GESCHICHTE DER RENOVIERUNG
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Licht dient lediglich der Schönheit des Raumes, es
ist nicht Selbstzweck. Es stört also nicht etwa
durch auffallende Beleuchtungskörper, durch
Blenden oder grellen Schein. Das Licht dient dem
Raum! Für Abendgottesdienste und Kirchenkon-
zerte ist nun nach dieser Seite die Marienkirche ge-
rüstet, was bisher nicht mehr der Fall war.
Eine sogenannte zusätzliche Beleuchtung wird
noch geschaffen werden. Sie wird den Zweck
haben, während des Beginns oder zum Schluß und
überdies besonders zum Lesen in den Gesangbü-
chern eine stärkere Helligkeit zu ermöglichen, die
je nach Bedarf verschieden sein kann. Die Frage,
welcher Art diese zusätzliche Beleuchtung sein
wird, ist noch nicht gelöst. Es wird darauf ankom-
men, vor allem das Mittelschiff je nach Bedarf mit
hellem Lichte zu versehen, ohne daß dadurch der
Charakter der indirekten Beleuchtung gestört
wird.“
Zwei der beschriebenen Gaskandelaber sind im
Heimatmuseum aufgestellt, weitere sind erhalten
und sollen später die Gruftkapelle ausleuchten. Die
erwähnte „zusätzliche Beleuchtung“ ist über das
Planungsstadium nicht hinausgekommen. Zwei
Vorschläge mit indirekt eingebauten Lampen an
den Wulstringen der Pfeiler bzw. mit pyramiden-
artig angeordneten Kerzenleuchten an Pfeilern und
Wänden sind überliefert. In den fünfziger Jahren
hängte man preiswerte Kronleuchterimitate aus
Blech provisorisch auf.
Ausgehend von der historischen Kronleuchter-
form wurde für die neuen Beleuchtungskörper ein
schlichtes Lampensystem aus brünierten Messing-
teilen mit Globe-Glühbirnen gewählt, das auf die
Architektur des Raumes bezogen ist.
Die Einweihung des wiederhergestellten Gottes-
hauses geschah am 10. November 1985. Es war der
Tag, an dem vor 370 Jahren Paul Francke, der her-
zogliche Baumeister und Architekt der Hauptkir-
che BMV im siebenundsiebzigsten Lebensjahr
heimgerufen wurde. Ihm war es nicht vergönnt, die
von ihm erdachte Raumschöpfung fertig zu erle-
ben. Aber es wurde nach seinen Plänen weiterge-
baut. Auf dem wiederhergestellten Epitaph im süd-
lichen Seitenschiff steht unter dem Porträt von Paul
Francke:
„Das ist der Wille des Vaters der mich gesant
hat das wer den Sohn siehet und gleubet an ihn
sagt Christus habe das ewige Leben etc.“
War das Wort aus dem sechsten Kapitel des Jo-
hannesevangeliums die Triebfeder für den Baumei-
ster zu diesem herrlichen Raum, für die Hülle, in
der das Heilsgeschehen erlebbar werden kann?
Im Jahre 1612 wurde in Prag von einem unbe-
kannten Dichter ein Choral verfaßt. Es war die
Zeit, als Herzog Heinrich Julius in Prag weilte, sich
auf die erste evangelische Kirche in jener Stadt
freute und mit anderen zusammen einen Hochaltar
233 Epitaph für den Baumeister Paul Francke. Zustand nach
der Restaurierung 1985.
für diese Kirche in Auftrag gab. Doch durch den
frühen Tod des Herzogs, die Gegenreformation
und den Dreißigjährigen Krieg kam alles ganz an-
ders. Der Altar gelangte auf Umwegen in die Ma-
rienkirche nach Wolfenbüttel. Wie damals, so kann
auch heute dieser Choral ein Zeichen für die Chri-
sten mit dieser Kirche sein.
Freut euch, ihr lieben Christen all,
lobsinget Gott mit hellem Schall,
ja singt und spielt aus Dankbarkeit
dem Herrn im Herzen allezeit,
auf daß sein19’ Wort in diesem Land
zunehm und wachs ohn’ Widerstand,
auch Friede, Treu, Gerechtigkeit
befördert werd zu aller Zeit.
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Licht dient lediglich der Schönheit des Raumes, es
ist nicht Selbstzweck. Es stört also nicht etwa
durch auffallende Beleuchtungskörper, durch
Blenden oder grellen Schein. Das Licht dient dem
Raum! Für Abendgottesdienste und Kirchenkon-
zerte ist nun nach dieser Seite die Marienkirche ge-
rüstet, was bisher nicht mehr der Fall war.
Eine sogenannte zusätzliche Beleuchtung wird
noch geschaffen werden. Sie wird den Zweck
haben, während des Beginns oder zum Schluß und
überdies besonders zum Lesen in den Gesangbü-
chern eine stärkere Helligkeit zu ermöglichen, die
je nach Bedarf verschieden sein kann. Die Frage,
welcher Art diese zusätzliche Beleuchtung sein
wird, ist noch nicht gelöst. Es wird darauf ankom-
men, vor allem das Mittelschiff je nach Bedarf mit
hellem Lichte zu versehen, ohne daß dadurch der
Charakter der indirekten Beleuchtung gestört
wird.“
Zwei der beschriebenen Gaskandelaber sind im
Heimatmuseum aufgestellt, weitere sind erhalten
und sollen später die Gruftkapelle ausleuchten. Die
erwähnte „zusätzliche Beleuchtung“ ist über das
Planungsstadium nicht hinausgekommen. Zwei
Vorschläge mit indirekt eingebauten Lampen an
den Wulstringen der Pfeiler bzw. mit pyramiden-
artig angeordneten Kerzenleuchten an Pfeilern und
Wänden sind überliefert. In den fünfziger Jahren
hängte man preiswerte Kronleuchterimitate aus
Blech provisorisch auf.
Ausgehend von der historischen Kronleuchter-
form wurde für die neuen Beleuchtungskörper ein
schlichtes Lampensystem aus brünierten Messing-
teilen mit Globe-Glühbirnen gewählt, das auf die
Architektur des Raumes bezogen ist.
Die Einweihung des wiederhergestellten Gottes-
hauses geschah am 10. November 1985. Es war der
Tag, an dem vor 370 Jahren Paul Francke, der her-
zogliche Baumeister und Architekt der Hauptkir-
che BMV im siebenundsiebzigsten Lebensjahr
heimgerufen wurde. Ihm war es nicht vergönnt, die
von ihm erdachte Raumschöpfung fertig zu erle-
ben. Aber es wurde nach seinen Plänen weiterge-
baut. Auf dem wiederhergestellten Epitaph im süd-
lichen Seitenschiff steht unter dem Porträt von Paul
Francke:
„Das ist der Wille des Vaters der mich gesant
hat das wer den Sohn siehet und gleubet an ihn
sagt Christus habe das ewige Leben etc.“
War das Wort aus dem sechsten Kapitel des Jo-
hannesevangeliums die Triebfeder für den Baumei-
ster zu diesem herrlichen Raum, für die Hülle, in
der das Heilsgeschehen erlebbar werden kann?
Im Jahre 1612 wurde in Prag von einem unbe-
kannten Dichter ein Choral verfaßt. Es war die
Zeit, als Herzog Heinrich Julius in Prag weilte, sich
auf die erste evangelische Kirche in jener Stadt
freute und mit anderen zusammen einen Hochaltar
233 Epitaph für den Baumeister Paul Francke. Zustand nach
der Restaurierung 1985.
für diese Kirche in Auftrag gab. Doch durch den
frühen Tod des Herzogs, die Gegenreformation
und den Dreißigjährigen Krieg kam alles ganz an-
ders. Der Altar gelangte auf Umwegen in die Ma-
rienkirche nach Wolfenbüttel. Wie damals, so kann
auch heute dieser Choral ein Zeichen für die Chri-
sten mit dieser Kirche sein.
Freut euch, ihr lieben Christen all,
lobsinget Gott mit hellem Schall,
ja singt und spielt aus Dankbarkeit
dem Herrn im Herzen allezeit,
auf daß sein19’ Wort in diesem Land
zunehm und wachs ohn’ Widerstand,
auch Friede, Treu, Gerechtigkeit
befördert werd zu aller Zeit.
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