ROLF-JÜRGEN GROTE/HERMANN KUHR
Baltzer Steuerwaiden gezahlet 30 thlr
Imgleichen hat der Mahler, Justus Stats Daßel,
dieselbe auch anschwärtzen u. mit Golde aus-
stafiren müßen, wofür er bekommen 6 „
Summa 36. thlr
Siehe auch Orgel-Kosten n. 64.
§ 27. Seit dieser ansehnlichen Ausbeßerung haben von
an. 1695 — 1714. die Orgel-Kosten ziemlich abgenom-
men; so das währender Zeit nur 33 thlr an etwas wichti-
gen Ausgaben bemercket worden; wovon an. 1708 der
Orgelmacher Johann Grafe 25. thlr empfangen: weil er
die gantze Orgel ausgebeßert und sonderlich das Rück-
positiv daran so zubereitet, daß man es in den Chor- und
Cammer-Thon transponiren kan; welches damals noch
an keinem Orte soll zu finden gewesen seyn.
Orgel-Kosten, n. 58 — 60. u. 65.
§ 28. An. 1715. beschrieb der zeitige Organist Johann
Benediktus Pabst die Orgel, wie sie an Bälgen. Stimmen,
Registraturen und sonsten beschaffen, auch was daran
gut und mangelhaft. Dieser Bericht wurde dem Kirchen-
Collegio am 13. Februar 1715 eingesandt, und lautet
also:
§ 29. 1. Das Balgen-Gehäuse zusamt den Bälgen ist
gantz schlecht; gestalt denn die unter- und ober-Blätter
an den Bälgen nur Tannen-Holtz, welches theils von den
Wurmen zerfreßen; gehen nur zur helfte so hoch auf als
sich gebiiret, und ist von Jahren zu Jahren daran geflik-
ket, weil sie zu Anfang nicht wohl beledert worden. An
etzlichen in den Bälgen Blättern ist der Wurm sehr starck,
und gehet der Wind hin und wieder starck heraus, und
seyn die Bälgen in Ansehung eines so großen und an-
sehnlichen Wercks so schlecht befunden, daß sie viel zu
kurtz, und müßen die Blätter von Eichen-Holtze, jedes
9. Fueß lang und 4 Fueß breit seyn, und können sodann,
wenn schon dem nächst das Werck nach der Größe mit
Registern solte verbeßert werden, anstatt der ietzigen
zehn Bälge acht Stücke dem Wercke gnug thun. Bey jetzi-
gem Zustande aber können 6. volkommene Bälge, wann
sie in vorbeschriebener Länge auch Breite und höher auf-
gingen, das ihrige wohl verrichten; es würde aber ein
jeder Balg mit behufigen Materialien, auch Schmiede-
und anderer Arbeit auf 30 thlr zu stehen kommen.
2. Die Clavire, welcher 3. sind. Drey Clavire liegen so
hart aneinander, daß auf den Nothfall eins vor dem an-
dern nicht heraus genommen, dahero auch demselben
nicht geholfen werden kan.
3. Der Principal-Bass von 16. Fueß.
4. Sub-Bass ist 16. Fueß.
5. Der Gedact-Baß 32 Fueß.
6. Der Posaunen-Bass von 16. Fueß.
7. Der kleine Trompeten-Baß, 8 Fueß.
8. Lieblicher Baß im Pedal, 8 Fueß von Holtz.
9. Der Bauer-Flöten-Baß.
10. der Cornet-Baß.
11. Der Vogel-Gesang im Pedal ist, weil er nicht getau-
get, heraus genommen; das Register aber vorhanden.
12. Der Principal im Pedal von 16 Fuß, ist vorn im Ge-
sichte von englischem Zinn und sehr gut.
13. Die Wind-Laden seyn im schlechten Zustande und
von den Würmen sehr zerfreßen.
14. Der Untersatz, oder sub contra, aus dem contra F.
angerechnet, von 32. Fuß, spricht gar nicht an; scheinet
auch, als wenn es gar nicht gebrauchet: weil sich das Regi-
ster gantz nicht wohl läßet anziehen.
15. Das Haupt-Clavier oder rechte Werck.
16. Der Principal von 8. Fueß ist gut.
17. Rohr-Flöte 16. Fuß ist guten Thons; Es ist aber zu
mercken: daß zwar die Rohr Flöte im Manual vorhan-
den, der obig gedachte Gedact-Baß aber hat keine abson-
derliche Pfeifen; sondern die Rohr-Flöte im Manual von
16. Fueß ist der Gedact-Baß zugleich mit, und ist nur ein
absonderlich Register im Pedal darauf gemacht, daß man
die Rohr-Flöte im Pedal alleine, wenn man will, gebrau-
chen kan, und im Manual nicht zugleich mit gehe.
18. Die Spitz-Flöte ist lieblich und schön von 8 Fuß.
19. Octave 4 Fueß ist gut.
20. Nassat-Flötwerck 3. Fuß hat keine rechte Art.
21. Vor das Gems-Horn ist eine neue Flöt-Stimme ge-
setzet.
22. Trompeta 8. Fuß.
23. Die kleine Cymbel ist nur einfach und schlecht.
24. Quinta, 3. Fuß, ist ziemlich
25. Nacht-Horn, Flötwerck, ist wohl und gut
26. Mixtur ist vierfach, da sie sonst sechsfach seyn mü-
ste.
27. Das oberste Brust-Clavier hat repetirende Quin-
tez.
28. Die Zimbal gedoppelt ist gut.
29. Quinta dena, 8 Fuß, ist gantz untauglich.
30. Singend Regal, 8 Fuß, ist nichts sonderliches.
31. Die Pflock-Pfeife, 4. Fueß ist ziemlich.
32. Octava, 2 Fueß ist auch ziemlich.
33. Schwiechel, 1 Fuß.
34. Im Rück-positiv das Principal von 8. Fueß ist gut.
35. Quinta dena von 16 Fuß ist zwar enger mensur,
aber nach der Art gut.
36. Die Quer-Flöte, 4 Fueß ist gut.
37. Die Spitz-Flöte, 4 Fueß ist gut.
38. Die Octava, 4 Fueß ist gut.
39. Liebliches Gedact von 8. Fueß, ist zum musiciren
was sonderliches.
40. Octava oder Quintez, 2. Fueß ist recht gut.
41. Sesquialtera ist sehr gut.
42. Die Cymbal doppelt ist gut.
43. Das Schnarrwerck, die Baar-Pfeife genannt, da sie
untauglich und nicht konnte gebrauchet werden, ist an
dero statt eine neue Stimme Flötwerck von 8 Fueß hinein
gesetzt.
44. Anstatt des Dulcians weil er was altvätersch, ist die
neue Stimme Hautbois von 8 Fueß hinein gebracht und
gut.
45. Der Tremulanten sind drey, zwey davon sind gut;
der Bass-Tremulant klappert, ist nicht brauchbar.
46. Der Cymbel-Stern ist oben ins Werck gebracht u.
repariret worden.
Summa
Die gantze Registratur nebst dem Anhänge insgesamt
ist in schlechten Stande. So viel nun die Hülfe dieses so
großen schönen Orgelwercks betrift, und auf was mas
und weise dieselbe geschehen könnte; so bestehet das
Fundament des Orgel-Wercks, wie schon oben gedacht,
auf guten Wind.
Datum Wolffenbüttel den 13 Febr. 1715.
Johannes Benedictus Pabst, Organ.
Orgel Kosten n. 62.
§ 30. Allein wie viele Mängel auch in bevorstehendem
Bericht angegeben sind, so hat dennoch der Organist sich
bisher dergestalt zu behelfen gewust, das man die Aus-
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Baltzer Steuerwaiden gezahlet 30 thlr
Imgleichen hat der Mahler, Justus Stats Daßel,
dieselbe auch anschwärtzen u. mit Golde aus-
stafiren müßen, wofür er bekommen 6 „
Summa 36. thlr
Siehe auch Orgel-Kosten n. 64.
§ 27. Seit dieser ansehnlichen Ausbeßerung haben von
an. 1695 — 1714. die Orgel-Kosten ziemlich abgenom-
men; so das währender Zeit nur 33 thlr an etwas wichti-
gen Ausgaben bemercket worden; wovon an. 1708 der
Orgelmacher Johann Grafe 25. thlr empfangen: weil er
die gantze Orgel ausgebeßert und sonderlich das Rück-
positiv daran so zubereitet, daß man es in den Chor- und
Cammer-Thon transponiren kan; welches damals noch
an keinem Orte soll zu finden gewesen seyn.
Orgel-Kosten, n. 58 — 60. u. 65.
§ 28. An. 1715. beschrieb der zeitige Organist Johann
Benediktus Pabst die Orgel, wie sie an Bälgen. Stimmen,
Registraturen und sonsten beschaffen, auch was daran
gut und mangelhaft. Dieser Bericht wurde dem Kirchen-
Collegio am 13. Februar 1715 eingesandt, und lautet
also:
§ 29. 1. Das Balgen-Gehäuse zusamt den Bälgen ist
gantz schlecht; gestalt denn die unter- und ober-Blätter
an den Bälgen nur Tannen-Holtz, welches theils von den
Wurmen zerfreßen; gehen nur zur helfte so hoch auf als
sich gebiiret, und ist von Jahren zu Jahren daran geflik-
ket, weil sie zu Anfang nicht wohl beledert worden. An
etzlichen in den Bälgen Blättern ist der Wurm sehr starck,
und gehet der Wind hin und wieder starck heraus, und
seyn die Bälgen in Ansehung eines so großen und an-
sehnlichen Wercks so schlecht befunden, daß sie viel zu
kurtz, und müßen die Blätter von Eichen-Holtze, jedes
9. Fueß lang und 4 Fueß breit seyn, und können sodann,
wenn schon dem nächst das Werck nach der Größe mit
Registern solte verbeßert werden, anstatt der ietzigen
zehn Bälge acht Stücke dem Wercke gnug thun. Bey jetzi-
gem Zustande aber können 6. volkommene Bälge, wann
sie in vorbeschriebener Länge auch Breite und höher auf-
gingen, das ihrige wohl verrichten; es würde aber ein
jeder Balg mit behufigen Materialien, auch Schmiede-
und anderer Arbeit auf 30 thlr zu stehen kommen.
2. Die Clavire, welcher 3. sind. Drey Clavire liegen so
hart aneinander, daß auf den Nothfall eins vor dem an-
dern nicht heraus genommen, dahero auch demselben
nicht geholfen werden kan.
3. Der Principal-Bass von 16. Fueß.
4. Sub-Bass ist 16. Fueß.
5. Der Gedact-Baß 32 Fueß.
6. Der Posaunen-Bass von 16. Fueß.
7. Der kleine Trompeten-Baß, 8 Fueß.
8. Lieblicher Baß im Pedal, 8 Fueß von Holtz.
9. Der Bauer-Flöten-Baß.
10. der Cornet-Baß.
11. Der Vogel-Gesang im Pedal ist, weil er nicht getau-
get, heraus genommen; das Register aber vorhanden.
12. Der Principal im Pedal von 16 Fuß, ist vorn im Ge-
sichte von englischem Zinn und sehr gut.
13. Die Wind-Laden seyn im schlechten Zustande und
von den Würmen sehr zerfreßen.
14. Der Untersatz, oder sub contra, aus dem contra F.
angerechnet, von 32. Fuß, spricht gar nicht an; scheinet
auch, als wenn es gar nicht gebrauchet: weil sich das Regi-
ster gantz nicht wohl läßet anziehen.
15. Das Haupt-Clavier oder rechte Werck.
16. Der Principal von 8. Fueß ist gut.
17. Rohr-Flöte 16. Fuß ist guten Thons; Es ist aber zu
mercken: daß zwar die Rohr Flöte im Manual vorhan-
den, der obig gedachte Gedact-Baß aber hat keine abson-
derliche Pfeifen; sondern die Rohr-Flöte im Manual von
16. Fueß ist der Gedact-Baß zugleich mit, und ist nur ein
absonderlich Register im Pedal darauf gemacht, daß man
die Rohr-Flöte im Pedal alleine, wenn man will, gebrau-
chen kan, und im Manual nicht zugleich mit gehe.
18. Die Spitz-Flöte ist lieblich und schön von 8 Fuß.
19. Octave 4 Fueß ist gut.
20. Nassat-Flötwerck 3. Fuß hat keine rechte Art.
21. Vor das Gems-Horn ist eine neue Flöt-Stimme ge-
setzet.
22. Trompeta 8. Fuß.
23. Die kleine Cymbel ist nur einfach und schlecht.
24. Quinta, 3. Fuß, ist ziemlich
25. Nacht-Horn, Flötwerck, ist wohl und gut
26. Mixtur ist vierfach, da sie sonst sechsfach seyn mü-
ste.
27. Das oberste Brust-Clavier hat repetirende Quin-
tez.
28. Die Zimbal gedoppelt ist gut.
29. Quinta dena, 8 Fuß, ist gantz untauglich.
30. Singend Regal, 8 Fuß, ist nichts sonderliches.
31. Die Pflock-Pfeife, 4. Fueß ist ziemlich.
32. Octava, 2 Fueß ist auch ziemlich.
33. Schwiechel, 1 Fuß.
34. Im Rück-positiv das Principal von 8. Fueß ist gut.
35. Quinta dena von 16 Fuß ist zwar enger mensur,
aber nach der Art gut.
36. Die Quer-Flöte, 4 Fueß ist gut.
37. Die Spitz-Flöte, 4 Fueß ist gut.
38. Die Octava, 4 Fueß ist gut.
39. Liebliches Gedact von 8. Fueß, ist zum musiciren
was sonderliches.
40. Octava oder Quintez, 2. Fueß ist recht gut.
41. Sesquialtera ist sehr gut.
42. Die Cymbal doppelt ist gut.
43. Das Schnarrwerck, die Baar-Pfeife genannt, da sie
untauglich und nicht konnte gebrauchet werden, ist an
dero statt eine neue Stimme Flötwerck von 8 Fueß hinein
gesetzt.
44. Anstatt des Dulcians weil er was altvätersch, ist die
neue Stimme Hautbois von 8 Fueß hinein gebracht und
gut.
45. Der Tremulanten sind drey, zwey davon sind gut;
der Bass-Tremulant klappert, ist nicht brauchbar.
46. Der Cymbel-Stern ist oben ins Werck gebracht u.
repariret worden.
Summa
Die gantze Registratur nebst dem Anhänge insgesamt
ist in schlechten Stande. So viel nun die Hülfe dieses so
großen schönen Orgelwercks betrift, und auf was mas
und weise dieselbe geschehen könnte; so bestehet das
Fundament des Orgel-Wercks, wie schon oben gedacht,
auf guten Wind.
Datum Wolffenbüttel den 13 Febr. 1715.
Johannes Benedictus Pabst, Organ.
Orgel Kosten n. 62.
§ 30. Allein wie viele Mängel auch in bevorstehendem
Bericht angegeben sind, so hat dennoch der Organist sich
bisher dergestalt zu behelfen gewust, das man die Aus-
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