Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
AI Handlungen, sowie von allen Postämtern und ~WMTrO;
Zeitungs-Erpeditioncn angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
Preis des Bandes (26 Nummern) Ji 6.70. Bei bircctcm
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich ryy\rr
J£ 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins M 8.— A A'^ u
Einzelne Nummer 30
Der s chl
„Nach Boxberg!" besohl der Gutsbesitzer Grundmann, in
"n Wagen steigend, eines schönen Nochmittogs seinem Kutscher
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6eanz; „ aber sah re scharf, damit ivir bei Zeiten wieder zu Hanse
!">d!" Der letztere Satz war nicht ohne besondere Absicht seinem
^Achl hinzugefügt, denn Grundmann kannte die Schwäche seines
Zutschers hinsichtlich des Branntwcingcnusses nur zu gut — eine
schwäche, die stets gegen Abend an Intensität zuzunehmen pflegte.
Der Wagen rasselte denn auch bald so schnell, als cs die
holperige Landstraße zulicß. der nahen Kreisstadt zu. während
Gutsbesitzer, in Gedanken vertieft, den Erlös des zu
Erkaufenden Getreides berechnete, zugleich aber auch an den
^miithlichen Stammtisch in seinem Absteigequartier dachte, wo
^ mit seinen dort mit peinlicher Pünktlichkeit erscheinenden Be-
^"nten ein heiteres Stündchen zu verplaudern hoffte.
Die Pferde und Franz hatten ihre Schuldigkeit gethan.
c”11 bnlder als sonst fuhr der Wagen an dem ihnen wohl-
kannten Gasthaus vor. woselbst der diensteifrige Knecht des
Dauses dem langjährigen Stammgast mit devotem Katzenbuckel
q,l§ dem Wagen half. Bevor sich indes; Herr Grnndmann cnt-
aue Franz.
fcrnte. ermahnte er Franz mit strengen Worten, sich der Müßig-
keit zu befleißen und sich auf eine baldige Rückkehr cinzurichten.
Allein die so frühe beabsichtigte Heimfahrt sollte sich zu
einer sehr späten gestalten; nicht daß Herr Grundmann durch
Geschäfte zu lange aufgchaltcn wäre — diese waren in sehr
kurzer Zeit erledigt — nein, der gemüthliche Stammtisch und
das vorzügliche Bier übten eine so unwiderstehliche Anziehungs-
kraft aus. daß ans dem beabsichtigten Stündchen mehrere recht
lange Stunden wurden. Ein Blick auf die Uhr belehrte Grnnd-
mann. daß sich sein Aufbruch um keine Minute länger anf-
schicben lasse, und die mittlerweile cingcbrochcnc finstere Nacht
erfüllte ihn mit trüben Vorahnungen, denn er durfte cs sich
nicht verschweigen, daß sein guter Franz wohl kaum die langen
Stunden des Abends mit Wassertrinken zugebracht habe.— In der
That. er hatte sich nicht geirrt; Franz befand sich in einer solchen
Verfassung, daß er kaum fähig war. die Pferde anzusträngen,
und auf die donnernde Zornesstimme seines Herrn antwortete
er nur mit einigen völlig unverständlichen Redensarten. Grund-
mann überlegte kurz, ob er sich dem berauschten Franz anvcr-
traucn könne, da er indeß zuversichtlich hoffen durfte, daß seine
Pferde auch ohne besondere Führung den schon so oft znrück-
gelegtcn Weg finden würden, entschloß er sich, cinzusteigen. jedoch
nicht, ohne vorher seinem Kutscher noch einmal Achtsamkeit und
Vorsicht anempfohlen zu haben.
Hinein ging cs in die dunkle Nacht, und Grundmann verfiel
auch bald, nachdem er sich überzeugt hatte, daß der richtige Weg
cingcschlagen sei. in einen seligen Schlaf, den ein gutes Ge-
wissen und genügender Biergenuß zu erzeugen pflegt. Plötzlich
aber fuhr er aus seinem süßen Schlummer empor; der Wagen
hielt, und er hörte, wie Franz mit den derbsten Schimpfwortcn
auf den Wächter fluchte, der das Thor des Gutshoses für seinen
Herrn nicht öffnen wollte. Mit einem Sprung war Grnndmann
aus dem Wagen; unmöglich konnten sic schon am Ziel sein, und
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AI Handlungen, sowie von allen Postämtern und ~WMTrO;
Zeitungs-Erpeditioncn angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
Preis des Bandes (26 Nummern) Ji 6.70. Bei bircctcm
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich ryy\rr
J£ 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins M 8.— A A'^ u
Einzelne Nummer 30
Der s chl
„Nach Boxberg!" besohl der Gutsbesitzer Grundmann, in
"n Wagen steigend, eines schönen Nochmittogs seinem Kutscher
u - --r | —...... „ ’V,*V '
6eanz; „ aber sah re scharf, damit ivir bei Zeiten wieder zu Hanse
!">d!" Der letztere Satz war nicht ohne besondere Absicht seinem
^Achl hinzugefügt, denn Grundmann kannte die Schwäche seines
Zutschers hinsichtlich des Branntwcingcnusses nur zu gut — eine
schwäche, die stets gegen Abend an Intensität zuzunehmen pflegte.
Der Wagen rasselte denn auch bald so schnell, als cs die
holperige Landstraße zulicß. der nahen Kreisstadt zu. während
Gutsbesitzer, in Gedanken vertieft, den Erlös des zu
Erkaufenden Getreides berechnete, zugleich aber auch an den
^miithlichen Stammtisch in seinem Absteigequartier dachte, wo
^ mit seinen dort mit peinlicher Pünktlichkeit erscheinenden Be-
^"nten ein heiteres Stündchen zu verplaudern hoffte.
Die Pferde und Franz hatten ihre Schuldigkeit gethan.
c”11 bnlder als sonst fuhr der Wagen an dem ihnen wohl-
kannten Gasthaus vor. woselbst der diensteifrige Knecht des
Dauses dem langjährigen Stammgast mit devotem Katzenbuckel
q,l§ dem Wagen half. Bevor sich indes; Herr Grnndmann cnt-
aue Franz.
fcrnte. ermahnte er Franz mit strengen Worten, sich der Müßig-
keit zu befleißen und sich auf eine baldige Rückkehr cinzurichten.
Allein die so frühe beabsichtigte Heimfahrt sollte sich zu
einer sehr späten gestalten; nicht daß Herr Grundmann durch
Geschäfte zu lange aufgchaltcn wäre — diese waren in sehr
kurzer Zeit erledigt — nein, der gemüthliche Stammtisch und
das vorzügliche Bier übten eine so unwiderstehliche Anziehungs-
kraft aus. daß ans dem beabsichtigten Stündchen mehrere recht
lange Stunden wurden. Ein Blick auf die Uhr belehrte Grnnd-
mann. daß sich sein Aufbruch um keine Minute länger anf-
schicben lasse, und die mittlerweile cingcbrochcnc finstere Nacht
erfüllte ihn mit trüben Vorahnungen, denn er durfte cs sich
nicht verschweigen, daß sein guter Franz wohl kaum die langen
Stunden des Abends mit Wassertrinken zugebracht habe.— In der
That. er hatte sich nicht geirrt; Franz befand sich in einer solchen
Verfassung, daß er kaum fähig war. die Pferde anzusträngen,
und auf die donnernde Zornesstimme seines Herrn antwortete
er nur mit einigen völlig unverständlichen Redensarten. Grund-
mann überlegte kurz, ob er sich dem berauschten Franz anvcr-
traucn könne, da er indeß zuversichtlich hoffen durfte, daß seine
Pferde auch ohne besondere Führung den schon so oft znrück-
gelegtcn Weg finden würden, entschloß er sich, cinzusteigen. jedoch
nicht, ohne vorher seinem Kutscher noch einmal Achtsamkeit und
Vorsicht anempfohlen zu haben.
Hinein ging cs in die dunkle Nacht, und Grundmann verfiel
auch bald, nachdem er sich überzeugt hatte, daß der richtige Weg
cingcschlagen sei. in einen seligen Schlaf, den ein gutes Ge-
wissen und genügender Biergenuß zu erzeugen pflegt. Plötzlich
aber fuhr er aus seinem süßen Schlummer empor; der Wagen
hielt, und er hörte, wie Franz mit den derbsten Schimpfwortcn
auf den Wächter fluchte, der das Thor des Gutshoses für seinen
Herrn nicht öffnen wollte. Mit einem Sprung war Grnndmann
aus dem Wagen; unmöglich konnten sic schon am Ziel sein, und
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der schlaue Franz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1882
Entstehungsdatum (normiert)
1877 - 1887
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 76.1882, Nr. 1923, S. 177
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg