Fliegende Blätter (76.1882 (Nr. 1901-1926))

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Gestellungen Serben in allen Buch - und Kunst-
7. Handlungen, sowie von allen Postämtern und

Zeit ungs-Erpeditio neu angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.

Preis des Bandes (26 Nummern) JC 6.70. Bei directem
-M Bezüge per Kreuzband: sür Deutschland und Oesterreich LXXVI. ^5

W • JC 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins JC&-. ' ^

Einzelne Nummer 30 ^.

In der Luft.

Eine Herzens- und Schmerzensgcschichte. Von Dr. JUär?rotlj.

Erstes Kapitel.

So wechseln Freud'
und Leid im Leben ab!

Für uns Novellisten
ist das freilich die Quelle
unserer Freude und
vielleicht — auch mancher
Leiden, aber da „Ein's
in's And're geht", so
geben wir uns wir
hoffen zum Vortheile
unserer Leser — zufrieden.
Die Menschen jedoch,
welche wir aus dem
Leben für unsere Pnppcn-
spicle herausholen, sind
ganz anderer Meinung,
sobald die angenehmen
Stunden sich plötzlich von
. ihnen empfehlen, und die

unangenehmen, die ärgerlichen, die geradezu schmerzhaften ihre
verwünschte Aufwartung machen!

In dieser bedauernswcrthen Lage befanden sich Leonorc.
einzige Tochter des für die kleine Stadt angesehenen Kaus-
uwnnes Wcpenricd und ihr Herzensfreund, der junge, kürzlich
Naduirte Arzt, Doktor Roderich. — Gestern noch in dem
glücklichen Bewußtsein, das; Papa Wcpenricd die Neigung der

7lben jungen Leute, die sich von Jugend auf kannten, offen
b°8iinstigte
gestürzt!

und heute waren sie bereits aus allen ihren Himmeln

Da saß das Paar. Hand in Hand, mit gesenkten Augen,
und von Seufzern gequält, ans einer Bank des Wepenried'schen
Gartens, und es war, als hätten die Beiden, die sich einander
sonst nicht genug zu sagen hatten, gänzlich die Sprache verloren..
Die armen Liebenden! Sic hatten auch alle Ursache, traurig
zu sein, denn am Morgen dieses Tages hatte sich Folgendes
begeben. Papa Wcpenried hatte den ahnungslosen Doktor
Roderich zu einer dringenden Besprechung in sein Comptoir
eingeladen. Als der junge Mann, nicht ohne einige Beklemmung
hierüber eintrat — denn etwas, 'das Einem unklar entgegen-
tritt, beklemmt immer — ward er in banger Ahnung förmlich
wie gelähmt vor der ernsten, kaufmännisch-steifen und feierlichen
Miene, mit welcher ihm Wepenried cntgegensah und stumm
>vinktc, neben ihm Platz zu nehmen. Das war sonst nicht die
Art des wohlwollenden, freundlichen, herzlich entgegenkommenden
Kaufmannes. — Eine Minute lang herrschte unheimliches
Schweigen, dann fuhr sich der alte Herr mit der Hand über
die Stirne, rückte näher zu Doktor Roderich heran und über-
raschte diesen mit folgender Mittheilung.

„Lieber Doktor Roderich!" sprach in ernstem, fast weh-
müthigem Tone der alte Herr. „Sie wissen, wie ich es von
früher Zeit mit Ihnen und meiner Tochter gehalten habe. Ich
betrachtete Euch als ein Paar, und mein schönster Traum war
dieß. Aber ich wurde unsanft daraus erweckt. Eine unglückliche
Spekulation hat mich ncuestens in meinem Geschäfte dermaßen
alterirt, daß ich den — Bankerott vor mir sehe!. ... Ein
Defizit von nahezu 10,000 Thlrn. weiß ich in keiner Weise
zu decken. Sic werden fragen: Was hat dieß mit Ihrer
Stellung zu Eleonoren zu thun? — Das werden Sie sogleich
erfahren. Vorgestern zeigte mir mein alter Geschäftsfreund, der

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