»eiiettumien »erben in allen Buck- und Kunst- Preis beS BanbeS (2S Nummern) .« 0.70. Lei bireclem
hanblungen, s°wie von allen Postämtern und Mä»'". M M BezügeperKreuzband: für Deutj^Ianbunb OesterreichLXXVI. Bd
ZeiiunqS-Erpebitionen angenommen. ^ M «FÄ M. • M 7.50, für die anderen Lander des Weltpostvere.nS Ji 8-.
Erscheinen wöchentlich ein Mal. Einzelne Nummer SO 4.
Das Tclcgramm.
Arthur Meyer
ivar zum ersten Male,
seit er geheirathet
hatte, gezwungen, auf
einige Tage in Ge-
schäften zu verreisen
und sein süßes liebes
Weibchen allein da-
heim zu lassen. Nach
unzähligen Abschicds-
kiisscn hatte ihn eine
Droschke zur Bahn
gebracht, und nun
stehntc er seit einigen
Stunden in der Ecke
eines Eisenbahn-
coupos und blies den
Rauch seiner Cigarre
wchmüthig vor sich
hin, während seine
Gedanken sehnsüchtig
durch die Helle Mond-
nacht zurückflogen zu seinem lieben Weibchen, das seinerseits
N"ch dein einsamen Abendessen früher als sonst zu Bette ge-
Longen und nach einigen stillen Thränen glücklich eingeschlafen
N>ar. Cäcilie, so hieß das holde Weibchen, lag im besten
schlafe und träumte eben von ihrer jüngstvergangenen Hoch-
zeitsreise, als ein schriller Ton der Hausglocke sie cmporschrecktc.
glaubte Anfangs nur geträumt zu haben, daß es läute,
^bcr alsbald wurde stärker an der Glocke gezogen. Cäcilie
wachte Licht und sprang aus dem Bette. Wer soll um diese
Stunde — es war kurz vor Mitternacht — bei uns Einlaß
begehren? Am Ende brennt es im Hause!? Oder hat Arthur
den Zug versäumt? — Gab es ein Unglück auf der Eisen-
bahn ? Entsetzlich! Am Ende bringen sic meinen Mann
mit zerbrochenen Gliedern — so flogen die schrecklichsten Vor-
stellungen und Gedanken in Cäciliens Kopfe. Sic eilte nn's
Fenster, um auf die Straße hinabzurufen und zu fragen, was
es gebe. Als sie das Fenster öffnete, ging ihr ein kalter
Windzug entgegen, der sie schaudern machte. Sic nahm ihr
Shawltuch fester zusammen und rief mit bebender Stimme
hinunter: „Wer ist es?" — „Ein Telegramm an Frau
Meyer!" tönte die Antwort herauf. — „Ein Telegramm",
wiederholte Cäcilie für sich, und es überlief sie eiskalt, denn
sie gehörte zu den Menschenkindern, welche über die Ankunft
eines Telegramms fast ebenso in Angst und Schrecken gerathen,
>vic über den Anblick einer großen Spinne oder einer Schlange
oder einer Kröte, die Einem unvermuthet über die Füße hüpft.
In ihrer Aufregung vergaß sie das Fenster zu schließen. Sie
eilte hinaus, um die Köchin zu wecken; der Zug blies ihr das
Licht aus. —„Johanna!" rief sie, „Johanna!" Aber Johanna
hörte nicht und schlief so fest, daß es erst nach den verzweifeltsten
Anstrengungen der jungen Frau gelang, dieselbe aus ihrem
Stübchen herauszulärmen. Der Bote am Hausthor wurde
ungeduldig und riß auf's Nene an der Glocke. Dadurch er-
wachten noch andere Bewohner des Hauses. Einige Hunde
gaben Laut, man hörte verschiedene Scheltworte über gestörte
Nachtruhe u. dergl. Endlich war Johanna, nur mit dem
Nöthigsten bekleidet, über die Stiege hinabgeeilt, nicht ohne daß
ihr wiederholt das Licht vom Zuge des Windes ansgeblasen
worden wäre, und hatte nicht ohne verschiedene mißglückte Ver-
suche mit Unrechten Schlüsseln das Hausthor geöffnet und das
Telegramm in Empfang genommen. Cäcilie lauschte oben
athemlos in höchster Angst und Sorge auf Jöhanna's Wieder-
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hanblungen, s°wie von allen Postämtern und Mä»'". M M BezügeperKreuzband: für Deutj^Ianbunb OesterreichLXXVI. Bd
ZeiiunqS-Erpebitionen angenommen. ^ M «FÄ M. • M 7.50, für die anderen Lander des Weltpostvere.nS Ji 8-.
Erscheinen wöchentlich ein Mal. Einzelne Nummer SO 4.
Das Tclcgramm.
Arthur Meyer
ivar zum ersten Male,
seit er geheirathet
hatte, gezwungen, auf
einige Tage in Ge-
schäften zu verreisen
und sein süßes liebes
Weibchen allein da-
heim zu lassen. Nach
unzähligen Abschicds-
kiisscn hatte ihn eine
Droschke zur Bahn
gebracht, und nun
stehntc er seit einigen
Stunden in der Ecke
eines Eisenbahn-
coupos und blies den
Rauch seiner Cigarre
wchmüthig vor sich
hin, während seine
Gedanken sehnsüchtig
durch die Helle Mond-
nacht zurückflogen zu seinem lieben Weibchen, das seinerseits
N"ch dein einsamen Abendessen früher als sonst zu Bette ge-
Longen und nach einigen stillen Thränen glücklich eingeschlafen
N>ar. Cäcilie, so hieß das holde Weibchen, lag im besten
schlafe und träumte eben von ihrer jüngstvergangenen Hoch-
zeitsreise, als ein schriller Ton der Hausglocke sie cmporschrecktc.
glaubte Anfangs nur geträumt zu haben, daß es läute,
^bcr alsbald wurde stärker an der Glocke gezogen. Cäcilie
wachte Licht und sprang aus dem Bette. Wer soll um diese
Stunde — es war kurz vor Mitternacht — bei uns Einlaß
begehren? Am Ende brennt es im Hause!? Oder hat Arthur
den Zug versäumt? — Gab es ein Unglück auf der Eisen-
bahn ? Entsetzlich! Am Ende bringen sic meinen Mann
mit zerbrochenen Gliedern — so flogen die schrecklichsten Vor-
stellungen und Gedanken in Cäciliens Kopfe. Sic eilte nn's
Fenster, um auf die Straße hinabzurufen und zu fragen, was
es gebe. Als sie das Fenster öffnete, ging ihr ein kalter
Windzug entgegen, der sie schaudern machte. Sic nahm ihr
Shawltuch fester zusammen und rief mit bebender Stimme
hinunter: „Wer ist es?" — „Ein Telegramm an Frau
Meyer!" tönte die Antwort herauf. — „Ein Telegramm",
wiederholte Cäcilie für sich, und es überlief sie eiskalt, denn
sie gehörte zu den Menschenkindern, welche über die Ankunft
eines Telegramms fast ebenso in Angst und Schrecken gerathen,
>vic über den Anblick einer großen Spinne oder einer Schlange
oder einer Kröte, die Einem unvermuthet über die Füße hüpft.
In ihrer Aufregung vergaß sie das Fenster zu schließen. Sie
eilte hinaus, um die Köchin zu wecken; der Zug blies ihr das
Licht aus. —„Johanna!" rief sie, „Johanna!" Aber Johanna
hörte nicht und schlief so fest, daß es erst nach den verzweifeltsten
Anstrengungen der jungen Frau gelang, dieselbe aus ihrem
Stübchen herauszulärmen. Der Bote am Hausthor wurde
ungeduldig und riß auf's Nene an der Glocke. Dadurch er-
wachten noch andere Bewohner des Hauses. Einige Hunde
gaben Laut, man hörte verschiedene Scheltworte über gestörte
Nachtruhe u. dergl. Endlich war Johanna, nur mit dem
Nöthigsten bekleidet, über die Stiege hinabgeeilt, nicht ohne daß
ihr wiederholt das Licht vom Zuge des Windes ansgeblasen
worden wäre, und hatte nicht ohne verschiedene mißglückte Ver-
suche mit Unrechten Schlüsseln das Hausthor geöffnet und das
Telegramm in Empfang genommen. Cäcilie lauschte oben
athemlos in höchster Angst und Sorge auf Jöhanna's Wieder-
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Telegramm"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1882
Entstehungsdatum (normiert)
1877 - 1887
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 76.1882, Nr. 1921, S. 161
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg