ALTAR, RAUM UND AUSSTATTUNG
reichen Malerarbeiten war u. a. vorgesehen:1331
6 Capitäle auf den freistehenden Säulen zu reinigen
und nach weiterer Bestimmung mit gelber und wei-
ßer Leimfarbe zu malen — 4 Capitäle auf den an
2 Seiten sichtbaren Pfeilern auf gleiche Weise zu
behandeln — 12 Pilaster Capitäler ebenfalls vom
Staube zu reinigen und zu malen.“ Hinzu kamen
alle hölzernen Ausstattungsgegenstände, die „un-
ter Berücksichtigung der an den Stühlen vorhande-
nen Decorationen“ mit Öl- oder Leimfarbe zu
streichen, die Gitter um Taufstein und Altären
sowie die Orgel, deren „Decorationen vom Staube
zu reinigen“ und in den „schadhaften Stellen in der
Farbe zu verbessern“ waren.1341
Bemerkenswert ist, daß abgesehen von der pro-
jektierten Neufassung der Kapitelle, Malerarbeiten
am sonstigen Ornamentdekor der Raumschale
nicht vorgesehen waren. Auch aus anderen Unter-
lagen zur Kirchenrestaurierung 1830/31 geht nicht
hervor, ob diese Bereiche vom Ausweißen des Got-
teshauses ausgespart oder — was wohl wahrschein-
licher ist — aus Kostengründen von einer Kalk-
tünche verdeckt werden sollten.135' Die Stellung-
nahme der Kirchengemeinde zum Gotthard/MüL
lerschen Kostenanschlag1361 geht in diesem Zusam-
menhang lediglich auf die Gestaltung der Säulen-
Kapitelle ein, deren „Vermalung in dem jetzigen
Style wieder vorzunehmen“ sei, doch werde „da-
bey ... mehr Einfachheit statt finden können wel-
che indessen bey der Ausführung wird anzuordnen
und zu bestimmen sein.“1371
Am 19. Dezember 1829 wurde das Restaurie-
rungskonzept schließlich vom Konsistorium ge-
nehmigt mit der Weisung: „... wird man bey der
vorgeschlagenen größeren Einfachheit in der neuen
Vermalung der Verzierungen an den Capitälern der
Säulen und an den Wölbungen des innern Gemäu-
ers sich wohl zu hüten haben, daß das Vermalen
nicht in einem neueren Geschmack geschehe, son-
dern der in der Kirche überall einmal herrschende
ältere Geschmack beibehalten werde.“ Außerdem
wurde genehmigt, daß „die Stühle, Thüren, Trep-
pen pp in der Kirche mit perlgrauer Ölfarbe, wel-
che auch wir jeder anderen Farbe vorziehen, und
daß die übrigen Partien mit einer ähnlichen Leim-
farbe vermalt werden.. ,“1381
Die im Jahre 1830 durchgeführte Restaurierung
folgte weitgehend diesen Vorgaben, wobei aller-
dings u. a. Mehrkosten entstanden, weil „bei dem
Anschläge nur auf gewöhnliches Weißen der Kir-
che mit Kalk Rücksicht genommen und da ein ge-
färbter Anstrich vorgezogen ist;“1391 außerdem
wurden vom Maler 18 Rosetten in den Gewölben
vergoldet,1401 was ebenfalls ursprünglich nicht vor-
gesehen war. Als Zuschlagstoffe für die Kalk-
tünche sind Kreide — um die Deckfähigkeit — so-
wie Alaun — um die Binde- und Streichfähigkeit zu
erhöhen — überliefert; als Pigment wurde Ocker
beigegeben.1411
Bereits 1845 war eine gründliche Reinigung der
Kirche erforderlich. Dabei wurden „einige Theile
der Wände der Kirche, welche schadhaft geworden
waren, von neuem überstrichen.“1421
Die Raumpolychromie von 1889
1884 steht das Innere der Marienkirche „in
einem Gewände da, das ihre vormalige Schönheit
verhüllt und nur hier und da durch die Kalktünche
und den Ölanstrich durchschimmern läßt. Die rei-
chen harmonischen Farben im Innern sind ver-
wischt, die Pfeiler ihrer herrlichen Capitäl- und die
Bögen ihrer Gurtenverzierungen beraubt, das Ge-
stühl liegt farblos und kahl da ... Die Arbeiten des
Verschönerungsvereins, wie sie ... unter der um-
sichtigen Leitung des Kreisbaumeisters Müller
vorgenommen sind, geben uns den besten Ver-
gleich an die Hand und lassen selbst den Bau die
Armseligkeit der letzten Restauration in seiner bar-
barischen Übertünchung jener wiederentdeckten
reizenden Intarsien des Chorgestühls, der färben- 226
prächtigen Pfeiler, Gurten und Gewölberippen,
der reich vergoldeten Reliefbildnisse des Hoch-
altars, der Kanzel und Orgel in grellstem Lichte er-
scheinen.“1431
War man 1830 aus Kostengründen recht freizü-
gig mit der offenbar noch weitgehend vorhandenen
Polychromie des Kirchenraumes und seiner Aus-
stattungsgegenstände umgegangen, so sollte die
Restaurierung der Marienkirche 1881 — 1889 auf
eine gesichertere methodische Basis gestellt wer-
den.
Wichtige Vorarbeiten hatte seit 1881 der Verein
für die Verschönerung der Hauptkirche BMV ge-
leistet, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, „das
durch seine architectonische Schönheit ausgezeich-
nete, aber vielfach unfertige und durch Umbauten
in Zeiten des Ungeschmackes entstellte Gebäude
zunächst in seinem Innern in einen würdigeren
Stand zu setzen.“1441 Erste restauratorische Bemü-
hungen des Vereins galten der Wiederherstellung
des Chorgestühls „im alten Stile nach den unter der
Tünche aufgefundenen reich verzierten und mit
eingelegter Arbeit versehenen Mustern,“1451 einer
Neuvermalung der Brüstung der Orgelempore „in
Übereinstimmung mit der Staffierung des Orgelge-
häuses selbst nach alten wieder biosgelegten Spu-
ren ehemaliger Malereien,“1461 der Orgelprieche
sowie einer Restaurierung der Wand- und Gewöl-
beflächen unter dem Turm.1471
Vielfältige Aktivitäten und eine rege Öffentlich-
keitsarbeit des Verschönerungsvereins - unter an-
derem die Ausstellung von Teilen des restaurierten
Chorgestühls auf der Baugewerblichen Ausstel-
lung in Braunschweig1481 — lenkten schließlich
131
reichen Malerarbeiten war u. a. vorgesehen:1331
6 Capitäle auf den freistehenden Säulen zu reinigen
und nach weiterer Bestimmung mit gelber und wei-
ßer Leimfarbe zu malen — 4 Capitäle auf den an
2 Seiten sichtbaren Pfeilern auf gleiche Weise zu
behandeln — 12 Pilaster Capitäler ebenfalls vom
Staube zu reinigen und zu malen.“ Hinzu kamen
alle hölzernen Ausstattungsgegenstände, die „un-
ter Berücksichtigung der an den Stühlen vorhande-
nen Decorationen“ mit Öl- oder Leimfarbe zu
streichen, die Gitter um Taufstein und Altären
sowie die Orgel, deren „Decorationen vom Staube
zu reinigen“ und in den „schadhaften Stellen in der
Farbe zu verbessern“ waren.1341
Bemerkenswert ist, daß abgesehen von der pro-
jektierten Neufassung der Kapitelle, Malerarbeiten
am sonstigen Ornamentdekor der Raumschale
nicht vorgesehen waren. Auch aus anderen Unter-
lagen zur Kirchenrestaurierung 1830/31 geht nicht
hervor, ob diese Bereiche vom Ausweißen des Got-
teshauses ausgespart oder — was wohl wahrschein-
licher ist — aus Kostengründen von einer Kalk-
tünche verdeckt werden sollten.135' Die Stellung-
nahme der Kirchengemeinde zum Gotthard/MüL
lerschen Kostenanschlag1361 geht in diesem Zusam-
menhang lediglich auf die Gestaltung der Säulen-
Kapitelle ein, deren „Vermalung in dem jetzigen
Style wieder vorzunehmen“ sei, doch werde „da-
bey ... mehr Einfachheit statt finden können wel-
che indessen bey der Ausführung wird anzuordnen
und zu bestimmen sein.“1371
Am 19. Dezember 1829 wurde das Restaurie-
rungskonzept schließlich vom Konsistorium ge-
nehmigt mit der Weisung: „... wird man bey der
vorgeschlagenen größeren Einfachheit in der neuen
Vermalung der Verzierungen an den Capitälern der
Säulen und an den Wölbungen des innern Gemäu-
ers sich wohl zu hüten haben, daß das Vermalen
nicht in einem neueren Geschmack geschehe, son-
dern der in der Kirche überall einmal herrschende
ältere Geschmack beibehalten werde.“ Außerdem
wurde genehmigt, daß „die Stühle, Thüren, Trep-
pen pp in der Kirche mit perlgrauer Ölfarbe, wel-
che auch wir jeder anderen Farbe vorziehen, und
daß die übrigen Partien mit einer ähnlichen Leim-
farbe vermalt werden.. ,“1381
Die im Jahre 1830 durchgeführte Restaurierung
folgte weitgehend diesen Vorgaben, wobei aller-
dings u. a. Mehrkosten entstanden, weil „bei dem
Anschläge nur auf gewöhnliches Weißen der Kir-
che mit Kalk Rücksicht genommen und da ein ge-
färbter Anstrich vorgezogen ist;“1391 außerdem
wurden vom Maler 18 Rosetten in den Gewölben
vergoldet,1401 was ebenfalls ursprünglich nicht vor-
gesehen war. Als Zuschlagstoffe für die Kalk-
tünche sind Kreide — um die Deckfähigkeit — so-
wie Alaun — um die Binde- und Streichfähigkeit zu
erhöhen — überliefert; als Pigment wurde Ocker
beigegeben.1411
Bereits 1845 war eine gründliche Reinigung der
Kirche erforderlich. Dabei wurden „einige Theile
der Wände der Kirche, welche schadhaft geworden
waren, von neuem überstrichen.“1421
Die Raumpolychromie von 1889
1884 steht das Innere der Marienkirche „in
einem Gewände da, das ihre vormalige Schönheit
verhüllt und nur hier und da durch die Kalktünche
und den Ölanstrich durchschimmern läßt. Die rei-
chen harmonischen Farben im Innern sind ver-
wischt, die Pfeiler ihrer herrlichen Capitäl- und die
Bögen ihrer Gurtenverzierungen beraubt, das Ge-
stühl liegt farblos und kahl da ... Die Arbeiten des
Verschönerungsvereins, wie sie ... unter der um-
sichtigen Leitung des Kreisbaumeisters Müller
vorgenommen sind, geben uns den besten Ver-
gleich an die Hand und lassen selbst den Bau die
Armseligkeit der letzten Restauration in seiner bar-
barischen Übertünchung jener wiederentdeckten
reizenden Intarsien des Chorgestühls, der färben- 226
prächtigen Pfeiler, Gurten und Gewölberippen,
der reich vergoldeten Reliefbildnisse des Hoch-
altars, der Kanzel und Orgel in grellstem Lichte er-
scheinen.“1431
War man 1830 aus Kostengründen recht freizü-
gig mit der offenbar noch weitgehend vorhandenen
Polychromie des Kirchenraumes und seiner Aus-
stattungsgegenstände umgegangen, so sollte die
Restaurierung der Marienkirche 1881 — 1889 auf
eine gesichertere methodische Basis gestellt wer-
den.
Wichtige Vorarbeiten hatte seit 1881 der Verein
für die Verschönerung der Hauptkirche BMV ge-
leistet, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, „das
durch seine architectonische Schönheit ausgezeich-
nete, aber vielfach unfertige und durch Umbauten
in Zeiten des Ungeschmackes entstellte Gebäude
zunächst in seinem Innern in einen würdigeren
Stand zu setzen.“1441 Erste restauratorische Bemü-
hungen des Vereins galten der Wiederherstellung
des Chorgestühls „im alten Stile nach den unter der
Tünche aufgefundenen reich verzierten und mit
eingelegter Arbeit versehenen Mustern,“1451 einer
Neuvermalung der Brüstung der Orgelempore „in
Übereinstimmung mit der Staffierung des Orgelge-
häuses selbst nach alten wieder biosgelegten Spu-
ren ehemaliger Malereien,“1461 der Orgelprieche
sowie einer Restaurierung der Wand- und Gewöl-
beflächen unter dem Turm.1471
Vielfältige Aktivitäten und eine rege Öffentlich-
keitsarbeit des Verschönerungsvereins - unter an-
derem die Ausstellung von Teilen des restaurierten
Chorgestühls auf der Baugewerblichen Ausstel-
lung in Braunschweig1481 — lenkten schließlich
131