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Verschiedene Anschauungen.
Holder Lenz, du bist gekonunen!
Wonnetrunken grüß ich dich,
Laß in deinem Glanz mich sonnen,
Deines Lichtes freuen mich!
Ach! so lang ward ich gefangen
Hinter öden Mauern hier.
Um die Rauch und Nebel hangen,
Rauben mir den Athem schier.
Nun zieh' ich in vollen Zügen
Diese weichen Lüfte ein,
Lasse Buch und Arbeit liegen,
Heute muß gefeiert sein!
Lebe wohl, du düstre Kammer,
In die mein Beruf mich bannt.
Die an meines Lebens Jammer
Mich zu jeder Stunde mahnt!
Glücklich jener, dem doch immer
Dieser blaue Himmel blinkt,
Der im Frei'n, im Frühlings-Schimmer
Froh sein Tagewerk vollbringt!
Drum wenn ich genug erworben,
Zieh' ich mich auf's Land zurück
Und als Landwirth frei von Sorgen
Gründe ich mein wahres Glück.
Josephi is uma, itzt geht's wida an,
Itzt kimmt glei die gröbst Plagerei wida 'ran.
Von Früh bis in d' Nacht gibt's a Schind'n, a Scheern,
Da kunnst scho, meinoad, aa verrückt diemal wcrn.
Da geht's an a Ackern, a Dunga, a San
Und enda kimmt's Heua und 's Ärndt'n und 's Mah'n.
Allbot gibt's im Frühjahr an andere Plag,
Der Bauer ist gschunden bei Nacht und bei Tag.
Da lob i den Winta, da hat ma nix z' leid'n,
Da kan ma schö stad auf da Ofabank bleib'n.
Die Stadtherrn, dö sau halt so gar viel gut dran,
Bei denen nimmt d' Jahr'szcit koan Unterschied an.
Dö bleib'n in da Stuben und schreiben schön stad,
Ob d' Sunn scheint, ob 's regnet, ob 's schneit oder waht.
Destweg'n übergib i und zieh' dann, Juchhe,
Für immer in d' Stadt 'nei als Privatier. M. p.
Geschäftspolitik.
Fremder: „Aber, Frau Wirthin, was soll man nur
um's Himmelswillen von Ihrer Wirthschaft denken! Nicht
genug, daß Essen und Trinken schmutzig und ungenießbar
sind, so lassen Sie auch noch das Federvieh, die Ziegen, ja
sogar die Schweine in's Gastzimmer. So was ist mir noch
niemals vorgekommen! Und noch dazu hat man mir von
den zwei hier bestehenden Wirthshäusern das Ihrige als das
bessere geschildert!" — Wirthin: „Eine rechte Freud'
machen Sie mir, lieber Herr, daß Sie über meine Wirth-
schast so schimpfen z denn warum? wir haben nämlich ein
neues Gasthaus gepachtet und werden in 14 Tagen einziehen.
Derweil aber führ' ich eine rechte Sauwirthschaft, um das
Verschiedene Anschauungen.
Holder Lenz, du bist gekonunen!
Wonnetrunken grüß ich dich,
Laß in deinem Glanz mich sonnen,
Deines Lichtes freuen mich!
Ach! so lang ward ich gefangen
Hinter öden Mauern hier.
Um die Rauch und Nebel hangen,
Rauben mir den Athem schier.
Nun zieh' ich in vollen Zügen
Diese weichen Lüfte ein,
Lasse Buch und Arbeit liegen,
Heute muß gefeiert sein!
Lebe wohl, du düstre Kammer,
In die mein Beruf mich bannt.
Die an meines Lebens Jammer
Mich zu jeder Stunde mahnt!
Glücklich jener, dem doch immer
Dieser blaue Himmel blinkt,
Der im Frei'n, im Frühlings-Schimmer
Froh sein Tagewerk vollbringt!
Drum wenn ich genug erworben,
Zieh' ich mich auf's Land zurück
Und als Landwirth frei von Sorgen
Gründe ich mein wahres Glück.
Josephi is uma, itzt geht's wida an,
Itzt kimmt glei die gröbst Plagerei wida 'ran.
Von Früh bis in d' Nacht gibt's a Schind'n, a Scheern,
Da kunnst scho, meinoad, aa verrückt diemal wcrn.
Da geht's an a Ackern, a Dunga, a San
Und enda kimmt's Heua und 's Ärndt'n und 's Mah'n.
Allbot gibt's im Frühjahr an andere Plag,
Der Bauer ist gschunden bei Nacht und bei Tag.
Da lob i den Winta, da hat ma nix z' leid'n,
Da kan ma schö stad auf da Ofabank bleib'n.
Die Stadtherrn, dö sau halt so gar viel gut dran,
Bei denen nimmt d' Jahr'szcit koan Unterschied an.
Dö bleib'n in da Stuben und schreiben schön stad,
Ob d' Sunn scheint, ob 's regnet, ob 's schneit oder waht.
Destweg'n übergib i und zieh' dann, Juchhe,
Für immer in d' Stadt 'nei als Privatier. M. p.
Geschäftspolitik.
Fremder: „Aber, Frau Wirthin, was soll man nur
um's Himmelswillen von Ihrer Wirthschaft denken! Nicht
genug, daß Essen und Trinken schmutzig und ungenießbar
sind, so lassen Sie auch noch das Federvieh, die Ziegen, ja
sogar die Schweine in's Gastzimmer. So was ist mir noch
niemals vorgekommen! Und noch dazu hat man mir von
den zwei hier bestehenden Wirthshäusern das Ihrige als das
bessere geschildert!" — Wirthin: „Eine rechte Freud'
machen Sie mir, lieber Herr, daß Sie über meine Wirth-
schast so schimpfen z denn warum? wir haben nämlich ein
neues Gasthaus gepachtet und werden in 14 Tagen einziehen.
Derweil aber führ' ich eine rechte Sauwirthschaft, um das
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Verschiedene Anschauungen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1870
Entstehungsdatum (normiert)
1860 - 1880
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 52.1870, Nr. 1295, S. 148
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg