich bin kein Redner
vud will auch keine Rede halten; aber ich sehe, es ist unnütz,
Rudere Namen zu suchen, sobald wir darüber einig sind, daß
bv, der uns die Allee gegeben, die wie ein grüner Kranz
unsere Stadt umgibt, ein Denkmal verdient. Ich habe ge-
sprochen. "

Concordia.

(Fortsetzung.)

„Ich begreife gar nicht," rief Kerze, „warum der ge-
ehrte Redner vor mir in dieser Angelegenheit so sehr drängt.
Man sollte glauben, der selige Bär könne keine Ruhe im Grabe
finden, so lange sein Denkmal nicht in unserer Stadt prangt.
Das sehr geehrte Mitglied hat auch gar nicht einmal ange-
deutet, welche Gestalt das fragliche Denkmal haben soll und
man müßte doch wohl erst zu diesem Behuse eine Kommission
von Sachverständigen ernennen."

„Ich habe diese Angelegenheit gar wohl erwogen," sprach
Obermann mit Selbstbewußtsein, indem er ein Stück Papier
aus der Tasche zog. „Ich bin kein Zeichner und will mich
auch nicht als Zeichner ausgeben; aber hier ist der unmaß-
gebliche Plan. Das Viereck bedeutet den Sockel und die
senkrechte Linie daraus bedeutet das Standbild unseres großen *
Bürgers. Die rechte Seite des Sockels ist für eine Pappel-
Allee, die. Schöpfung des Verewigten, in erhabener Arbeit
bestimmt; auf der linken Seite soll unsere geliebte Vaterstadt
mit der Mauerkrone auf dem Kopfe dargestellt werdeu, wie
sie im Begriff ist, unsere unsterblichen Mitbürger zu krönen.
Auf der Rückseite könnten die vergoldeten Worte stehen: Dem
Verdienst seine Kronen, und aus der Vorderseite der
Name und der Geburts- und Sterbetag des Unvergeßlichen."

Nachdem Obermann's Plan, der aus nichts Anderem
bestand, als aus einem sehr unregelmäßig gezeichneten Viereck
mit einer senkrecht sein sollenden Linie darauf, die Runde
durch die versammelten Väter der Stadt gemacht hatte, be-
gann das Mitglied Fürchtegott Reps: „Wie wird man die
Gestalt eines Menschen bilden können, wenn man nicht weiß,
wie er ausgesehen hat? Was bedeutet das Standbild von
Christian Bär, wenn das Standbild von Christian Bär nicht
aussieht wie Christian Bär?"

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