Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
jQ Handlungen, sowie von allen Postämtern und TSJ1*0«
Zeitungs-Erpeditioncn angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
Preis des Bandes (26 Nummern) JC (>.70. Bei dircctem
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich LXXVI ^6
7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins . 1 •
Einzelne Nummer 30
Die frimufc Felddicnstübung.
Militär - Humoreske von Cnrl Zaltrow.
(Schluß.)
Der Prinz hielt ans einem Hügel zur rechten Seite der
*n die Residenz führenden Landstraße. Als ich dort eintraf,
'ünr der größte Theil der Offiziere bereits versammelt und
w<chr als ein schadenfrohes Lächeln streifte mich, als ich meinen
Zappen parirtc und inein Honneur machte. Die Beklemmung,
welche auf mir lastete. >var nicht gering. Bei alledem fiel es
wir fast lote ein Stein vom Herzen, als ich die Wahrnehmung
wachte, daß der Prinz meinen militärischen Gruß mit derselben
ernsten Freundlichkeit erwiderte, wie den jedes Andern ans dem
glänzenden uniformirteu Kreise.
„Entweder weiß er noch nichts, oder er hält einen andern
Stabsoffizier für den Missethätxr", dachte ich. Jetzt begann
l>er Prinz mit seiner Kritik, und immer leichter wurde mir s
nnr's Herz, als er der vorgekommencu Unglückssälle mit keiner
Tilde erwähnte. In ebenso klarer als eingehender Weise er-
örterte er die Operationen der einzelnen Truppenabtheilungen
llll‘5 schließlich sagte er ungefähr Folgendes:
„Im Großen und Ganzen, meine Herren, bin ich mit
^'»i Ausgang des heutigen Manövers nicht unzufrieden. Ja,
sch kann sogar mit einer gewissen Genugthunug konstatiren, daß
sch mir das Resultat ungefähr in dieser Weise gedacht habe,
^ch hatte im Stillen an der Annahme festgchaltcn, daß das
-lbestkorps unter der Führung des Herrn General von Zwick-
wrihl als fremdländischer Feind zu betrachten, und daß es
Wrher unserer Armee, also dem Ost- und Südkorps, unter allen
llwständen gelingen müsse, sich zu vereinen, ehe General Zwick-
w"hl dies; durch Zwischenschiebung seiner ganzen Macht ver-
ändern konnte. Diese Aufgabe ist trotz des energischen und
Unsichtigen Vorgehens des Generals Zwickmühl von den ge-
Nannten beiden Korps in befriedigender Weise gelöst worden.
Dnß die Vereinigung indessen in der That gelang, ist in erster
w dem thatkräftigcn und entschlossenen Eingreifen unseres
Lin
wackeren Majors Kreuzschnabel zu danken, welcher sich im ent-
scheidenden Moment mit seinem Bataillon dem Feinde entgcgen-
warf und denselben aufhielt und beschäftigte. Dadurch gewann
der Führer des Südkorps die erforderliche Zeit zum Anschluß
an seinen Alliirten, und dieser Anschluß erfolgte, wie ich deutlich
wahrgenommen habe, in demselben Moment, als Major Kreuz-
schnabel zum Sturm überging."
Wie wurde mir da? Sprang plötzlich eine Quelle von
Jubel in meinem Herzen auf? Ich reckte mich empor. Ich
fühlte, wie meine Wangen sich röthcten, und mit frcudebegeistertcn
Augen blickte ich auf den hohen Herrn. Auch mein Rappe cr-
rieth, daß etwas los war. Er warf stolz den Kopf in die Höhe.
„Es freut mich", fuhr der hohe Kritiker fort, „bei dieser
Gelegenheit wahrgenommen zu haben, daß wir in unserm Kreuz-
ig
jQ Handlungen, sowie von allen Postämtern und TSJ1*0«
Zeitungs-Erpeditioncn angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
Preis des Bandes (26 Nummern) JC (>.70. Bei dircctem
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich LXXVI ^6
7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins . 1 •
Einzelne Nummer 30
Die frimufc Felddicnstübung.
Militär - Humoreske von Cnrl Zaltrow.
(Schluß.)
Der Prinz hielt ans einem Hügel zur rechten Seite der
*n die Residenz führenden Landstraße. Als ich dort eintraf,
'ünr der größte Theil der Offiziere bereits versammelt und
w<chr als ein schadenfrohes Lächeln streifte mich, als ich meinen
Zappen parirtc und inein Honneur machte. Die Beklemmung,
welche auf mir lastete. >var nicht gering. Bei alledem fiel es
wir fast lote ein Stein vom Herzen, als ich die Wahrnehmung
wachte, daß der Prinz meinen militärischen Gruß mit derselben
ernsten Freundlichkeit erwiderte, wie den jedes Andern ans dem
glänzenden uniformirteu Kreise.
„Entweder weiß er noch nichts, oder er hält einen andern
Stabsoffizier für den Missethätxr", dachte ich. Jetzt begann
l>er Prinz mit seiner Kritik, und immer leichter wurde mir s
nnr's Herz, als er der vorgekommencu Unglückssälle mit keiner
Tilde erwähnte. In ebenso klarer als eingehender Weise er-
örterte er die Operationen der einzelnen Truppenabtheilungen
llll‘5 schließlich sagte er ungefähr Folgendes:
„Im Großen und Ganzen, meine Herren, bin ich mit
^'»i Ausgang des heutigen Manövers nicht unzufrieden. Ja,
sch kann sogar mit einer gewissen Genugthunug konstatiren, daß
sch mir das Resultat ungefähr in dieser Weise gedacht habe,
^ch hatte im Stillen an der Annahme festgchaltcn, daß das
-lbestkorps unter der Führung des Herrn General von Zwick-
wrihl als fremdländischer Feind zu betrachten, und daß es
Wrher unserer Armee, also dem Ost- und Südkorps, unter allen
llwständen gelingen müsse, sich zu vereinen, ehe General Zwick-
w"hl dies; durch Zwischenschiebung seiner ganzen Macht ver-
ändern konnte. Diese Aufgabe ist trotz des energischen und
Unsichtigen Vorgehens des Generals Zwickmühl von den ge-
Nannten beiden Korps in befriedigender Weise gelöst worden.
Dnß die Vereinigung indessen in der That gelang, ist in erster
w dem thatkräftigcn und entschlossenen Eingreifen unseres
Lin
wackeren Majors Kreuzschnabel zu danken, welcher sich im ent-
scheidenden Moment mit seinem Bataillon dem Feinde entgcgen-
warf und denselben aufhielt und beschäftigte. Dadurch gewann
der Führer des Südkorps die erforderliche Zeit zum Anschluß
an seinen Alliirten, und dieser Anschluß erfolgte, wie ich deutlich
wahrgenommen habe, in demselben Moment, als Major Kreuz-
schnabel zum Sturm überging."
Wie wurde mir da? Sprang plötzlich eine Quelle von
Jubel in meinem Herzen auf? Ich reckte mich empor. Ich
fühlte, wie meine Wangen sich röthcten, und mit frcudebegeistertcn
Augen blickte ich auf den hohen Herrn. Auch mein Rappe cr-
rieth, daß etwas los war. Er warf stolz den Kopf in die Höhe.
„Es freut mich", fuhr der hohe Kritiker fort, „bei dieser
Gelegenheit wahrgenommen zu haben, daß wir in unserm Kreuz-
ig
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die famose Felddienstübung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1882
Entstehungsdatum (normiert)
1877 - 1887
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 76.1882, Nr. 1919, S. 145
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg