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Die Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbüttel — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 4: Hameln: Verlag C.W. Niemeyer, 1987

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Hartmut Rötting

Zur Archäologie der Hauptkirche
Beatae Mariae Virginis
(mit einem anthropologischen Beitrag von B. Herrmann)

Restaurierungsbedingte Quellensicherung
in den Jahren 1981/82
Archäologischen Untersuchungen in der evan-
gelisch-lutherischen Hauptkirche Beatae Mariae
Virginis (BMV) in Wolfenbüttel liegt eine grund-
sätzliche Aufgabenstellung zugrunde. Nach dem
veröffentlichten Forschungsstand1) haben neben
siedlungsarchäologischen wie bestattungsge-
schichtlichen Aufklärungen im Zentrum des Inter-
esses vor allem Fragen nach Grundrißgestaltung
und Datierung der beiden Vorgängerbauten ein-
schließlich der älteren herzoglichen Begräbniska-
pelle zu stehen.
Im gotisierenden Renaissancespätstil wird der
von Herzog Heinrich Julius 1604 veranlaßte Kir-
chenneubau nach den modifizierten Planungen
Paul Franckes im wesentlichen in den Jahren bis
1625 ausgeführt.
Die schriftliche Überlieferung seiner Vorgänger-
bauten kommt über allgemeine Andeutungen nicht
hinaus. Weder ist die „capella St. Mariae in Wolfer-
butle“, die urkundlich erstmals 1301 bezeugt ist,2)
noch der wohl „sehr weitgehend“ ab 1553 erwei-
terte Nachfolgebau „mit Bauten aus dem Grunde“,
einem alleinstehenden Glockenturm sowie dem
fürstlichen Begräbnisbau räumlich und gestaltmä-
ßig irgendwie detaillierter greifbar?)
Allein planmäßig angelegte archäologische Gra-
bungen könnten hier Abhilfe schaffen.
Während einer Vierwochen-Kampagne 1981/82
ließen sich jedoch nur baubegleitende und ausge-
wählte archäologische Quellensicherungen durch-
führen.4) Sie standen im Rahmen von Ausschach-
tungsarbeiten für die Einbringung eines Heizungs-
systems und einer tieferzulegenden Fußbodenbet-
tung, die mit dem Gewölbeabbau einiger Bestat-
tungsgrüfte verbunden war. Auch sollte das dabei
wieder aufgedeckte sogenannte ältere herzogliche
Erbbegräbnis nur sehr eingeschränkt untersucht
62 werden.

Wenn es trotz dieser Umstände gelang, archäo-
logische Einzelbefunde sinnvoll zur Teilbeantwor-
tung der eingangs erwähnten Grundfragen heran-
zuziehen oder zumindest konstruktiv weiterzu-
verfolgende Arbeitshypothesen zu entwickeln, 65
dann ist dies auch der Kombination mit archiva-
lisch überlieferten Baunachrichten zu verdanken?)
Darüber hinaus ließen sich Vergleichsquellen für
weiterreichende Fragestellungen eines Arbeitspro-
jektes zur neuzeitlichen Bestattungsgeschichte
konzentriert erarbeiten6) (vgl. auch nachfolgenden
Beitrag B. Herrmann).
Befunde zur Altlandschaft, zu den älteren
Kirchengebäuden I und II und zum Bestattungs-
wesen im 14. bis 16. Jahrhundert
Bei Abtiefungen und Profilausarbeitungen in den
ausgewählt angelegten Profilschächten (PS 1, 8,15), 62
die auf den Bereich der Grabenausschachtungen
für das Heizungssystem beschränkt bleiben muß-
ten, ergaben sich auch Hinweise auf die naturräum-
liche Struktur der Altlandschaft aufgrund unter-


61 Blick in das Kircheninnere nach Südwesten während der
Restaurierungs- und Grabungsarbeiten 1981. Im Vorder-
grund Gewölberücken der Pfeilerumgangsgruft 2.

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