Fliegende Blätter (63.1875 (Nr. 1563-1588))

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Z e i t n n g s e x p e d i t i o n e n angenommen.

M— 1599.

Erscheinen wöchentlich ein Mal. Preis des Bandes

(26 Nummern) 6 Mark 70 Pf., excl. Porto bei 1,XIII. Ad.

direclem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.

Die Hellseherin.

Auf der Reise war ich, und ich ging
In ein Gasthaus einer großen Stadt.

Abend war es, und ich eilte mich.

Schnell zur Ruh' zu kommen, denn der Tag
War au Mühen ziemlich reich gewesen.

Auf mein Ziinmer führte mich ein Diener,
Mir voran mit heller Lampe leuchtend.

Und schon hatte er die Thür' erschlossen.

Mir bedeutend, hier hereinzutreten,

Als die andre, die im Korridore
Reben meiner lag, geöffnet wurde.

Und heraus trat eine große, schlanke,
Dichtvcrhülltc, schlvarze Fran'ugestalt.

Mir vorüber schritt sie, leise grüßend,

Als ich zögernd stand und wie gefesselt.

„Wer ist diese?" frng ich schnell den Diener.
Dieser lächelte mit einem Lächeln,

Das ich nicht verstand, und sagte mir:

„Das ist Ina Kranz, Hellseherin,

Die da wahrsagt aus den glatten Händen
Einem Jeden für nur fünfzehn Gulden;

Und gerade neben Ihrem Zimmer
Hat das Fräulein ihr Geschäftslokal." —
Wieder lächelt' er mit einem Lächeln,

Das ich nicht verstand, und ich entließ ihn.
Mir im Sinne blieb die schwarze Dame,

Und im Traum erblickte ich sie wieder.

Ich erwachte früh am andern Morgen,

Und vom Traume vor die wache Seele
Schwebte die mich rührende Gestalt.

Schnell war ich entschlossen, sie zu sehen. —
Hingcstrcckt auf einen schwarzen Sessel,

Selber wieder ganz in Schwarz gehüllt.

Lag die Rätselvolle, als ich cintrat.

Mir entgegen flog ein schneller Blick.

Ich stand vor ihr. O, wie war sic schön!
Zitternd stand mein Auge, überwältigt

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