DOI Heft:
Nr. 1915
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3319#0117
Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- Preis des Bandes (26 Nummern) ^ 6.70. Bei direktem
Handlungen, sowie von allen Postämtern und ’j’ÄJrO« J A J Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und OesterreichVö
Zeitungs-Expeditionen angenommen. JflL -BL 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins ^ 8—.
Erscheinen wöchentlich ein Mal. Einzelne Nummer 30 -*J.
Die famose Felddienstübung.
Militär-Humoreske von Carl Zastrow.
Ich hatte von der Picke auf gedient und war Offizier ge-
toorben, nicht weil ich ttiich einer altadeligen Abstammung cr-
freute, auch nicht wegen besonders hervorragender militär-
wissenschaftlicher Bildung. Ich Ivar cs geworden, weil ich mich
'n den Feldzügen durch etwas Tapferkeit und Entschlossenheit
ausgezeichnet hatte.
Aber die Feldzüge waren vorüber. Tiefer Friede herrschte,
»Ub wäre das eiserne Kreuz und diverse andere Orden und
Ehrenzeichen nicht gewesen, ivelchc meine Brust bedeckten, so
wäre wohl auch die Erinnerung an meine Heldenthaten noch
in weit höherem Grade verblaßt, als es ohnehin der Fall war.
Ich ivar Major und kommandirte mein Bataillon gewiß
i° gut, wie beispielsweise der Oberstlieutenant von Köckeritz,
welcher Kadett gewesen war und die besten militärischen Schulen
^»rchgemacht hatte. Aber meine Vorgesetzten wollten diese That-
sachc eingestehen. Der Brigadekommandeur schüttelte bis-
weilen leicht den Kopf, wenn er zusah und es mitanhörte, wie
wfr mein Bataillon drillte, was ungefähr in folgender Weise
^°r sich ging:
„Kerls! Ihr habt durchaus keine Richtung. Das ist
frhlimm! Das ist ganz verteufelt schlimm! Nehmt Euch doch zu-
!a»nnen, Ihr Kreuzbombardementstausendschockmillionen-Schwere-
uöthrr! Fühlung nach der Fahne, versteht Ihr mich? Vordcr-
wann halten! Vordermann halten! Der dritte Mann im zweiten
3uge mehr rechts, der fünfte Mann im vierten Zuge mehr
ii»ks! Der sechste Mann im fünften Zuge mehr rechts! Will
wohl hören, der Kerl im fünften Zuge? Mehr rechts, mehr
rechts soll der Heuochse! Im siebenten Zuge ist auch kein
Vordermann! Da stehen die Kerle wie Kraut und Rüben!
^inuneltausend-Donnerwetter! Ich lasse Euch Alle miteinander
wachexercieren, Ihr Laubfrösche!"
Es war um die Zeit der Felddienstübungen, und auch unser
Regiment wurde eines Tages zur Betheilignng an einer solchen
bestimmt. Wenn auch noch hier und dort einige Helmspitzen
schwankten, so war diesem Uebclstandc doch, nach einem aber-
maligen zehn Minuten langen Herumwettern, gleichfalls abge-
holfen, und die Bewegungen konnten beginnen. Nichtsdesto-
weniger gaben die znschauendcn Vorgesetzten häufig Zeichen ihrer
Unzuftiedenheit kund, und einmal hörte ich den Brigadekomman-
deur zum Oberst sagen: „Ich weiß nicht, dieser Kreuzschnabel
— Kreuzschnabel ist nämlich mein wenig anheimelnder Name
— mag ein ganz vorzüglicher Soldat im Felde sein, aber für
den Frieden taugt er durchaus nicht."
Dabei hatte ich einen ganz vorzüglichen Adjutanten.
Sekondelieutenant von Degcnbach war ein tiichtiger Offizier,
dazu einer der besten Reiter, die man sich denken konnte. Es
gewährte einen prachtvollen Anblick, wenn er beim Deployiren
des Bataillons in sausender Earriöre längs der Linie hinsprengte,
um hinter die Front zu kommen. Und bei den größeren
Exercitien flog er >vic der Sturmwind hierhin und dorthin,
Aufträge und Befehle auf's Pünktlichste überbringend und
weitergebend.
Freilich hatte auch der Lieutenant von Degcnbach seinen
Fehler und dieser entsprang eben aus seiner leidenschaftlichen
Vorliebe für die Reitkunst. Jede Minute, welche er erübrigen
konnte, wandte er an, um seinen Fuchswallach zu tummeln,
und oft, wenn ich ihn nöthig brauchte, traf ich ihn ans
irgend einem Brnchfcldc, alle Exercitien der höheren Reitkunst
durchmachend.
Der Heuochse im fünften Zuge, welcher mir bei jedem
Bntaillonsexercieren den Vordermann verdarb, war übrigens
ein Schuster, Namens Wichshuber, aus Kala» gebürtig, ein
15
Handlungen, sowie von allen Postämtern und ’j’ÄJrO« J A J Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und OesterreichVö
Zeitungs-Expeditionen angenommen. JflL -BL 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins ^ 8—.
Erscheinen wöchentlich ein Mal. Einzelne Nummer 30 -*J.
Die famose Felddienstübung.
Militär-Humoreske von Carl Zastrow.
Ich hatte von der Picke auf gedient und war Offizier ge-
toorben, nicht weil ich ttiich einer altadeligen Abstammung cr-
freute, auch nicht wegen besonders hervorragender militär-
wissenschaftlicher Bildung. Ich Ivar cs geworden, weil ich mich
'n den Feldzügen durch etwas Tapferkeit und Entschlossenheit
ausgezeichnet hatte.
Aber die Feldzüge waren vorüber. Tiefer Friede herrschte,
»Ub wäre das eiserne Kreuz und diverse andere Orden und
Ehrenzeichen nicht gewesen, ivelchc meine Brust bedeckten, so
wäre wohl auch die Erinnerung an meine Heldenthaten noch
in weit höherem Grade verblaßt, als es ohnehin der Fall war.
Ich ivar Major und kommandirte mein Bataillon gewiß
i° gut, wie beispielsweise der Oberstlieutenant von Köckeritz,
welcher Kadett gewesen war und die besten militärischen Schulen
^»rchgemacht hatte. Aber meine Vorgesetzten wollten diese That-
sachc eingestehen. Der Brigadekommandeur schüttelte bis-
weilen leicht den Kopf, wenn er zusah und es mitanhörte, wie
wfr mein Bataillon drillte, was ungefähr in folgender Weise
^°r sich ging:
„Kerls! Ihr habt durchaus keine Richtung. Das ist
frhlimm! Das ist ganz verteufelt schlimm! Nehmt Euch doch zu-
!a»nnen, Ihr Kreuzbombardementstausendschockmillionen-Schwere-
uöthrr! Fühlung nach der Fahne, versteht Ihr mich? Vordcr-
wann halten! Vordermann halten! Der dritte Mann im zweiten
3uge mehr rechts, der fünfte Mann im vierten Zuge mehr
ii»ks! Der sechste Mann im fünften Zuge mehr rechts! Will
wohl hören, der Kerl im fünften Zuge? Mehr rechts, mehr
rechts soll der Heuochse! Im siebenten Zuge ist auch kein
Vordermann! Da stehen die Kerle wie Kraut und Rüben!
^inuneltausend-Donnerwetter! Ich lasse Euch Alle miteinander
wachexercieren, Ihr Laubfrösche!"
Es war um die Zeit der Felddienstübungen, und auch unser
Regiment wurde eines Tages zur Betheilignng an einer solchen
bestimmt. Wenn auch noch hier und dort einige Helmspitzen
schwankten, so war diesem Uebclstandc doch, nach einem aber-
maligen zehn Minuten langen Herumwettern, gleichfalls abge-
holfen, und die Bewegungen konnten beginnen. Nichtsdesto-
weniger gaben die znschauendcn Vorgesetzten häufig Zeichen ihrer
Unzuftiedenheit kund, und einmal hörte ich den Brigadekomman-
deur zum Oberst sagen: „Ich weiß nicht, dieser Kreuzschnabel
— Kreuzschnabel ist nämlich mein wenig anheimelnder Name
— mag ein ganz vorzüglicher Soldat im Felde sein, aber für
den Frieden taugt er durchaus nicht."
Dabei hatte ich einen ganz vorzüglichen Adjutanten.
Sekondelieutenant von Degcnbach war ein tiichtiger Offizier,
dazu einer der besten Reiter, die man sich denken konnte. Es
gewährte einen prachtvollen Anblick, wenn er beim Deployiren
des Bataillons in sausender Earriöre längs der Linie hinsprengte,
um hinter die Front zu kommen. Und bei den größeren
Exercitien flog er >vic der Sturmwind hierhin und dorthin,
Aufträge und Befehle auf's Pünktlichste überbringend und
weitergebend.
Freilich hatte auch der Lieutenant von Degcnbach seinen
Fehler und dieser entsprang eben aus seiner leidenschaftlichen
Vorliebe für die Reitkunst. Jede Minute, welche er erübrigen
konnte, wandte er an, um seinen Fuchswallach zu tummeln,
und oft, wenn ich ihn nöthig brauchte, traf ich ihn ans
irgend einem Brnchfcldc, alle Exercitien der höheren Reitkunst
durchmachend.
Der Heuochse im fünften Zuge, welcher mir bei jedem
Bntaillonsexercieren den Vordermann verdarb, war übrigens
ein Schuster, Namens Wichshuber, aus Kala» gebürtig, ein
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