178 Der schlaue Franz.
ein Blick auf die iu Dunkelheit gehüllte Umgebung überzeugte
ihn auch bald, daß sie sich vor einer fremden Gntswirthschaft
befänden, welche etwa ans der Hälfte des ganzen Weges lag.
Wüthend über die Trunkenheit des Kutschers, welcher
noch zu behaupten sich erfrechte, daß dieses der Zugang zu
seines Herrn Gut sei, und nicht nnfhörcn wollte, auf die ver-
meintliche Nachlässigkeit des Wächters zu schimpfen, riß dem Guts-
besitzer die Geduld; mit einem Satz war er auf dem Bock, stieß
den Franz, indem er ihm Peitsche und Zügel aus der Hand
nahm, nicht gerade auf die sanfteste Weise vom Bock herunter
und donnerte ihn an, jetzt nur zur Strafe heim zu laufen,
wenn er cs nicht vorziehen sollte, im Chnnsseegraben zu über-
nachten. Daß Franz Letzteres nicht thun würde, war gewiß,
denn er kannte dessen nicht gerade zartbesaitetes Weib und
lvußte, daß die Furcht vor diesem es nicht znließ, daß er über-
haupt in der Nacht nicht nach Hause komme.
Man kann sich jedoch leicht vorstellen, daß Grundmann
nicht in der rosigsten Laune sich nun selbst den Rest des Weges
kutschirte; mit dem schönen Schlummer war es vorbei; der Bock
bot wenig Schutz vor dem eisigen Nachtwind und dem durch-
dringenden Regen, und nur der Gedanke konnte seinen Aerger
etwas beschwichtigen, daß ein Weg von mindestens einer Meile
bei Nacht und noch dazu bei herabriesclndem kalten November-
regen seinem Franz eine wohlverdiente Strafe und von überaus
heilsamer Wirkung sein würde.
Endlich war das Ziel erreicht. Grundmann brachte die vom
schnellen Laufe dampfenden Pferde zum Stehen und bemühte sich.
einen dienstbaren Geist herbeizurufen, welchem er die Versorgung
seines Gespannes anvertraue.
Aber wer beschreibt das zornige Erstaunen des Guts-
besitzers, als plötzlich der Wagen von Innen sich öffnet und
Franz, den er aus einsamer Landstraße vcrmuthete, in leib-
haftiger Gestalt mit verschlafenem Gesicht und verlegenem Lächeln
dem Wagen entsteigt.
Sofort war ihm die ganze Situation klar; Franz war in
dem Augenblick, als sein Herr den Bock bestieg, unbemerkt in den
Wagen geschlüpft und so war es gekommen, daß der Herr
seinen betrunkenen Kutscher nach Hause gefahren hat.
Modcbild.
ä la Landsknecht.
Verfrüht.
Gast: „Sehen Sic einmal her, ich habe eine Portio»
Schweinsbraten bestellt, — an der kann man doch nicht genug
haben!" — Kellner: „Nun, fangen Sic nur einmal zu esse»
an, - Sie werden sehen, Sic haben dann gleich genug!"
Eine neue Steuer.
Vor vielen Jahren befand sich im Morgenlandc ein Finanz'
minister in Verlegenheit, wie er durch neue Steuern Geld herbei'
schaffen könne. Bereits waren Himmcb, Erde, Luft, Feuer n»d
Wasser mit Stenern belegt, und cs wollte doch nicht lange» •
Seine Frau erfuhr nun seine Noth und garantirte Hilfe, wen»
er sic machen lasse. Und er ließ sie machen. Nach 8 Tage»
übergab ihm seine theuerc Gattin folgenden, im Benehmen »»*
ihren Freundinnen gefertigten „Entwurf eines Visite»*
stcner-Gesetzes":
ein Blick auf die iu Dunkelheit gehüllte Umgebung überzeugte
ihn auch bald, daß sie sich vor einer fremden Gntswirthschaft
befänden, welche etwa ans der Hälfte des ganzen Weges lag.
Wüthend über die Trunkenheit des Kutschers, welcher
noch zu behaupten sich erfrechte, daß dieses der Zugang zu
seines Herrn Gut sei, und nicht nnfhörcn wollte, auf die ver-
meintliche Nachlässigkeit des Wächters zu schimpfen, riß dem Guts-
besitzer die Geduld; mit einem Satz war er auf dem Bock, stieß
den Franz, indem er ihm Peitsche und Zügel aus der Hand
nahm, nicht gerade auf die sanfteste Weise vom Bock herunter
und donnerte ihn an, jetzt nur zur Strafe heim zu laufen,
wenn er cs nicht vorziehen sollte, im Chnnsseegraben zu über-
nachten. Daß Franz Letzteres nicht thun würde, war gewiß,
denn er kannte dessen nicht gerade zartbesaitetes Weib und
lvußte, daß die Furcht vor diesem es nicht znließ, daß er über-
haupt in der Nacht nicht nach Hause komme.
Man kann sich jedoch leicht vorstellen, daß Grundmann
nicht in der rosigsten Laune sich nun selbst den Rest des Weges
kutschirte; mit dem schönen Schlummer war es vorbei; der Bock
bot wenig Schutz vor dem eisigen Nachtwind und dem durch-
dringenden Regen, und nur der Gedanke konnte seinen Aerger
etwas beschwichtigen, daß ein Weg von mindestens einer Meile
bei Nacht und noch dazu bei herabriesclndem kalten November-
regen seinem Franz eine wohlverdiente Strafe und von überaus
heilsamer Wirkung sein würde.
Endlich war das Ziel erreicht. Grundmann brachte die vom
schnellen Laufe dampfenden Pferde zum Stehen und bemühte sich.
einen dienstbaren Geist herbeizurufen, welchem er die Versorgung
seines Gespannes anvertraue.
Aber wer beschreibt das zornige Erstaunen des Guts-
besitzers, als plötzlich der Wagen von Innen sich öffnet und
Franz, den er aus einsamer Landstraße vcrmuthete, in leib-
haftiger Gestalt mit verschlafenem Gesicht und verlegenem Lächeln
dem Wagen entsteigt.
Sofort war ihm die ganze Situation klar; Franz war in
dem Augenblick, als sein Herr den Bock bestieg, unbemerkt in den
Wagen geschlüpft und so war es gekommen, daß der Herr
seinen betrunkenen Kutscher nach Hause gefahren hat.
Modcbild.
ä la Landsknecht.
Verfrüht.
Gast: „Sehen Sic einmal her, ich habe eine Portio»
Schweinsbraten bestellt, — an der kann man doch nicht genug
haben!" — Kellner: „Nun, fangen Sic nur einmal zu esse»
an, - Sie werden sehen, Sic haben dann gleich genug!"
Eine neue Steuer.
Vor vielen Jahren befand sich im Morgenlandc ein Finanz'
minister in Verlegenheit, wie er durch neue Steuern Geld herbei'
schaffen könne. Bereits waren Himmcb, Erde, Luft, Feuer n»d
Wasser mit Stenern belegt, und cs wollte doch nicht lange» •
Seine Frau erfuhr nun seine Noth und garantirte Hilfe, wen»
er sic machen lasse. Und er ließ sie machen. Nach 8 Tage»
übergab ihm seine theuerc Gattin folgenden, im Benehmen »»*
ihren Freundinnen gefertigten „Entwurf eines Visite»*
stcner-Gesetzes":
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der schlaue Franz" "Modebild"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1882
Entstehungsdatum (normiert)
1877 - 1887
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 76.1882, Nr. 1923, S. 178
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg