Bestellungeil werde» in allen Buch- und Knnst-
16. handln n ge», sowie von allen Postäinterii und
A e i t ii» g s e x p c d i t i o ii c n aiigenoiiiinen.
^_ Erscheinen wöchentlich ein Mal. Preis des Bandes
]^ro' (26 Nummern) 6 Mark 70 Pf., excl. Porto 6ei LXIII. $0.
directem Bezüge. Einzelne Nummern 3t) Pfennige.
Das Gelübde.
Seht ihr den polnische» Jude» dort, mit dem schwarze»
Kaftan, de» krausen, grauen Ningcllockcn a» de» Schläfe», »nd
mit der röthlich blaue» Nase? Der hat dem lieben Herrgott
sei» Lebe» abgcwonncn, als er schon nahe daran war, in den
Schoos; Abrahams cinzngchcn. — Es hat's ihm nämlich der
Schnaps angcthan, und es war mit ihm schon so weit gekommen,
das; sein Kopf und seine Hände zitterten, seine Augen gläsern
wurden, seine Beine wackelten, und seine Geschäfte schlecht gingen.
— Weib und Kinder, Nachbarn und Vettern, Rabbiner und
Gemeinde, Alles lag ihm in den Ohren, er solle sich doch um
Gottes Willen schonen und nicht so viel Branntwein trinken,
denn das richte ihn unfehlbar zu Grunde. Er mußte den Leuten
Recht geben, und versuchte es, ein oder zwei Gläser weniger
zu trinken. Allein jeder Tropfen van dem lieben „Bronef",
den er weniger zu sich genommen, schien ihm zum Himmel zu
schreien, und seine Kehle brannte wie das Gewissen eines Ge-
rechten, der sich zu einer Sünde hat verleiten lassen. Was er
heute versäumt hatte, mußte er morgen nachholen, und so gericth
er immer weiter hinein in's Trinken und Sinken.
Alle Glieder der Familie und der Hcimath sahen seinen
Zustand voll Angst, denn Rcb Jaikef Dreh ko pp hatte sonst
beim Geschäft viel Geld verdient, und war als frommer Talmud-
beflissener Mann eine Säule und Stütze in Israel. Die Leute
schrien und jammerten, als sic sahen, ivic er seine Seele lang-
sam hinwegschwemmtc mit Trebern-, Kartoffel- und Wachhvlder-
Branntwein, und wie sie von Tag zu Tag immer mehr in
Gefahr waren, den Ernährer, das angesehene Gemeinde-Mitglied
zu verlieren; aber alles Bitten, alles Weinen und Schreien war
vergebens. Das heißt, cs nützte mir so lange nichts, als nur
Einer nach dem Andern ihn mahnte, bat, anlvcinte und anschric,
— so wie ein überladener Wagen nicht über de» Berg gebracht
wird, wenn der alleinige Kutscher die Pferde mit seinem einzigen
! Peitschenstiel prügelt, und höchstens noch der Knecht sich hinten
anstemmt. Wenn aber alle Männer und Bursche, die gerade
in der Nähe sind, zusammcnlanfen, und eine Anzahl von ihnen
> mit Schreien, Knallen, Prügeln die Pferde bearbeitet, während-
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16. handln n ge», sowie von allen Postäinterii und
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Das Gelübde.
Seht ihr den polnische» Jude» dort, mit dem schwarze»
Kaftan, de» krausen, grauen Ningcllockcn a» de» Schläfe», »nd
mit der röthlich blaue» Nase? Der hat dem lieben Herrgott
sei» Lebe» abgcwonncn, als er schon nahe daran war, in den
Schoos; Abrahams cinzngchcn. — Es hat's ihm nämlich der
Schnaps angcthan, und es war mit ihm schon so weit gekommen,
das; sein Kopf und seine Hände zitterten, seine Augen gläsern
wurden, seine Beine wackelten, und seine Geschäfte schlecht gingen.
— Weib und Kinder, Nachbarn und Vettern, Rabbiner und
Gemeinde, Alles lag ihm in den Ohren, er solle sich doch um
Gottes Willen schonen und nicht so viel Branntwein trinken,
denn das richte ihn unfehlbar zu Grunde. Er mußte den Leuten
Recht geben, und versuchte es, ein oder zwei Gläser weniger
zu trinken. Allein jeder Tropfen van dem lieben „Bronef",
den er weniger zu sich genommen, schien ihm zum Himmel zu
schreien, und seine Kehle brannte wie das Gewissen eines Ge-
rechten, der sich zu einer Sünde hat verleiten lassen. Was er
heute versäumt hatte, mußte er morgen nachholen, und so gericth
er immer weiter hinein in's Trinken und Sinken.
Alle Glieder der Familie und der Hcimath sahen seinen
Zustand voll Angst, denn Rcb Jaikef Dreh ko pp hatte sonst
beim Geschäft viel Geld verdient, und war als frommer Talmud-
beflissener Mann eine Säule und Stütze in Israel. Die Leute
schrien und jammerten, als sic sahen, ivic er seine Seele lang-
sam hinwegschwemmtc mit Trebern-, Kartoffel- und Wachhvlder-
Branntwein, und wie sie von Tag zu Tag immer mehr in
Gefahr waren, den Ernährer, das angesehene Gemeinde-Mitglied
zu verlieren; aber alles Bitten, alles Weinen und Schreien war
vergebens. Das heißt, cs nützte mir so lange nichts, als nur
Einer nach dem Andern ihn mahnte, bat, anlvcinte und anschric,
— so wie ein überladener Wagen nicht über de» Berg gebracht
wird, wenn der alleinige Kutscher die Pferde mit seinem einzigen
! Peitschenstiel prügelt, und höchstens noch der Knecht sich hinten
anstemmt. Wenn aber alle Männer und Bursche, die gerade
in der Nähe sind, zusammcnlanfen, und eine Anzahl von ihnen
> mit Schreien, Knallen, Prügeln die Pferde bearbeitet, während-
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Gelübde"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Haarlocke <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 63.1875, Nr. 1578, S. 121
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg