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Miller, Alexandra von; Kerschner, Michael; Betina, Lisa
Archaische Siedlungsbefunde in Ephesos: Stratigrafie, Bauphasen, Keramik und Kleinfunde aus den Grabungen unter der Tetragonos Agora : archaische Keramikfunde aus dem Theater und von den nordwestlichen Ausläufern des Panayirdağ (Band 13,3: Textband): Textband — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2019

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51985#0047
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46

l.B Die Keramik

teils nur sehr summarisch charakterisierten, da unzureichend bekannten Produktionsregionen
wurde Samos selbst das künstlerisch-innovative Primat eingeräumt, womit auch hier letztlich
die Fundmenge vor Ort ähnlich wie zuvor in Rhodos zum Beurteilungskriterium der Relevanz
des Fundplatzes für die Keramikproduktion wurde.
Als weitere zentrale Entwicklungen in der ostgriechischen Keramikforschung haben der
Beginn der systematischen Amphorenforschung49 und die ab den 1970er Jahren initiierte Berück-
sichtigung innovativer naturwissenschaftlicher Methoden in der Keramikanalyse50 zu gelten, mit
denen erstmals die Resultate archäometrischer Analysen des Tonrohstoffes in die Herkunfts-
frage der Gefäße einbezogen wurden und die in ihrer konsequenten Weiterführung seither einen
wesentlichen Erkenntnissfortschritt erbracht haben. Zu den wichtigsten, da für den gesamten ioni-
schen Kulturraum besonders relevanten Ergebnissen zählen neben einer Reihe anderer Herstel-
lungsorte sicher die Identifizierung Milets als eines der richtungsweisenden Produktionszentren
für Knickrandschalen, Tierfrieskeramik und Fikelluraware51, die Bestätigung einer orientalisie-
renden Keramikproduktion in der Äolis52, die Verortung der späten Ausprägung des Tierfriesstils
gemeinsam mit dem schon von J. N. Coldstream definierten und zunächst auf Rhodos lokalisier-
ten >Bird-kotyle-workshop<53 in Teos im nördlichen Ionien54 sowie der Produktionsnachweis der
chiotischen Keramik auf der Insel Chios und daran angelehnt am gegenüberliegenden Festland55.
1 .B. 1.1 Typologie und Chronologie
l.B. 1.1.1 Relative Chronologie
Das relative Chronologiegerüst der ostgriechischen Keramik archaischer Zeit beruht im Wesent-
lichen auf dem Verständnis der form- und dekortypologischen Entwicklung der Feinkeramik,
welches sich aus geschlossenen Befunden in Ionien56 und im weiteren Verbreitungsradius
ostgriechischer Keramik57 erschließt. Das von R. M. Cook auf Basis stilistischer Grundlagen

49 Vgl. dazu besonders die Materialvorlagen und Diskussionen spezieller Fragestellungen bei Zeest 1960; Grace
1971; Clinkenbeard 1982; Dupont 1982; Clinkenbeard 1986; Doger 1986; Jones 1986a; di Sandro 1986; Johnston
1990; Ruban 1991; Grandjean 1992; Lawall 1995; Whitbread 1995; Cook - Dupont 1998; Monachov 1999; Sez-
gin 2004; Dupont 2005a; Kerschner - Mommsen 2005; Naso 2005; Blrzescu 2009; Fantalkin - Tal 2010; Tzochev
2011b; Blrzescu 2012a; Sezgin 2012.
50 Vgl. für die ostgriechische Keramik Dupont 1983; Dupont 1986. s. auch Jones 1986b. Erstmals wird die archäo-
metrische Methode bei Boardman - Schweizer 1973, 267-283 thematisiert. Ein allgemeiner Überblick ist bei
Kerschner 2017a nachzulesen, bes. die Literaturverweise Anm. 16.
51 Zu der nunmehr gesicherten Produktion in Milet vgl. Dupont 1983, 37-39; Dupont 1986; Kerschner 2002b,
37-47. Zuletzt hat Coulie 2014, 48-62 den Versuch unternommen, einzelne Malerhände innerhalb der milesischen
Tierfriesproduktion zu scheiden.
52 Kerschner 2002e, 84-92; Kerschner 2006c; Posamentir - Solovyov 2006, 106-110.
53 Zum >Bird-kotyle-workshop< vgl. Coldstream 1968, 277-279. s. auch Coulie 2013, 172-175.
54 Eine Lokalisierung des >Bird-kotyle-workshop< im nördlichen Ionien wurde erstmals von Dupont 1983, 40. 41
vorgeschlagen und von Kerschner - Mommsen 1997 bestätigt. Die aktuelle Auflage Coldstream 2008, 479 berück-
sichtigt diese neuen Ergebnisse bereits. Zuletzt gelang die nachweisliche Lokalisierung der Vogelschalenwerkstatt
in Teos. s. dazu Kerschner 2014a, 109. 115; Kadiogluu. a. 2015, 349-353; Kersclmer 2017a, 107 f. Vgl. dazu auch
schon die archäologische Argumentation bei Kersclmer 2002e, 72-92. Zu der Verortung des späten Tierffiesstils
vgl. Dupont 1983, 39 f; Dupont 1986, 67 f.; Kerschner 2002e, 72—92.
55 Zu Chios vgl. Dupont 1983, 30 f. 41; Jones 1986b, 282-288. Zu Erythrai vgl. Bayburtluoglu 1978, 30; s. auch
Dupont 1983, 24 f. 41. Zu Klazomenai s. Hürmüzlü 2008. Zusammenfassend vgl. Kerschner - Mommsen 2009,
133-136.
56 Für das Heraion von Samos s. Walter 1957; Walter - Viemeisel 1959; Furtwängler 1980; Furtwängler - Kienast
1989. Für Milet vgl. von Graeve 1973/1974; von Graeve 1975; Kerschner 1999. Für Assesos s. Kalaitzoglou
2008. Für lasos s. Ibba 2004; Donati 2013. Für Ephesos s. Langmann 1967; Kerschner 1997a. Für Klazomenai
vgl. Ersoy 1993; Ersoy 2004. Für Smyrna vgl. Akurgal 1983. Für Chios vgl. Boardman 1967.
57 s. dazu Alexandrescu 1978 und Alexandrescu 2005b zu Istros; Hayes 1966 und Hayes 1973 zu Taucheira; Utili
1999 zu Assos; Jacopi 1929, Jacopi 1931 und Jacopi 1932/1933 zu den Nekropolen von Rhodos; Waldbaum 2011
zu Ashkelon; Villard - Vallet 1955 und Villard - Vallet 1964 zu Megara Hyblaea.
 
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