ROLF-JÜRGEN GROTE/HERMANN KUHR
§ 3. Solchemnach bestehet gedachter Schling haupt-
sächlich aus Eisen und Meßing, und zwar jenes aus lauter
geflochtenem Laubwerck, welches theils von dem So-
phien-Gitter theils von Meister Kortnackens eigener Ar-
beit; dieses aber aus der Fürstl. alten Meßings Taffel,
welche zertheilet, gäntzlich darzu verbraucht, und hie
und da nach der Kunst Stücks-weise in dies neue Gitter
annehmlich eingefaßet worden, dergestalt: daß alles, was
an demselben Meßing heist, auch die vier großen Knöpfe
darauf nicht aus geschloßen, von beregter Meßings-
Taffel gekommen.
§ 4. Es ist achteckigt, drey Fuß und drey Zoll hoch
ohne die Aufsätze, acht Fuß ins gevierte, und eine iede
Ecke hält 3 Fuß, folglich machen die 8 Ecken 24 Fueß in
der Weite: welches ein Raum, so ietziger Zeit zu drey
Gevattern groß genung; vor alters aber, da man sechs
und mehr derselben gehabt, viel zu klein gewesen wäre.
§ 5. An diesem schönen Tauff-Gitter sind zwo Öff-
nungen oder Eingänge mit vier Flügeln und 2 kleinen
Schlößern allesamt in gleicher Größe. Zu den Flügeln
nach der Sacristey siehet man 2 Fürstl. Wapen-Felder,
über jedem derselben 2 Fürstl. und noch ein wenig höher
vier andere Köpfe in einer Reihe neben einander, alles
von Meßing.
§ 6. Ferner stehet oben über der Thür auf iedem Flügel
ein Meßing Oval-Schild mit einem durchbrochenen
eisern Rande umfaßet, und dann auf der Schlage-Leiste
ein langes Brust Bild, gleichfals von Meßing.
§ 7. Der andere Eingang nach dem Todten-Gewölbe
zu ist in allen Zierrathen und Stücken an Wapen Köpfen,
Schilden, Eisen und Meßing der ersten vorbeschriebenen
Öffnung vollkommen gleich, wobey wir uns dann weiter
nicht aufhalten wollen.
§ 8. Zu Eingänge jetzt gedachter Thüren stehen vier,
mithin über ieder 2. Meßings-Knöpfe eingeschraubt,
welche von demienigen Meßing so aus der alten Fürstl.
Taffel übrig und sonsten zu nichts mehr brauchbar gewe-
sen, in Braunschweig, ieder Knopf 1114 1b schwer, gego-
ßen worden.
§ 9. Von diesen ist merckwürdig: daß unter denen vor
einigen Jahren gehengten dreyen Dieben einer Namens
Bock zweene Knöpfe der selben gestohlen, aber durch
eben solches in sein Quartier gebrachtes und daselbst
verstecktes Kirchen Gut zuerst verrathen, darauf mehrer
Diebstahle überführet und aufgeknüpfet worden.
§ 10. Die Seite nach dem kleinen Altar herunter hat in
der Mitten ein viereckigt durchgebrochen Wapen-Schild
von Meßing, auf einem Meßingen Brust-Bilde ruhend,
und um jenem in der Runde herum die Worte:
PRINCEPS. JULIVS. DUX. BRVNSWIGENSIS. ET.
LVNEBVRGENSIS. ME. FIERI. FECIT. HENRICO-
POLI. 1584.
Oben gantz über diese Seite halten zween schwebende
Engel das alte Fürstl. Wapen im Lorber-Crantze, alles
von Meßing und sehr sauber gegoßen.
§ 11. Die Seite jener gleich gegen über, nach dem
hohen Altar zu, kommt mit der vorbeschriebenen in
allen überein. Von den übrigen vier Flügeln aber hat jede
einen Alabaster-Evangelisten mit seinen Kenzeichen in
der Mitten und neben demselben ein Meßings-Schild,
aus offt gedachter Taffel genommen.
Siehe Kirch-Besichtigung
§ 12. 1. Die Tauffe an sich selbst ist von sauber ge-
goßenem Meßing, schön poliret. Ihre gantze Höhe er-
strecket sich überhaupt auf 1 Elle und bey nahe 3. Vier-
thel.
2. Der oberste Rand am Bauche oder Mund-Stücke hat
in der Runde 3%. Ellen und der unterste Rand am Bauche
2. Ellen 314 Vierthel; inwendig findet man den gantzen
Bauch tief 214 Vierthel.
3. Der völlige Angrif, vom Bauche an bis zu dem Fuß-
boden ist bald 3. Viertel hoch. Der oberste Angrif davon
machet in der Runde bey nahe 314 Viertel und eben so
viel auch der unterste aus.
4. Der Rand zwischen beeden Absätzen des Angrifs
hat in der Runde 5 volle Vierthel und die eine dicke drey
Finger hoch. Endlich kommt der Fueß oder Boden, wel-
cher rund gewölbet und beynahe 314 Ellen breit.
Kirch-Besichtigung § 80.
§ 13. Auf jetzt gemeldtem Tauff-Fuse siehet man eine
Fürstl. Jagd, vier hervorragende Drachen-Hälse mit auf-
gesperreten Rachen und rundumher folgende Worte in
Lateinschen Buchstaben:
Godt las es Hertzoge Julias S.F.G. genesen, der hadt
dasse christliche Dofe lasen gesen
Das ist:
Gott laße Hertzog Julius, Seine Fürstl. Gnaden geseg-
net seyn der hat diese christliche Tauffe laßen gießen.
Das H.J. aber mit dem Fürsten-Hut gezieret bedeutet:
Hertzog Julius
§ 14. Den Angriff theilet gleichsam ein etwas übertre-
tender Rand in zweene gleiche Absätze oder Theile. Das
unterste Theil des Angrifs stellet vor die Historie aus der
Apostel-Geschicht Cap. 9,-1-4. Wie nehmlich Paulus
1) von den hohen Priestern Briefe bat und 2) umleuchtet
und nebst seinen Gefährten erschrecket wurde auf dem
Wege.
2. Das oberste Theil des Angrifes hat nur einige Zier-
rathen die eben nichts geistliches bedeuten. An dem
Rande aber zwischen beeden Theilen stehen rings umher
die Worte mit Mönchen-Schrifft
cordt. menten, der. elder. hadt. mych gegoten. anno.
xvclxxi
Das ist:
Cord Menten der Aelter, hat mich gegoßen, anno
1571.
§ 15. 1. Am Bauche über dem Griffe erscheinen auf
5 Feldern, die fünf Seulen unterscheiden, rund herum
allerhand Bilder und Figuren: die zwar einige Tauff- und
andere Biblische Geschichte vorzeigen; aber weil sie vie-
len Bedeutungen zur Ungewisheit unterworfen, nicht
wohl und eigentlich können benähmet werden.
2. Ferner siehet man an dem Bauche, geziemend nach
der Kunst geordnet:
1. Vier Gehänge oder Ringe
2. Fünf Männerchen nach Satyren Art, wovon allemal
einer zwischen zween vorgedachter Schildhalter, doch
etwas niedriger wie jene stehet.
3. Noch fünf Männerchen mit Bärten und Hüten, die
ihre Schilder unter sich halten; auf welchen ein Namens-
T J T
Zug und die Jahrzahl also y jyy das ist:
Hertzog Julius 1571.
4. Oben am Rande abermals fünf alte kleine Männer mit
zugespitzten Mützen, zwischen welchen eben so viel an-
dere altförmische Gesichter, die nebst den übrigen Män-
nerchen der hiesigen 2. u. 3. Numer gantz aus der Mode
kommen.
3. Der Deckel auf dem Bauch ist ohne alle Kunst und
Kostbarkeit, von bloßen Tannen-Holtz, worüber an den
Predig-Tagen der Taufdecken eine gebreitet wird.
§ 16. Was bisher von § 1. bis auf gegenwärtigen berüh-
ret, hat seinen richtigen Grund aus dem Augenschein
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§ 3. Solchemnach bestehet gedachter Schling haupt-
sächlich aus Eisen und Meßing, und zwar jenes aus lauter
geflochtenem Laubwerck, welches theils von dem So-
phien-Gitter theils von Meister Kortnackens eigener Ar-
beit; dieses aber aus der Fürstl. alten Meßings Taffel,
welche zertheilet, gäntzlich darzu verbraucht, und hie
und da nach der Kunst Stücks-weise in dies neue Gitter
annehmlich eingefaßet worden, dergestalt: daß alles, was
an demselben Meßing heist, auch die vier großen Knöpfe
darauf nicht aus geschloßen, von beregter Meßings-
Taffel gekommen.
§ 4. Es ist achteckigt, drey Fuß und drey Zoll hoch
ohne die Aufsätze, acht Fuß ins gevierte, und eine iede
Ecke hält 3 Fuß, folglich machen die 8 Ecken 24 Fueß in
der Weite: welches ein Raum, so ietziger Zeit zu drey
Gevattern groß genung; vor alters aber, da man sechs
und mehr derselben gehabt, viel zu klein gewesen wäre.
§ 5. An diesem schönen Tauff-Gitter sind zwo Öff-
nungen oder Eingänge mit vier Flügeln und 2 kleinen
Schlößern allesamt in gleicher Größe. Zu den Flügeln
nach der Sacristey siehet man 2 Fürstl. Wapen-Felder,
über jedem derselben 2 Fürstl. und noch ein wenig höher
vier andere Köpfe in einer Reihe neben einander, alles
von Meßing.
§ 6. Ferner stehet oben über der Thür auf iedem Flügel
ein Meßing Oval-Schild mit einem durchbrochenen
eisern Rande umfaßet, und dann auf der Schlage-Leiste
ein langes Brust Bild, gleichfals von Meßing.
§ 7. Der andere Eingang nach dem Todten-Gewölbe
zu ist in allen Zierrathen und Stücken an Wapen Köpfen,
Schilden, Eisen und Meßing der ersten vorbeschriebenen
Öffnung vollkommen gleich, wobey wir uns dann weiter
nicht aufhalten wollen.
§ 8. Zu Eingänge jetzt gedachter Thüren stehen vier,
mithin über ieder 2. Meßings-Knöpfe eingeschraubt,
welche von demienigen Meßing so aus der alten Fürstl.
Taffel übrig und sonsten zu nichts mehr brauchbar gewe-
sen, in Braunschweig, ieder Knopf 1114 1b schwer, gego-
ßen worden.
§ 9. Von diesen ist merckwürdig: daß unter denen vor
einigen Jahren gehengten dreyen Dieben einer Namens
Bock zweene Knöpfe der selben gestohlen, aber durch
eben solches in sein Quartier gebrachtes und daselbst
verstecktes Kirchen Gut zuerst verrathen, darauf mehrer
Diebstahle überführet und aufgeknüpfet worden.
§ 10. Die Seite nach dem kleinen Altar herunter hat in
der Mitten ein viereckigt durchgebrochen Wapen-Schild
von Meßing, auf einem Meßingen Brust-Bilde ruhend,
und um jenem in der Runde herum die Worte:
PRINCEPS. JULIVS. DUX. BRVNSWIGENSIS. ET.
LVNEBVRGENSIS. ME. FIERI. FECIT. HENRICO-
POLI. 1584.
Oben gantz über diese Seite halten zween schwebende
Engel das alte Fürstl. Wapen im Lorber-Crantze, alles
von Meßing und sehr sauber gegoßen.
§ 11. Die Seite jener gleich gegen über, nach dem
hohen Altar zu, kommt mit der vorbeschriebenen in
allen überein. Von den übrigen vier Flügeln aber hat jede
einen Alabaster-Evangelisten mit seinen Kenzeichen in
der Mitten und neben demselben ein Meßings-Schild,
aus offt gedachter Taffel genommen.
Siehe Kirch-Besichtigung
§ 12. 1. Die Tauffe an sich selbst ist von sauber ge-
goßenem Meßing, schön poliret. Ihre gantze Höhe er-
strecket sich überhaupt auf 1 Elle und bey nahe 3. Vier-
thel.
2. Der oberste Rand am Bauche oder Mund-Stücke hat
in der Runde 3%. Ellen und der unterste Rand am Bauche
2. Ellen 314 Vierthel; inwendig findet man den gantzen
Bauch tief 214 Vierthel.
3. Der völlige Angrif, vom Bauche an bis zu dem Fuß-
boden ist bald 3. Viertel hoch. Der oberste Angrif davon
machet in der Runde bey nahe 314 Viertel und eben so
viel auch der unterste aus.
4. Der Rand zwischen beeden Absätzen des Angrifs
hat in der Runde 5 volle Vierthel und die eine dicke drey
Finger hoch. Endlich kommt der Fueß oder Boden, wel-
cher rund gewölbet und beynahe 314 Ellen breit.
Kirch-Besichtigung § 80.
§ 13. Auf jetzt gemeldtem Tauff-Fuse siehet man eine
Fürstl. Jagd, vier hervorragende Drachen-Hälse mit auf-
gesperreten Rachen und rundumher folgende Worte in
Lateinschen Buchstaben:
Godt las es Hertzoge Julias S.F.G. genesen, der hadt
dasse christliche Dofe lasen gesen
Das ist:
Gott laße Hertzog Julius, Seine Fürstl. Gnaden geseg-
net seyn der hat diese christliche Tauffe laßen gießen.
Das H.J. aber mit dem Fürsten-Hut gezieret bedeutet:
Hertzog Julius
§ 14. Den Angriff theilet gleichsam ein etwas übertre-
tender Rand in zweene gleiche Absätze oder Theile. Das
unterste Theil des Angrifs stellet vor die Historie aus der
Apostel-Geschicht Cap. 9,-1-4. Wie nehmlich Paulus
1) von den hohen Priestern Briefe bat und 2) umleuchtet
und nebst seinen Gefährten erschrecket wurde auf dem
Wege.
2. Das oberste Theil des Angrifes hat nur einige Zier-
rathen die eben nichts geistliches bedeuten. An dem
Rande aber zwischen beeden Theilen stehen rings umher
die Worte mit Mönchen-Schrifft
cordt. menten, der. elder. hadt. mych gegoten. anno.
xvclxxi
Das ist:
Cord Menten der Aelter, hat mich gegoßen, anno
1571.
§ 15. 1. Am Bauche über dem Griffe erscheinen auf
5 Feldern, die fünf Seulen unterscheiden, rund herum
allerhand Bilder und Figuren: die zwar einige Tauff- und
andere Biblische Geschichte vorzeigen; aber weil sie vie-
len Bedeutungen zur Ungewisheit unterworfen, nicht
wohl und eigentlich können benähmet werden.
2. Ferner siehet man an dem Bauche, geziemend nach
der Kunst geordnet:
1. Vier Gehänge oder Ringe
2. Fünf Männerchen nach Satyren Art, wovon allemal
einer zwischen zween vorgedachter Schildhalter, doch
etwas niedriger wie jene stehet.
3. Noch fünf Männerchen mit Bärten und Hüten, die
ihre Schilder unter sich halten; auf welchen ein Namens-
T J T
Zug und die Jahrzahl also y jyy das ist:
Hertzog Julius 1571.
4. Oben am Rande abermals fünf alte kleine Männer mit
zugespitzten Mützen, zwischen welchen eben so viel an-
dere altförmische Gesichter, die nebst den übrigen Män-
nerchen der hiesigen 2. u. 3. Numer gantz aus der Mode
kommen.
3. Der Deckel auf dem Bauch ist ohne alle Kunst und
Kostbarkeit, von bloßen Tannen-Holtz, worüber an den
Predig-Tagen der Taufdecken eine gebreitet wird.
§ 16. Was bisher von § 1. bis auf gegenwärtigen berüh-
ret, hat seinen richtigen Grund aus dem Augenschein
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