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170

Wie Herr Zibser in Dresden seinen Leipziger Freund überlistete.

j Jemiese is ooch ü Worm, bfui Deibel!" Und da schreit ooch
> schon der Dridde. der Vierde und Finftc: Jeder hat. wceß
Knebbgen. an' Mehlworm uff sein'm Däller, un der Sechste, der
de seine Bortzion schon verdilgt hadde. schbäktakelt am ärgsten.
Härnse. da schwindelten mcr doch de Sinne. Mei' ganzer
! Garden voll Manschen und sechs Bärliner mit Mählwärmcrn
! in der Soose. Ei herrjeses! Na ich kriege be a be die Schbrache
! wieder und sage: „Meine Härren, wie das bassiert is, weeß ich
zwar nich. awer ich wär'e gleich ämal in der Kiche ä Wädder
machen!" — „Ach was! bringen Sie uns man anderes Essen.
Sie Mählwormzichter!" schrie mcr noch Eener nach, und wie
ä angeschossener Diegcr schtärzte ich in die Kiche und der Källner
schtärzte sich ooch mit.

Da kam ich Sie awer schcene an mit mein'n Mähl-
wärmcrn. Wie ich se meiner Frau schtumm under de Nase
hielt, da morde se kreideweiß vor Wuth und setzte sich ün'
Oogenblick schbrachlos nff'n Kichenstuhl. Hernachens aber fand
sc de Schbrache schlcinigst wieder und in zwec Sekunden schlei-
derdc sc mer so viel Grobhcedcn in's Gesicht, daß ich ganz
verwärrt im Kobbe würde und der Källner ooch. Wie mcr nu
alle Becdc unser fürchterliches Fätt wäghadden. da blieb uns
weiter nischt iewrig, als zu rederieren. Ich wolldc noch 'was
erwidern, awer im Kichendebardemang kommt blos meine Frau
zn Morde; niedcrgcschmäddcrt zog ich ab und der Källner ooch.

! Draußen snh'n mer uns ä Weilchen verdutzt an. wie gewehn-
lich nach so ün' Fall, Hernachens ließ ich — sechs neic Bäf-
schtäks' und Schnitzel aus der Kiche hol'n und bezahlde se
brivatim! Die sechs Berliner awer aßen ihren zweeten
Gang mit ü wunderbaren Abbcdiet, und als sc Hernachens beim
Bezahlen die zweede Bortzion geschänkt kriegden, da wordense
noch ganz gcmicthlich und machten schräckliche Witze. Beim
! Abschiede ärgerten se mich awer wieder fahre, denn der Eene
! schrie ganz laut: „Hadje, Herr Jasthof zum Mählworm!"

Nadierlich war ich fahr wiethcnd uff mei' Kichcndebar-
! demang, awer das half mer nischt. dünn meine Frau zog mer
' ä Gesicht, als ob ich die Mühlwärmcr mitgekocht häddc.

Zwec Dagc schbeter sitze ich frieh gcmicthlich beim Frieh-
schticke, da kommt meine Frau mit än Driumphgeschreie zur

Dhiere 'rein. In Händen hat sc en' Brief an mich. den sc
nadierlich geöffnet hadde — das Recht häddc de Frau, sagt
se — und nu geht's los. „Was?! Meine Kiche willste ver-
dächdigen? Na warde, hier ha'm mer Dich ämal erwischt!
Dei' sauberer Fremd Miller in Leibzig deckt nn' Eire Schand-
that auf. — hier lies emal, alter Dummrian!" Und ich läse:
„ Lie>vcr Freind! Die sechs Bärliner. meine F r e i n d e von
hier, lassen Dich scheenstcns grießen und Dir zu Deiner Beruhig-
ung mittheilen, daß se die Mühlwärmcr sälwer mitge-
bracht und in de Soose gelegt häddcn, um ans die
billige Weise zu änner zweeten Bortzion zn kommen, woficr sc
Dir ooch noch ihren tiefgefühltesten Dank sagen lassen. Wenn
Du Dich wieder ämal von bffffigcn Leibzigern anfiehren lassen
willst, da sag's nur! Dei' alter Freind Miller."

Härnse, von dem Dage an didclicrte mich meine Frau
blos noch „alter Mählworm" und mir blieb nischt iebrig als
Rache, fürchterliche Rache zn brieten. Und nachdem ich drei
Wochen. Dag und Nacht, driwer nachgedacht hadde. wie ich
dem schlächten Kärl, meinem Freind Miller, seine Schandthat
mit den Mählwärmcrn heemzahlen könnte, da hntt' ich's bletzlich.

Eenes schenen Morgens war ich uff der Reese nach Leibzig,
nadierlich ganz inkongnito!

Nach meinem Kriegsblane that ich mcr in Leibzig zu allcr-
ürscht ün' Dienstmann suchen, und ich fand ooch zum Glickc
gleich ün' rächt indälligenten. „Härnse". sagt' ich zu ihm.
„nu bassense uff. ich hawe ün' sähr wichdigcn Ufftrag. ver-
schtehnse?" — „Jawohl", sagt der Dicnstmnnn. — „Wissen
Sie Miller'sch Hotäll „zum weißen Schimmel?"-—„Jawohl!"

— „Na also. da geh'nse hin. verschtanden?" — „Jawohl
härnse!" — „Nu gut. und da beschtcll'nse nu bei mein'
Freind — — ä — — beim Hotälje Miller, ä Dinnec ficr
20 Bärsoncn a 3 Mark, verschteh'nse?" — „Ja. ficr 3 Mark."

— „Und um Zwcce mißdc das Dinnee färdig sein, ha'mse
mich richdig verschtanden?" — „Jawohl, ganz scheenc!" sagte
der Dienstmann, nahm seine fufzig. Bfänge und trabte ab.

Wie ich mer nu in's Feistgcn lachde, na härnse, das
könnense sich denken. Daß ich nn dämsälwigen Dage mich bei
Millern nich säh'n ließ, na so geschcidt war ich nadierlich-
Am Dagc druff awer trat ich ganz harmlos und als wänn
gar nischt bassiert wäre, bei Millern ein. Miller schtntzdc.
„Nn wie geht's denn?" fragt' ich. „Du alter Schwede hast
mer mit den Mählwärmcrn ä scheenen Schtreich geschbielt!"

— Da fährt mei' Miller zu mein'm greeßten Gaudium wiethcnd
uff und schbricht: „Das is weider gar nischt. da bin ich gestern
noch viel ärger angeschmiert worden. Schickt da Vormiddags
so ä' Hallunke än' Dienstmann zu mir und beschtellt ü Dinnee
ficr 20 Bärsoncn ä 3 Mark. Ich lasse braden und kochen wie
närr'sch und die Bande läßt mich im Schlich!" Ich häddc
Sie vor Vergniegen blatzen können, sagde awer blos rächt mit-
leidig: „I. so 'was! Nee so änne Boshect!" Da schbrang
Miller uff und ging än' Oogenblick 'naus. Als er wieder 'rein
kam. sagt' er: „Ich lasse blos den Dienstmann ämal holen;
der soll Dir den Kärl sälwer beschreiwen, sonst gloobst Du's
nich!" Ich denke doch, mich soll der Schlag riehren. Miller
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Wie Herr Zibfer in Dresden seinen Leipziger Freund überlistet"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bechstein, Ludwig
Entstehungsdatum
um 1882
Entstehungsdatum (normiert)
1877 - 1887
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 76.1882, Nr. 1922, S. 170

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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