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Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- . Erscheinen wöchentlich ein Mal. Preis des Bandes

2. Handlungen, sowie von allen Postämtern und (26 Nummern) 6 Mark 70 Ps., excl. Porto beiD,XIII.Pd.

_ZcitnngSerycditionen angenommen._dircctem Bezüge. Einzelne Nummern llO Pfennige._

Vor einem dieser Bauernhäuser saß ein junges Mädchen in
der reizenden Tracht der Appenzellerinnen am Stickrahmen. Das
wellenförmig gekrauste gelbblonde Haar, durch silbernen Pfeil
festgehalten, das bunte mit Silberketten geschmückte Mieder, das
schneeweiße Busentuch mit den kurzen, steif gestärkten Aermeln,
der tausendfach gefältelte dunkelrothe Rock bis zum Knöchel und
den silberbeschlagenen Schnallenschuhen — das Alles gab
ein frisches Bild des behäbigen Wohlstandes des Alpenlandes.

Die Sonne war verschwunden und die letzten Strahlen
spielten noch lustig um die höchsten Gipfel des Kamor und
Hohenkasten und beleuchteten kaum streifend die langen Rücken
der Ebenalp, indeß der Säntis, um die Hälfte höher, noch
bis weit hinunter seine schneeigen Kuppen tief in den Abendsonnen-
glanz tauchte.

Das Mädchen sah nicht die wunderbare Pracht ihrer
Berge. Sie hatte den Arm auf den Stickrahmen gestützt und
das Antlitz in die Hand gelegt, und durch die Finger quoll
Thräne um Thräne und träufelte langsam auf die seine Arbeit
nieder. Das erste Herzleid war über sie gekommen und riß
wie eine Lawine Alles mit, ivas des Mädchens Brust mit
Glück und Freude erfüllt und nie zittern gemacht hatte, bis
zum heutigen Tag. Ist doch er, der „Heiri" (Heinrich), heute
beim „Aetti" (Vater) gelvesen, und hat ihn um das „Vreneli"
(Veronika) gebeten, — er sei zwar nur des armen Schluchten-
hannes Heiri und Hab' nicht viel Geld und Gut, aberschaffen
könn' er wie Drei, und wenn er fleißig sei, und so ein braves
Weib hält', wie 's Vreneli, so werd' mit Gottes Hüls' sein
Güt'l und die paar Küh' und die kleine Käserei auf der Mög-
lisalp genug tragen, um ihm und dem Vreneli kein' Sorg
um die Zukunft machen zu müssen.

Der alte Jokeb (Jakob) hatte ihn ruhig ausreden lassen
und dann gemeint, er hält' nix gegen den Heiri; denn er

I.

Vom Flecken Appenzell aus geht's längs dem lvilden Berg-
bach „Sitter" ans sauberem, hartem Sträßchen in die Berge hin-
ein. Die würzige Luft, die grünen Matten mit ihren zer-
streuten hölzernen Bauernhäusern, der brausende Wildbach, beider-
seits die himmelanstrebenden Berge und im Hintergründe der
schneegekrönte Säntis verleihen dem kleinen Thale einen bezau-
bernden Reiz, der durch den gänzlichen Mangel an Fremden,
Touristen, Engländern bedeutend erhöht wird.

So eine Stund' oder anderthalb liegt zu den Füßen der
jäh abfallenden Felsenriesen das Torf Schwendi: ein kleines
Kirchlein, ringsum ein paar Holzhäuser wie Küchlein um die
Gluckhenne sich drängend, während weit zerstreut die „Heim-
wesen" und Heustadel der reichen Bauern lieblich im Grünen liegen.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"'S Vreneli"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Watter, Joseph
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Liebeskummer <Motiv>
Weinen <Motiv>
Karikatur
Handarbeiten
Katze <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Stickrahmen <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 63.1875, Nr. 1564, S. 9
 
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