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(26 Nummern) 6 Mark 70 Pf., excl. Porto bei LXIII. Dd.

directem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.

Blaue Augen.

Bon Karl Delmar.

einhold Delius war
Professor der orientali-
schen Sprachen an der-
jenigen Universität, die
eine Art Weltruf da-
durch erlangt hat, daß
die Söhne deutscher
Könige, russischer Für-
sten, walachischer Boja-
ren, türkischer Pascha's
und Effendi's und
englischer Lords und
Herzoge mit beson-
derer Vorliebe an ihr
stndiren, oder vielmehr,
besser und wahrheits-
getreuer gesagt, so thnn,
als ob sic stndirten. Der Professor Telins schien Alles zu
besitzen, >vas ein Mensch sich nur wünschen kann. Noch nicht
vierzig Jahre alt, war er bereits ordentlicher Professor, war
allgemein seiner enormen Gelehrsamkeit ivegen hochgeachtet, und
hatte sich des Besitzes eines nicht unbedeutenden Vermögens zu
erfreuen. Er war von hoher, schlanker Statur, hatte dunkel-
braunes Haar, Augen von derselben Farbe, und selbst die Blässe,
die auf seinem geistreichen Gesichte lag und eine gewisse, bei
großen Gelehrten sehr hänsig sich findende Nachlässigkeit in der
Körperhaltung, erschienen bei ihm intcresiant und charakteristisch.
Aber trotzdem krankte der Profesior an einem Fehler, an dem
er selbst die Schuld trug, und der ihm sein ganzes zukünftiges
Leben ebenso verbitlerl haben würde, wie er cs ihm bis jetzt
thatsächlich verbittert hatte, wenn nicht zu rechter Zeit ein Arzt

hülfreich und rettend erschienen wäre. Dieser schlimme Fehler
des Professors bestand nämlich darin, das; Delius ein geschworener
Weiberfeind ivar, ein Frauenhasser ohne Gleichen, ein Verächter
des weiblichen Geschlechtes im umfassendsten Sinne des Wortes.
Man lvürde indes; irre», Ivollte man annehmen, Delius sei
vielleicht durch traurige Erfahrungen ans dem mannigfach ge-
fahrvollen Gebiet des Umgangs mit dem weiblichen Geschlecht
zu dem eben erwähnten Zustande gelangt. Viel richtiger konnte
man behaupten, daß Unwissenheit und Unkenntniß des Frauen-
geschlechtes der Grund seines Weiberhasses waren. Früh seiner
Eltern durch den Tod beraubt, ohne eine Schwester oder sonstige
weibliche Verwandte, hatte er das nie kennen und lieben gelernt,
was man einen häuslichen Herd, einen trauten Familienkreis
nennt. In langen, schwierigen Studien, die sein ganzes Denken
und Streben für sich in Anspruch nahmen, war er der gemüth-
volleren Seite des menschlichen Lebens fast ganz entfremdet. Stand
er auf dem Katheder, so sah er Jünger der ernsten Wissenschaft
vor sich; befand er sich in seiner Wohnung, so starrten endlose
Reihen grämlich aussehender Bücher ihn an, und eine Sammlung
von Porträts berühmter Gelehrter blickte streng und ernst von den
Wänden ans ihn herab; saß er beim Mittagmahl im Gasthanse
zur blauen Kanone, so war er unter gleichgesinnten Kollegen,
silbenstechendcn Philologe» und bis zur Ungenießbarkeit abstrakten
Philosophen. Dazu kam, daß er den Umstand, das; die Frau
naturgemäß nicht dazu berufen ist, die ernsteren Wissenschaften
zu kultivircn oder gar zum Lebenszweck zu machen, eigenmächtig
dahin verdrehte, daß er behauptete, die Frau sei nicht fähig
und mithin nicht würdig, geistig ausgezeichnet zu sein, und ver-
diene mithin Verachtung in demselben Grade, als die Wissen-
schaft und ihre Vertreter Achtung und Verehrung verdienten.
Gerade, lvcil er sich nicht recht glücklich fühlte, gerade weil er

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Blaue Augen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Spitzer, Emanuel
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Ranke
Klavier <Motiv>
Hochschullehrer <Motiv>
Tisch <Motiv>
Initiale
Karikatur
Klavierspiel
Junge Frau <Motiv>
Handgeste
Satirische Zeitschrift
Bewohnte Initiale

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
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Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
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Fliegende Blätter, 63.1875, Nr. 1579, S. 129
 
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