FREIBERGER BILDHAUERFAMILIE DITTERICH
158
156
150 Kleinschirma, Krs. Freiberg, Kirche, Altar von Bernhard
Ditterich, 1614.
151 Freiberg, Dom, Kurfürstliche Begräbniskapelle. Altar-
achse, Architektur von Giovanni Maria Nosseni, Bild-
werke von Carlo de Cesare, 1589—1593.
war es auch, die die Freiberger Konkurrenten im-
mer wieder in den Schatten stellte.
Für die Altarkunst des 17. Jahrhunderts in Ober-
sachsen ist das Oeuvre der Bildhauerfamilie der
Ditterich eine Quelle gewesen, auf die viele Bild-
hauer bis in die Sechziger jahre immer wieder gern
zurückgriffen. Während die edlen, klassisch pro-
portinierten Altäre, die vom Geiste Italiens berührt
sind — wie der Lauensteiner Altar von 1602 oder
der Altar zu Borna/Krs. Oschatz von 1605 — im
17. Jahrhundert kaum mehr Nachfolge finden, set-
zen sich die Manierismen der Ditterichs im 17.
Jahrhundert immer wieder durch, vor allem in den
zwanziger und dreißiger sowie in den fünfziger
und sechziger Jahren. Eine ähnliche Bedeutung hat
nur noch das große steinerne Altarwerk der Stadt-
kirche von Pirna. Es wurde von David und Michael
Schwenke vor 1611 geschaffen und vertritt im Un-
terschied zu den gleichzeitigen Werken Nossenis
ebenfalls die Tendenz zum Ornamentalen und in
seiner Figurenvielfalt zum „Mikrokosmischen“.
Lorenz Hornung zum Beispiel zeigt sich in seinem
fast gleichzeitigen Lauensteiner Bünau-Epitaph
davon beeindruckt. Was die Werke der Familie
Ditterich anbelangt, so sind vor allem der Strehlaer
Altar von 1605 und der kleine Epitaphaltar von
Rothschönberg/Krs. Meißen von 1622 in verschie-
denen Eigenheiten nachgeahmt worden. Letzterer
ist ein kleiner Altaraufbau mit seitlich je einer Säule
und einen von Engeln flankierten Kartuschenauf-
satz. Die Dresdner Bildhauer Zacharias Hegewald,
Hieronymus Barthel und Johann Georg Kretzsch-
mar bedienten sich dieses Typus mehrfach.IS)
Von einem nicht bekannten Meister stammt der
Epitaphaltar der Familie Schleinitz in Hof/Krs.
Oschatz von 1624, der den Aufbau des Strehlaer
Altars wiederholt. Seine Gravität entbehrt aller-
dings die dekorativen Reize des Vorbildes, wobei
auch eine Rolle spielt, daß farbigen Gemälden, aber
auch Alabasterreliefs ein wesentliches Mitsprache-
recht eingeräumt ist. 16-> Näher kommen dem Streh-
laer Urbild die Altäre des in Torgau arbeitenden
Bildhauers Andreas Schultze, so der Altar von
Calau 1650, vor allem aber der Altar der Oberkir-
che in Cottbus von 1661. Dieser Altar wiederholt
nicht nur den architektonischen Gesamtaufbau,
sondern auch das ikonographische Programm und
zahlreiche bildhauerische Einzelformulierun-
gen.17^ Schließlich machte sich der Meißner Bild-
schnitzer Valentin Otte zusammen mit dem Maler
Johannes Richter in mehr eigenschöpferischer
Weise das Vorbild der Ditterichs in den fünfziger
und sechzigerJahrendes 17. Jahrhunderts zunutze,
den monstranzenhaften Gesamtumriß, die dekora-
tive Funktion der Figur im Gesamtaufbau, ja be-
stimmte ikonographische Formulierungen wie die
Erscheinung des Auferstandenen als Gärtner. Zu
beobachten sind diese Ähnlichkeiten an den Altä-
ren von Meißen-Zscheila 1655, Tragnitz/Krs. Dö-
beln, 1659, Meißen, St. Afra 1660, Mittweida 1661
157
159
175
158
156
150 Kleinschirma, Krs. Freiberg, Kirche, Altar von Bernhard
Ditterich, 1614.
151 Freiberg, Dom, Kurfürstliche Begräbniskapelle. Altar-
achse, Architektur von Giovanni Maria Nosseni, Bild-
werke von Carlo de Cesare, 1589—1593.
war es auch, die die Freiberger Konkurrenten im-
mer wieder in den Schatten stellte.
Für die Altarkunst des 17. Jahrhunderts in Ober-
sachsen ist das Oeuvre der Bildhauerfamilie der
Ditterich eine Quelle gewesen, auf die viele Bild-
hauer bis in die Sechziger jahre immer wieder gern
zurückgriffen. Während die edlen, klassisch pro-
portinierten Altäre, die vom Geiste Italiens berührt
sind — wie der Lauensteiner Altar von 1602 oder
der Altar zu Borna/Krs. Oschatz von 1605 — im
17. Jahrhundert kaum mehr Nachfolge finden, set-
zen sich die Manierismen der Ditterichs im 17.
Jahrhundert immer wieder durch, vor allem in den
zwanziger und dreißiger sowie in den fünfziger
und sechziger Jahren. Eine ähnliche Bedeutung hat
nur noch das große steinerne Altarwerk der Stadt-
kirche von Pirna. Es wurde von David und Michael
Schwenke vor 1611 geschaffen und vertritt im Un-
terschied zu den gleichzeitigen Werken Nossenis
ebenfalls die Tendenz zum Ornamentalen und in
seiner Figurenvielfalt zum „Mikrokosmischen“.
Lorenz Hornung zum Beispiel zeigt sich in seinem
fast gleichzeitigen Lauensteiner Bünau-Epitaph
davon beeindruckt. Was die Werke der Familie
Ditterich anbelangt, so sind vor allem der Strehlaer
Altar von 1605 und der kleine Epitaphaltar von
Rothschönberg/Krs. Meißen von 1622 in verschie-
denen Eigenheiten nachgeahmt worden. Letzterer
ist ein kleiner Altaraufbau mit seitlich je einer Säule
und einen von Engeln flankierten Kartuschenauf-
satz. Die Dresdner Bildhauer Zacharias Hegewald,
Hieronymus Barthel und Johann Georg Kretzsch-
mar bedienten sich dieses Typus mehrfach.IS)
Von einem nicht bekannten Meister stammt der
Epitaphaltar der Familie Schleinitz in Hof/Krs.
Oschatz von 1624, der den Aufbau des Strehlaer
Altars wiederholt. Seine Gravität entbehrt aller-
dings die dekorativen Reize des Vorbildes, wobei
auch eine Rolle spielt, daß farbigen Gemälden, aber
auch Alabasterreliefs ein wesentliches Mitsprache-
recht eingeräumt ist. 16-> Näher kommen dem Streh-
laer Urbild die Altäre des in Torgau arbeitenden
Bildhauers Andreas Schultze, so der Altar von
Calau 1650, vor allem aber der Altar der Oberkir-
che in Cottbus von 1661. Dieser Altar wiederholt
nicht nur den architektonischen Gesamtaufbau,
sondern auch das ikonographische Programm und
zahlreiche bildhauerische Einzelformulierun-
gen.17^ Schließlich machte sich der Meißner Bild-
schnitzer Valentin Otte zusammen mit dem Maler
Johannes Richter in mehr eigenschöpferischer
Weise das Vorbild der Ditterichs in den fünfziger
und sechzigerJahrendes 17. Jahrhunderts zunutze,
den monstranzenhaften Gesamtumriß, die dekora-
tive Funktion der Figur im Gesamtaufbau, ja be-
stimmte ikonographische Formulierungen wie die
Erscheinung des Auferstandenen als Gärtner. Zu
beobachten sind diese Ähnlichkeiten an den Altä-
ren von Meißen-Zscheila 1655, Tragnitz/Krs. Dö-
beln, 1659, Meißen, St. Afra 1660, Mittweida 1661
157
159
175